Parkway Drive – Feuriges Spektakel

Parkway Drive – Feuriges Spektakel

Das war das das grösste Metalcore Fest des Jahres.

Silvan Bellante

Als ich PARKWAY DRIVE das erste Mal sah, standen sie mit Badehosen, viel zu weiten Shirts und breitem Grinsen auf der kleinen Greenfield Bühne und hatten die Zeit ihres Lebens, als sie die Bühne und ein Gewitter sämtliche Zelte dahinter zerstörten. Seither sind die Australier nicht nur musikalisch und kleidungstechnisch, sondern auch Publikums-mässig gewachsen. Wir sind heute am 16.09.2022 zwar Indoor in der The Hall, donnern wird es trotzdem ordentlich. Nebenher spielt mit WHILE SHE SLEEPS die Band, die meiner Meinung nach eines der besten Metalcore Alben aller Zeiten produziert haben. Mittlerweile sind sie musikalisch nicht mehr ganz so gewalttätig wie früher, dafür ist mit LORNA SHORE aber der Deathcore Act der Stunde mit dabei. Letztere kenne ich nicht wirklich, aber alle meine Freunde würden mich steinigen, wenn ich sie nicht auschecke. Mit von der Partie ist unsere talentierte Fotografin Lexi, die die Bilder bereitstellt.

LORNA SHORE

Wie eingangs erwähnt, habe ich mit LORNA SHOREs Musik nicht allzu viel am Hut. Die Deathcore Helden betreten pünktlich die Bühne und ballern gleich mit ihrem grössten Song «To The Hellfire» los. Ein 6-minütiger Track, der mich leider noch gar nicht mitreisst. Als die Musik der vier Jungs auf der Bühne sich dann mehr im Melodic Black Metal verliert, packt es mich dann doch, denn musikalisch wird ganz grosses Tennis gespielt. Die Band ist technisch auf höchstem Niveau, die Stimme von Will Ramos das wahrscheinlich heftigste, was der Markt zu bieten hat. Nur frage ich mich, wieso zum Teufel da kein Bassist auf der Bühne steht, denn irgendwie fehlt der Druck in der Magengegend. Aufklärung und der «Was zum f*** Moment» des Tages liefert die Erklärung, dass der Bassist zwar auf der Bühne sei, aber den krank im Bett liegenden Schlagzeuger ersetze. Falls du das jetzt gar nicht mal so imposant findest, hör mal rein und überzeuge dich selbst vom Gegenteil.

Lorna Shore – Deftige Kost fürs noch kalte Publikum.

WHILE SHE SLEEPS

Ebenso pünktlich geht für WHILE SHE SLEEPS das Licht aus. Und keine zwei Sekunden später erklingt ein aggressiv-eklig klingender 303 Synthesizer, nach kurzem Geplänkel des eben erwähnten Synthies setzt die Band ein und mäht das Publikum schlicht weg um. Es bilden sich die ersten Moshpits und endlich drückt nun auch ein Bass die Töne in die Menge. Meinen eingangs erwähnten Kommentar zur Gewaltbereitschaft der Band muss ich sofort revidieren. Auch wenn die Band sich musikalisch weiterentwickelt hat, sind sie immer noch das Äquivalent zu einem Raketenangriff. Die Pace wird über den ganzen Auftritt nicht verringert und die Moshpits wachsen. WHILE SHE SLEEPS hat einen unfairen Vorteil gegenüber anderen Bands. Jeder singt, screamt und benimmt sich wie ein Frontmann. So fällt es auch überhaupt nicht auf, dass sich der Sänger Loz Taylor die Hälfte der Zeit im, oder auf dem Publikum befindet. Nach gut 45 Minuten energetischen Breakdowns und grossen Sing-Along Parts ist das Publikum ein wenig aus der Puste, aber aufgewärmt für den Headliner.

PARKWAY DRIVE

Öfter schon habe ich, bevor das Bühnenlicht für PARKWAY DRIVE ausgeht, den einen oder anderen generationsübergreifenden Mega-Hit gehört. Weswegen es mir in der Hälfte des von JOHNNY CASH gesungenen «Hurt», das durch die Halle klingt, dämmert, dass bald der Headliner auf der Bühne stehen muss. Nach dem letzten Ton geht auch prompt das Licht aus und auf die Bühne der stockdunklen Halle treten vermummte Gestalten mit Fackeln. Dann knallt es, Flammen schiessen in die Höhe und PARKWAY DRIVE beginnt das Set mit einem Auszug ihrer neuen Songs. Wer die Band das letzte Mal vor zehn Jahren nachmittags auf einem Festival gesehen hat, muss sich wohl erst einmal an die überdimensionale Bühnenshow gewöhnen. Perfekt inszenierte Lichter, brennende Bühnenelemente und Explosionen sind nun an der Reihe. Doch auch mit all der neuen Seriosität, die das Spielen als grosser Headliner mitbringt, sieht man in den Gesichtern der Bandmitglieder immer noch dasselbe freche Grinsen, dass die fröhlichen Surfer Dudes aus Byron Bay ausmacht. An der Show gibt es absolut nichts auszusetzen. Fehlerfrei gespielt, Bühnenshow absolute Spitzenklasse und das Publikum ist von der ersten Sekunde an dabei. Mit «Carrion» werden auch die Oldschool Fans glücklich gemacht, sofern dies überhaupt möglich ist. Dann wird es plötzlich dunkel, ruhig und ein kleines Orchester spielt auf Geigen und Cellos das Intro zum Song «Schattenboxen». Durch den Nebel schreitet die Band zurück auf die Bühne und ich erhasche einen Blick auf einen Typen mit Cappy der unauffällig neben dem Schlagzeug steht. Noch bevor ich mir genau zusammenrechnen kann, was passiert, springt der Typ wie ein Duracell Häschen herum und rappt die erste Strophe des Stücks. Das Publikum hat anscheinend noch nicht ganz realisiert, dass da der deutsche Rapper CASPER auf der Bühne steht. Als die zweite Strophe um die Ecke kommt, war es dann allen klar, es wurde anständig weiter eskaliert und mitgesungen. CASPER auf der Bühne mit PARKWAY DRIVE – Absoluter Highlight Moment.

Während den Zugaben sorgt die Band noch einmal dafür, dass sich alle wie Grillhänchen fühlen, um dem Abend mit dem Stück «Wild Eyes» die Krone aufzusetzen. Die Hymne wird vom Publikum, ohne gross angestiftet zu werden, gesungen und hallt auch nach dem Abschlussfeuerwerk noch durch die Halle.

Fazit

Ein absolut legendärer Abend mit drei Mega-Acts und der ersten Pyrotechnik Show überhaupt in der «The Hall» geht um elf Uhr zu Ende und hinterlässt nichts als strahlende Gesichter, ausgetrunkene Plastikbecher und mindestens eine ausgekugelte Schulter – Gerne wieder.

Parkway Drive

While She Sleeps

Lorna Shore