RIVERSIDE AARBURG – Freitag

RIVERSIDE AARBURG – Freitag

In eigener Sache; Alice kennt jeder, der Rocknews kennt – danke ihr für die einmal mehr supertollen Bilder. Zum ersten Mal für uns dabei war Urs „Bon“ Schiess, selber übrigens Sänger der wunderbaren Band OWEN KANE. Er verantwortet die Texte zu den Riverside-Berichten.

Bilder Alice Malherbe, Texte Urs Schiess

Etwas verärgert schien Ronny Romero, stimmgewaltiger Sänger von GOTUS, ob der frühen Anspielzeit am späteren Freitagnachmittag. Und tatsächlich fanden sich vor der Bühne erst wenige Fans ein, diese dürften aber ihr Kommen nicht bereut haben. Mandy Meyers Projektband überzeugte mit mehr als solidem Handwerk. Die Bass-Schlagzeug-Gang legte ein tightes Fundament, auf dem sich Meyer und Romero voll austoben konnten. Die Stimme des Sängers ist grandios, da er aber als Hired-Gun in (zu) vielen Produktionen mitwirkt, verliert sie etwas an Magie. Schwamm drüber, den alten Krokus-, Cobra- und Katmandu-Krachern hauchte er neues Leben ein und verhalf ihnen zusammen mit Gitarrero Meyer zu neuem, prachtvollem Glanz. Die immer grösser werdende Fantraube vor der Bühne zauberte dann Romero ein Lächeln auf die Lippen und er zeigte sich versöhnlich, scherzte mit Bandkumpels und Zuschauern, sichtlich zufrieden mit sich und der Welt und natürlich dem Auftritt von Gotus. Rock’n’Roll-Punkteabzug gibt’s höchstens für die direkt an Gitarre und Bass angebrachten Stimmgeräte, sieht einfach Scheisse aus …

Die Stockholmer ECLIPSE hatten anfangs mit Soundproblemen zu kämpfen, liessen sich  dadurch aber nicht aus dem Konzept bringen. Die Melodic-Truppe um den sym-pathischen Sänger und Frontman Erik Mörtensson legten ein furioses Set auf die Main-stage, vor der mittlerweile schon ziemlich Betrieb herrschte. Eclipse untermauerten  mit ihrem Aufritt den Anspruch, zu den grossen des europäischen Melodic-Rock zu gehören.

Rock’n’Roll reinster Art verkörpert der einmal und dann nie wieder gealterter DANKO JONES und seine beiden Mitstreiter. Musik im Trio, irgendwie die Urform des Rock’n’Rolls, keine Gimmicks, kein überflüssiges Gedudel nur pure, kraftvolle, einfache aber wunderschöne Powersongs dröhnten da aus den Boxen. Das Trio ist eine perfekt eingestellte und geschmierte Rock’n’Roll Maschine, die, wenn einmal angelaufen, kaum mehr zu stoppen ist. Rund ein Dutzend Songs wurden dem begeisterten Publikum um die Ohren gehauen. Ein perfekter Auftritt ohne wenn und aber.

Ich war nie ein Fan, der in den 90igern gross geworden Band UGLY KID JOE. Ihr Auftritt am Riverside belehrte mich doch eines Bessern. Mit unglaublicher Power präsentierten die Kalifornier ihre Songs. Aussergewöhnlich, wie vor allem der doch bereits 56 Jahre alte Sänger Withfield Crane ablieferte: stimmlich einwandfrei und eine energiegeladene Show, von der sich manch jüngerer Kollege ein Stückchen abschneiden dürfte. O.K. manchmal waren  vielleicht seine Aufforderungen zum Mitklatschen etwas zuviel des Guten  …  Aber auch der Rest der Band, allen voran Cranes Jugendkumpel, der in Deutschland geborene Klaus Eichstadt, an der Gitarre, performten einwandfrei. Die Qualität der Ugly Kid Joe-Songs zeigte sich auch darin, dass zwar bei den Hits Cat’s in the Cradle und Everything About You etwas mehr Smartphones den Blick auf die Bühne versperrten, der Energielevel des Publikums aber konstant hoch blieb.

Eigentlich hatte ich gedacht, aus welchen Gründen auch immer, dass mir der Freitag-Headliner RISE AGAINST nicht gefällt. Aber weit gefehlt: Der Vierer aus Chicago überzeugte vom ersten Ton an. Beeindruckend war, wie die Band mit der tatsächlich noch vorhandenen rohen Energie ihrer Musik auch emotionale Tiefe und politische Botschaft transportiert. Zwischen den Songs fand Bandleader McIlrath immer wieder Momente, um sich direkt an die Fans zu wenden und für Zusammenhalt, Gerechtigkeit und gesellschaftlichen Wandel zu plädieren. Dieses Engagement schaffte eine besondere Verbindung zum Publikum … über die Musik hinaus. Aber natürlich stand diese nach wie vor im Vordergrund und nachdem mit Savior die letzte Zugabe verklungen war, entliessen Rise Against jede Menge glücklicher Menschen in die Nacht.

*Anmerkung der Redaktion; ein sehr sympathischer Zug war, dass das Riesenrad Fotografen kostenlos beförderte – thanx!