Konfettiparti mit dem LUMPENPACK

Konfettiparti mit dem LUMPENPACK

Meinst du, es fällt auf, wenn wir nachher eine Flasche klauen?

Maximilian Kennel, Gitarrist / Sänger DAS LUMPENPACK

Ich weiss nicht, was mich heute Abend erwartet. Da DAS LUMPENPACK als komplette Band auftritt, kann ich meine Angst vor einem Abend mit süffisant lächelndem Musikantenstadl mitklatsch Publikum hoffentlich als klassische Punker Paranoia abtun. Das Plaza, in dem das Konzert stattfindet, gefällt mir sehr, auch wenn ich bislang nur unnötig laute HC Bands darin gesehen habe.

DALAI PUMA

Für die erste Verwirrung des Abends sorgen die Touchscreens auf den Kassengeräten. Die sehen zwar super aus, aber mit klassischen Knöpfen ist das Bier halt doch schneller bezahlt. Die zweite Verwirrung kommt mit dem Fakt, dass es eine Vorband gibt. Denn davon wurde in der Promo oder Ticketportalen bisher nicht berichtet. Die Band heisst DALAI PUMA und kommt aus Zürich. Mit grosser Wahrscheinlichkeit lernten sich die drei Bandmitglieder in der nicht weit entfernten Zürcher Hochschule der Künste kennen. Sehr extravaganter, poppiger Sound springt von der Bühne. Experimentell ist nicht nur die Musik, sondern auch Songtitel wie «Ok Ciao Kakao». Kann man machen. Die Stücke sind musikalisch gut arrangiert und mit sehr viel Flair vorgetragen. Ich bin wohl einfach ein wenig zu simpel gestrickt, um da voll mitgehen zu können.

DAS LUMPENPACK

Dann kommt DAS LUMPENPACK auf die Bühne und schiesst nicht nur mit Konfetti, sondern fährt auch ziemlich früh im «Ford Fiesta» (von meiner Schwester) und dem Publikum davon. Anfangs wirkt es fast so, als ob das Publikum von den Damen und Herren auf der Bühne überrumpelt wurde. DAS LUMPENPACK, unterstützt von ihren «Krachmachers» wirkt nicht wie ein Comedyduo, das Musik macht, eher wie eine sehr, sehr unterhaltsame Band, die seit Jahren zusammen tourt. Nachdem sich der Pöbel auf der Bühne dem Adel mit Champagner Kübeln in den Lounges vorgestellt hat, und der Dienstagabend zum Wochenende erklärt, sind die ersten Berührungsängste verflogen. Die Stage Moves der Truppe können sich sehen lassen. Sind die zwei Frontmänner damit beschäftigt zu tanzen und zu singen, stiehlt der Gitarrist in Sachen Stage Action allen die Show. Er hüpft herum, fällt vom Drum-Riser, stolpert in die Türe – Grandios. Nach ein paar weiteren Songs passiert das für mich Unwahrscheinliche. Die Band ruft zu einer Wall Of Death auf. Gut, die Erklärung, dass es bei Ihnen meist eine pädagogisch wertvolle Wall Of Hüpf wird, hat die Angst genommen. Jonas Frömmig, rettet sich und sein Mikrofon knapp noch auf die Bühne, zum geschätzt siebten Mal gehen Konfettikanonen los und ich traue meinen Augen kaum, der ganze Raum bewegt sich. DAS LUMPENPACK ist also doch mehr Punk, als die Punks das gerne zugeben möchten. Nach zwei weiteren energiegeladenen Songs stellt sich heraus, dass Elena aus dem Publikum Geburtstag hat. Das Duo gratuliert, es wird jedoch nicht gesungen. Kurz vor dem Ertönen des Liedes «Kurze Hosen» bitten die beiden Hauptunterhalter um eine lange Hose, die man als Zeichen des Klimawandels opfern dürfe. Nach zehn Sekunden fliegt eine Hose auf der Bühne, nach 20 Sekunden ist es eine kurze Hose, die gefühlt vierundfünfzigste Konfettikanone begräbt die Masse unter sich und von der Bühne schallt der Track «Kurze Hosen».

Langsam tut mir das Reinigungspersonal leid, denn während dem Encore werden Konfetti Pakete im Publikum verteilt, die zusammen mit den letzten Konfettikanonen des Abends den Raum in einen Papierfetzen Tornado verwandeln. Die zwei Sänger stürzen sich zum Refrain von «WZF» ins Publikum und plötzlich fühlt sich die vorher so in die Mangel genommene Welt doch ganz in Ordnung an.

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