GREENFIELD 22 – Samstag
Es ist Samstag, es wird noch heisser, diesmal hab ich aber meine Sonnencreme dabei und bin bestens ausgerüstet.
Texte Melanie Mallepell, Danny Frischknecht, Bilder Danny Frischknecht
Hinweis: die folgenden Beiträge in gerader Schrift stammen von Melanie, die kursiv geschriebenen von Danny.
Auf die Bands heute freue ich mich sehr, auch auf die Atmosphäre hier am Greenfield.
SELBSTBEDIENUNG macht heute den Start in den Tag und dies auch sehr gut. Nebst einer kleinen Ode an das GREENFIELD geht’s auch gleich los mit Songs Richtung Punk. Auch Ballone kommen ins Spiel, werden von der Bühne ins Publikum geworfen und von den Zuschauern hin und her bewegt. Das «fäggt».
Da war ich irgendwie noch nicht richtig vor Ort…
ITCHY
Als nächstes kommt ITCHY, auch direkt bei der Jungfrau Stage. ITCHY ist kurzfristig als Ersatzband eingesprungen, sie seien auch «als sehr zusammengewürfelte Truppe in einem Bus hierher gekommen». Mit ihrer Ansprache und dem mitschwindenden Humor haben sie jedenfalls bei mir sofort Sympathiepunkte gewonnen. Ich schätze mal, auch bei den meisten anderen Menschen, die sich vor der Bühne versammelt haben. Die eher punkigen Songs kommen auch sehr gut an.
ITCHY, das ist deutscher Fun-Punk-Kult. Ich liebe die Jungs! Nicht nur, weil ich sie schon öfter getroffen und mehrfach interviewt habe, sondern weil sie das, was sie auf der Bühne machen, über alles lieben. Sibi an Gitarre und Mikrofon, Panzer an Bass und ebenfalls Mikrofon und Max an den Drums, das ist Spielfreude pur. Dazu gesellt sich jede Menge Bühnenerfahrung, schliesslich sind die Männer seit 2000 unterwegs, bis 2017 noch unter dem Namen ITCHY POOPZKID. In dieser Zeit hat die Truppe acht Studioalben veröffentlicht und zwei Bücher geschrieben. Und am GREENFIELD boten sie das, was man von einer Band erwartet, welche bisher über 1000 Konzerte gespielt hat – volles Rohr vorwärts, ohne Kompromisse!
BETONTOD
Als nächstes sehe ich mir BETONTOD an. Ich mag die Band ganz gerne, finde sie aber keine Band, zu welcher ich jetzt total abfeiere. Das ist natürlich eine subjektive Einschätzung von mir. Ansonsten find ich den Auftritt echt nice, OLIVER MEISTER, der Sänger von BETONTOD, spricht aktiv mit dem Publikum, es sammeln sich immer mehr Menschen an. Schon jetzt hat es auffällig viele Festivalbesucher. Mich freuts für die Band. Ich hör mir BETONTOD auf jeden Fall bis zum Schluss an.
Ich nicht. Also, ich höre mir die Jungs nicht bis zum Ende an. Nicht, dass ich sie schlecht fände oder das Konzert nicht in Ordnung gewesen wäre. Eher, weil ich die Band schon sehr oft gehört und gesehen habe und sie mir momentan nichts Neues bieten. „business as usual“ ist mir aktuell von dieser Kultband gerade etwas zu wenig.
SKILLET
Als nächstes schaue ich mir SKILLET an. Die vierköpfige Band aus Tennessee wird bereits von ziemlich vielen Leuten erwartet. Der Auftritt ist sauber, die Band wahnsinnig gut. Nebst den vier bestehenden Mitgliedern gibt es Live-Mitglieder, wie etwa der Cello-Spieler TATE OLSEN. Die diversen Instrumente und der Mix zwischen harten Tönen und dem eher klassischen Klang eines Cellos ist einfach wunderbar. Auch finde ich es echt der Hammer, wie sich Schlagzeugerin JEN LEDGER abwechselt zwischen Gesang und Schlagzeug. Oder dann gleich beides tut, dies mit einer extremen Power. Die ganze Band wirkt energiegeladen. Sie spielen unter anderem auch sehr bekannte Songs wie «Monster». Bei «Hero» hält JOHN COOPER, Sänger der Band, eine schon recht rührende Ansprache. «Fuck Depressions!», heisst es, nachdem er erzählt, wie sich einer seiner engsten Freunde das Leben genommen hat. Wir sind alle wichtig. Ich finde SKILLET eine der besten Bands am Greenfield, nicht nur musikalisch.
