RAMMSTEIN, GREENFIELD und mehr

RAMMSTEIN, GREENFIELD und mehr

Nein, die deutschen Industrial Metaller spielen nicht im Berner Oberland, sind aber mindestens so aktuell, wie da Festival, das am Donnerstag Fahrt aufnimmt.

Danny Frischknecht

RAMMSTEIN – oder besonders ihr Frontmann Till Lindemann- stehen aktuell nicht wegen ihrer Musik im Interesse der Medien. Vielmehr sind es Drogen- und Sexvorwürfe. Was da dran ist, werden Untersuchungen möglicherweise zeigen. Vorerst gilt für alle Beteiligten die Unschuldsvermutung.

Die ganze Geschichte wirft immerhin Fragen auf. Ist es nach wie vor so, dass wie in den Siebzier und Achtziger Jahren Groupies „gecastet“ und dann den Stars zum Frass vorgeworfen werden? Möglicherweise wird nach den Konzerten heftig abgefeiert, bestimmt der eine oder andere bewusstseinsverändernde Stoff konsumiert – und doch erleben viele Betrachter das Tourleben als anstrengend, das Verhalten grosser Stars beinahe schon als langweilig, seriös und sehr gesundheitsbewusst. Aber haben es Stars auf der Ebene von RAMMSTEIN wirklich nötig, Fans unter Drogen zu setzen, gefügig zu machen, sexuell zu belästigen oder gar zu vergewaltigen?
Oder könnte es nicht auch sein, dass man mit solchen Vorwürfen gewaltig Aufmerksamkeit erhaschen kann? Es ist heute mit den Möglichkeiten von Social Media maximal einfach, gerade Prominente in Verruf zu bringen, Vorwürfe zu Selbstläufern zu machen, gehörige Empörung hervorzurufen, Shit Storms zu implantieren?
Klar, wenn an den Vorwürfen etwas dran ist, soll das geklärt werden, Schuldige benannt und bestraft werden. Vorverurteilung sind dabei wenig hilfreich und eine gewisse Ruhe und Sachlichkeit am Ende für alle Beteiligten nützlich. Hinschauen und Handeln sind wichtig, müssen aber letztlich auf Fakten aufbauen – wieder zum Schutz aller Beteiligten. Mal sehen, wie diese Geschichte weitergeht.

Deutlich erfreulicher ist, dass ab MItte dieser WOche das Berner Oberland erneut erbeben wird. Während sich in Interlakne krawattenbewehrte Businessmenschen zu einen wichtigen und seriösen Event direkt in Interlaken treffen, geht es etwas ausserhalb deutlich rauer zu und her; das GREENFIELD Festival auf dem Flugfeld nimmt nach 2022 erneut Fahrt auf – die beiden Absagen wegen Corona sind längst vergessen. Wiederum steht ein beachtliches Lineup bereit; SLIPKNOT, DIE ÄRZTE, SABATON, AMON AMARTH oder ARCH ENEMY sind nur eine kleine Auswahl der rund 40 Bands, welche Rock-, Punk- und Metalfans beglücken dürften. Ebenfalls Freude dürfte das Wetter machen – viel Sonnenschein und um die 26 Grad warm – abgesehen vom Schauer- und Gewitterrisiko, das in den Bergen immer dazugehört. Es ist also angerichtet für ein weiteres Rockfest, bei dem auch deutlich mehr Bier konsumiert werden dürfte als es beim parallelen Wirtschaftsevent Küpli geben dürfte.

Neben dem GREENFIELD hält der Schweizer Konzertsommer weitere Perlen bereit. Das Schaffhauser STARS IN TOWN präsentiert keinen geringeren Headliner als DIE TOTEN HOSEN, das ROCK THE LAKES mausert sich zum Westschweizer GREENFIELD-Konkurrenten, das OPEN AIR ST.GALLEN bringt mit ELECTRIC CALLBOY eine gehörige Portion Metalcore ins Sittertobel, die Winterthurer MUSIKFESTWOCHEN rocken mit Bands wie COILGUNS, BLACK ANGELS oder MADRUGADA ebenfalls ordentlich ab, auch das SUMMERSIDE in Grenchen fetzt – selbst nach der Absage von FIVE FINGER DEATH PUNCH. Auch wenn diese Liste nicht abschliessend ist – es wird definitiv ein heisser Sommer.