SUMMERSIDE – Samstag!
Zum ersten Mal sind wir 2024 Medienpartner des SUMMERSIDE Festivals – Grund genug, trotz Regen nach Grenchen zu fahren.
Text und Bilder Danny Frischknecht
Eigentlich sitzt mir das GREENFIELD noch in den Knochen und die grandiose Show von ALICE COOPER ist auch erst gerade vorbei. Wenn wenigstens das Wetter etwas hermachen würde – aber nein, es regnet ausnahmsweise…
Trotzdem ist die Fahrt relativ entspannt und das Festivalgelände schnell gefunden. Nette Einweiserinnen und Einweiser helfen, einen Parkplatz nahe beim Gelände zu ergattern. Rucksack packen – inklusive Regenschutz – und dann los zum Battlefield. Das Gelände des SUMMERSIDE ist flach, und somit ist, was sein muss – Schlamm. Der erfahrene Festivalgänger hat natürlich vorgesorgt und die Gummistiefel eingepackt. Eine kurze Unklarheit beim CheckIn, dann aber wandert der Medienpass über die Theke und die Suche nach Kollege Roli Moeck kann beginnen. Roli arbeitet momentan als Freelancer für uns – vielleicht wird eine feste Beziehung daraus. Er wird deswegen auch den Hauptteil der Berichterstattung übernehmen.
Zu Beginn bin ich etwas erstaunt – und in Anbetracht des Wetters auch konsterniert; es gibt keinen Medienbereich, kein Medienzelt oder -container. Man ist sich anderes gewohnt, trotzdem findet man die Fotografencrew im grossen Festzelt. Da ist der Boden zwar auch matschig, immerhin von oben trocken.
Das SUMMERSIDE besticht durch ein grossartiges Cateringangebot auf dem relativ kleinen Gelände. Neben der Hauptbühne gibt es ein Zelt mit Nebenbühne. In Anbetracht meiner Ausrüstung habe ich jedoch wenig Lust, dort einen Segler auf die Nase zu machen, weshalb ich nur die Schweizer Metaller von EMERALD besuche. Schön für die Schweizer, dass sich das Zelt recht stark füllte, sie bedankten sich bei den Fans mit einem guten Auftritt, mit viel Spielfreude.
Noch vor EMERALD sah und hörte ich mir SOLENCE auf der Hauptbühne an. Die Metalcore-Truppe aus Schweden habe ich nicht gekannt – und sie sind mir auch nicht besonders in Erinnerung geblieben. Dazu ist der Karpfenteich in diesem Genre einfach zu gross, gibt es zu viele gute Bands auf jedem Niveau. Die Band war kein Flop, aber auch nicht top.
Etwas gespannter bin ich dann schon auf die Show von PRIMAL FEAR. Die deutschen Powermetaller um Frontmann Ralf Scheepers liefern ab, wie PRIMAL FEAR halt so abliefern. Brettharte Musik trifft auf guten Sound und einen charismatischen Sänger mit einer technisch hochstehenden Hintermannschaft. PRIMAL FEAR ist Kult und gehört mit zwei weiteren Bands dieses Abend zu den Highlights.
DAS Highlight des Abends, der absolute Höhepunkt sind aber weder TARJA TURUNEN noch TOM MORELLO. Den geilsten, energiegeladensten Auftritt liefern die Southern Rocker von BLACK STONE CHERRY. Zum letzten Mal habe ich die Band am ROCK THE RING 2018 gesehen, in guter Erinnerung behalten und als Haupteindruck insbesondere das „Animal“ mitgenommen, den hyperaktiven Drummer John Fred Young. Ich habe selten einen Drummer gesehen, der während der gesamten Show Vollgas gibt. Seine Bandkollegen stehen ihm in nichts nach. Basser Steve Jewell widerlegt das Image des typischen Viersaitenzupfers im Hintergrund. Auch Gitarrist und Sänger Chris Robertson zeigt eine immense Spielfreude, das absolute Sahnehäubchen ist aber Sänger und Gitarrist Ben Wells. Keine Ahnung, was der Junge genommen hat – ich würde es nicht wollen, weil ich es kaum überleben würde. Die Jungs haben den absoluten Abriss geliefert, sofort den Kontakt mit dem Publikum hergestellt und bis zum Ende der Show nicht abreissen lassen. Man kann es drehen und wenden, wie man will; TARJA TURUNEN hat eine grosse Stimme und ist ein Superstar, TOM MORELLO ist ein genialer Gitarrist und ein historischer Kultmusiker – dieser Abend aber gehörte BLACK STONE CHERRY. Allerdings habe ich BRUCE DICKINSON nicht mehr gesehen, kann mir aber nicht vorstellen, dass der IRON MAIDEN Sänger das toppen konnte.
Es kommt natürlich, was kommen muss. Nach BSC betritt die Grand Dame des Melodic Metal die Bühne. Die ehemalige Sängerin von NIGHTWISH tritt seit längerer Zeit solo auf, scheint keinen Anschluss an eine Band zu suchen oder zu finden. Ich werde mit ihrem Soloprogramm nicht warm. Die Finnin hat eine grandiose Stimme, ist klassisch ausgebildet, weiss, wie Show geht, wie Entertainment. Aber der Funke springt einfach nicht so richtig über – zu mir. Ihre sehr sympathische Seite hat die Sängerin aber auch an diesem Abend gezeigt, indem sie ein kleines Mädchen auf die Bühne holt. Sie hilft der kleinen Maus, sich in dieser speziellen Situation zurecht zu finden, hilft ihr auch beim Sortieren der Finger zur Pommesgabel. Ein sehr schöner Auftritt, eine gute TARJA, eine tolle Aufwärmrunde für TOM MORELLO.
Damit wären wir bei jenem Musiker, den ich sehnlich erwartet habe. MORELLO hat mit RAGE AGAINST THE MACHINE gespielt, ist Mitglied von AUDIOSLAVE gewesen und steht auf der ROLLING STONE Liste der 100 besten Gitarristen der Welt – zu Recht!
Und auch an diesem Abend liefert der absolute Genius ab, zeigt, wo der musikalische Hammer hängt, zeigt, was ein richtig guter Gitarrist ist. Selbstverständlich spielt er auch, was das Publikum erwartet hat; „Killing In The Name“ von RATM. Morello und seine Band liefern ein Konzert, das Freude macht, den Matsch vergessen lässt und zwischendurch mit blauem Himmel belohnt wird. Seit dem Auftritt von SOLENCE ist der Himmel im Übrigen trocken.
Fazit
Was bleibt von diesem SUMMERSIDE – Samstagabend? Matsch, ein gutes Abendessen, die Feststellung, dass Grenchen fast in der Westschweiz liegt und darum wenig bekannte Gesichter bei den Fotografen und im Publikum vorhanden sind.
Ach ja, dass wir uns freuen, auch nächstes Jahr wieder dabei zu sein – vielleicht dann mit einem Medienzeltli, trocken mit etwas Strom oder so?
Auf jeden Fall, danke an das SUMMERSIDE, dass ihr uns eingeladen habt und wir trotz Regen und Matsch einen tollen Abend erleben konnten. Und mit SUMMERSIDE meine ich auch explizit die vielen Helferlein, die im Hintergrund dafür sorgen, dass ein solches Festival überhaupt möglich ist. Sie sorgen dafür, dass alles so abläuft, wie es ablaufen soll, unterstützen die Besucherinnen und Besucher, räumen auf, sind freundlich und hilfsbereit – danke dafür!