Also, liebe Melanie; SKILLET waren nicht eine der besten Bands am GREENFIELD – sie waren schlicht die Beste! Zugegeben, BRING ME THE HORIZON waren ja auch ganz gut, BILLY TALENT anscheinend ebenfalls. DANKO JONES und besonders die ELECTRIC CALLBOYS haben auch viel, viel zum gelungenen Festival beigetragen.
Und trotzdem, was die Truppe um John Cooper hier an Energie und Engagement, an musikalischer Qualität boten, war schlicht einzigartig, der Oberhammer. Mel hat schon erwähnt, was die einzelnen Musikerinnen und Musiker auszeichnet – dabei aber Corey Kooper vergessen. Was die Frau des Leadsängers und Rhythmusgitarristin hier ablieferte, ist eigentlich nur unter massivem Einsatz von Aufputschmitteln und intravenös verabreichtem Adrenalin möglich ist. Die Frau funktioniert wie eine Reinkarnation des berüchtigten Duracell-Häschens. SKILLET at its best!
BLACKOUT PROBLEMS
Mit BLACKOUT PROBLEMS ist beim Eiger Stage eine Band hier, die sich dem Metalcore verschrieben hat, dies auch ziemlich gut und vor allem eine gewaltige Ladung Energie verstreut. Es braucht nicht lange, bis der Sänger zu Circle Pits auffordert. Und dann auch sogleich den Rekord vom Crowd Surfing knacken will und doch möglichst viele Leute nach vorne kommen sollen. Das funktioniert am Anfang auch gut, mit den aber immer mehr fehlenden Leuten in der Menge wird’s dann schon knapper und einige landen am Boden. Oder gleich vorne im Fotograben mit Bodenkontakt, weil die Security etwas überlastet ist. Dennoch eine ausgelassene und frohe Stimmung.
BATTLE BEAST
Bei BATTLE BEAST verpasse ich leider das meiste, die finnische Band ist dennoch toll. Den ersten Song kann ich noch miterleben und das ist wirklich nicht schlecht, was ich da höre. Nebst ansprechendem Bühnenbild.
Also, liebe Melanie. Häh? Was soll der Scheiss mit dieser Anrede eigentlich? Schliesslich ist Mel nicht meine Enkelin oder so – auch wenn das theoretisch möglich wäre. Aber ich hab halt etwas mehr vom Auftritt der Frau Noora Louhimo mitgekriegt. Und wer BATTLE BEAST kennt, weiss, dass die Frau das Herz und die Seele, der Motor und die Krönung der Band sind. Nicht, dass die anderen Mitglieder der Band nur Deko wären oder so – aber gegen das Charisma und die unglaubliche Stimme der Frontfrau kommt nichts an. Das dürfte mit ein Grund sein, dass Anton Kabanen die Band 2015 verliess und BEAST IN BLACK ins Leben rief.
Auf jeden Fall, Noora gab den Fans, was diese von ihr ersehnten. Die Frau hielt mit ihrer Power nicht hinter dem Berg, zog alle Register und liess vergessen, dass es nicht die Hauptbühne war und dass das GREENFIELD kein Metalfestival ist. Das, meint dass BATTLE BEAST gemeinsam mit HAMMERFALL eigentlich die einzigen Metalacts waren., und dass genau diese beiden Bands auf solchen Festivals die Hauptbühnen bespielen, kurz vor oder gar als. Headliner. Wie gesagt, den Fans hat der Auftritt gefallen, und erstaunlich viele haben lange ausgeharrt, auch wenn auf der Hauptbühne jener Act bereitstand, auf den ein grosser Teil des Festivalpublikums erwartete.
BRING ME THE HORIZON
Warum ich BATTLE BEAST nicht zu Ende sehen kann? Weil ich mich sogleich auf den Weg mache zur Jungfrau Stage, um BRING ME THE HORIZON zu sehen. Die Band ist eine meiner absoluten Favoriten. BMTH starten auch sogleich mit «Can You Feel My Heart» und spätestens bei «Shadow Moses» kommen immer mehr Crowd Surfer nach vorne. Die Band hat auch trotz anfänglichen technischen Schwierigkeiten (eine extreme Technik an Lichtern und Bildschirmen, welche wohl nicht richtig eingestöpselt wurden) einen guten Auftritt. Allerdings muss ich sagen, dass es schon fast an der Too Much-Grenze liegt mit der ganzen Technik. Ich mag’s dennoch. Passt zu BRING ME THE HORIZON. Die Band ist sehr bekannt für ihren experimentellen Musikstil, was mir persönlich auch sehr gefällt, sowie vielen anderen auch gut entspricht. Die Stimmung ist abartig gut und ich frage mich gerade, ob nicht eventuell sie ein Headliner sein könnten.
First – Melanie gehört definitiv eher zum Beuteschema von BMTH als ich. Second – was die technische Overdose anbelangt, bin ich absolut ihrer Meinung. Ich gehe noch einen Schritt weiter, mir war die technische Aufmachung definitiv zu viel.
War perfekt arrangiert, super gemacht – aber halt eher für Videos und Youtube gemacht – meiner Meinung nach. Ansonsten mag ich die Musik der Band einigermassen – ihren Leadsänger deutlich weniger. Pose muss sein, Selbstverliebtheit auch – besonders bei Frontmännern. Aber das affektierte Gehabe des Herrn Sykes stösst mich eher ab, als dass es mich fasziniert. Naja, singen kann er, die Fans mögen es – was interessiert da mein unqualifiziertes Geschwafel…
BILLY TALENT
Nach BRING ME THE HORIZON wird bereits BILLY TALENT erwartet. Da bei BMTH die Technik nicht so ganz wollte, ist die Pause auch nicht mehr lange bis hin zum letzten Auftritt sowie auch zum letzten Headliner vom Greenfield 2022. BILLY TALENT kommt ziemlich pünktlich auf die Bühne und gibt gleich alles. «Falling Leaves» ist als eines der bekannteren Lieder auch dabei und spätestens hier singen alle mit. Klar ist die Power im Vergleich zu BMTH etwas flacher geworden, aber die Stimmung ist dennoch der Wahnsinn und lässt nicht locker. Ein gebührender Abschluss fürs Greenfield 2022. BILLY TALENT war toll.
Weniger toll, wenn ich das mal bemerken darf; wenn eine Band verlangt, dass Konzertfotografen vor eine gefühlt fünf Meter hohen Bühne Masken tragen müssen, während weder die anwesende Security noch das Publikum solche kriegt, dann frage ich mcih halt schon, wer hier einen an der Waffel hat…
Aber einen Moment! Als der wirkliche und einzig richtige Abschluss geht es nach Auftrittsende von BILLY TALENT nun zur «BURNING HAND». Die riesige Hand aus Holz (8 Meter hoch) brennt schon gleich lichterloh und lockt fast alle Besucher vom Greenfield an. Es ist eine wunderbare Stimmung und so ist das Greenfield 2022 nun auch zu Ende. Da kommen einem fast die Tränen (aus Rührung und Freude natürlich).
Fazit heute: SKILLET ist mir ziemlich in guter Erinnerung geblieben, eine wirklich kraftvolle Band. Auch wurde ich mit BRING ME THE HORIZON gar nicht enttäuscht. Ich mochte die Bands heute, die Stimmung war der Wahnsinn und da die Möglichkeit bestand, für den Samstag noch Einzeltickets zu kaufen merkte man schnell, dass es noch mehr Leute hier hatte als die letzten Tage. Es war heiss, es hatte viele Sonnenverbrannte, dennoch konnte der Tag nicht besser sein!
Fazit
Was gibt es noch allgemein zum Greenfield 2022 zu sagen?
Kulinarisch hatte das Greenfield einiges zu bieten. Es gab nebst Schweizer Küche auch die sehr beliebten Momos, ein Pommes Atelier, richtig gute Burger sowie auch einen Veggie-Stand, welcher wirklich richtig gute Sachen zum Essen anbot. Nebenbei gab es noch zig andere Stände. Man hatte dabei also die Qual der Wahl. Konnte man sich schliesslich endlich für etwas entscheiden, musste man sich dann schon fast stressen, um die nächste Band hören zu können, welche man sich vorgenommen hat, beim Greenfield zu sehen.
Insgesamt war das Greenfield 2022 ein verdammt gutes Festival, geradezu unvergleichlich. Fantastische Stimmung, starke Bands, richtig gutes Wetter (die Ausnahme am Donnerstag vergessen wir), was will man mehr. Nach einer zweijährigen Pause wurde alles Vermisste in drei Tagen aufgeholt und übertroffen. Wahnsinn. Greenfield, wir sehen uns nächstes Jahr wieder!
Da sag ich doch einfach einmal „Ja! Richtig!* Das GREENFIELD hat es verdient, einen neuen Besucherrekord zu haben, ausverkauft zu sein. Mir hat zwar der alte Medienbereich besser gefallen, aber ansonsten haben die Veranstalter so ziemlich alles richtig gemacht – und natürlich ziemliches Wetterglück gehabt 😉













































































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