Das Reich der Drachen erobert das Z7

Das Reich der Drachen erobert das Z7

Das schwedische Trio BLOODBOUND, DYNAZTY und MANIMAL gastierten letzten Samstag im Metaltempel in Pratteln

Text und Bilder: Claudia Chiodi

Ich hatte die bereits zuvor die Gelegenheit bei dieser Tour vorbeizuschauen, für Rocknews war ich nun im Z7 im Einsatz. Ich wusste also in etwa, was mich erwartete, nur nicht auf welcher Bühne die Bands spielen würden. Auf der letzten Tour war es noch das Mini Z7, diesmal sollte es die grosse Bühne sein, wie wir bereits vor Türöffnung erfahren. Auch wenn die kleine Bühne mit der Publikumsnähe punktet, ist es für uns Fotografen einfacher mit einem Graben und ausserdem heisst dies auch mehr Besucher, unbestätigten Schätzungen zu Folge sind dies an diesem Samstag etwa 400 Metalheads.

MANIMAL

Die Band hatte ich bis zur Ankündigung, dass sie im Sommer auf dem Sabaton Open Air spielen sollten, nicht auf dem Schirm. Das hat sich aber geändert und ich war dementsprechend erfreut, zu hören, dass sie jetzt auf dieser Tour als Opener dabei sein würden.

Die Göteborger bieten mit Gesichtsbemahlung zwar einen leicht martialischen Anblick, musikalisch finden wir uns aber im Bereich Power/Heavy Metal wieder, angereichert hie und da mit etwas raueren Klängen. Während drei der Band auch immer wieder sehr grimmig aus der Wäsche kucken, ist Basser Kenny Boufadene offenbar der Spaßvogel der Truppe und Grimassen nicht abgeneigt. Die Setliste ist gut gewählt, mit drei Alben auf dem Markt hat man etwas an Auswahl zu bieten und das zeigen sie auch. Nach knapp 40 min beenden sie ihren Auftritt mit Irresistible, dem Song, welcher mir auch nach einer Woche noch fester im Ohr hängt, als Sänger Samuel in seiner Zwangsjacke steckt. Mit wenigen Mitteln, ein Spot im Riser, die „Pandaaugen“ und natürlich die eigene Präsenz, hat das Quartett eine Performance abgeliefert, welche sowohl auf grossen als auch kleinen Bühnen Wirkung entfaltet. 

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DYNAZTY

Nachdem mir Fronter Nils Molin von der Formation AMARANTHE her bekannt war, kam ich natürlich nicht umhin, mich mit seiner anderen Band auseinander zu setzen. Die Melodic Metaller aus Stockholm bieten zwar den Auftritt und Anblick mit dem kleinsten Exzentrik-Faktor des Abends, aber genau deswegen sind sie in diesem Line-up auch gut gewählt. Etwas ruhiger und weniger aggressiv als der Opener, aber mit mindestens genauso viel Anziehungskraft, bieten sie die nötige Abwechslung. Mit Firesign kommt recht bald im Set der Titeltrack des aktuellen Albums, gleich darauf gefolgt von The Grey. Und da mein Favorit von dieser Scheibe In The Arms Of A Devil ebenfalls nicht fehlt, bin ich in dieser Hinsicht vollends zufriedengestellt. Leider kann an diesem Abend Nils Stimme teilweise nicht punkten, schlicht, weil die Soundabmischung das nicht zulässt. Die ändert aber nichts an der hervorragenden Stimmung im Z7, so ist denn auch der Herr Sänger mit den Mitmach-Leistungen der Anwesenden bei Titanic Mass zufrieden.

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BLOODBOUND

Kurz vor 22 Uhr läutet Bloodtale den Beginn der grössten Headline Show der Bandgeschichte von BLOODBOUND ein. In tiefem Blutrot und mit Battle in the Sky legt das Sextett dann auch persönlich los. Überhaupt haben es eine beachtliche Anzahl Songs vom Vorgänger Album auf die Liste geschafft, dafür nur deren drei von der aktuellen Scheibe Rise of the Dragon Empire. Diese sei noch zu neu und außerdem hat die Band reichlich gutes Material, welches die Fans hören möchten, auch eine Art Luxusproblem. Ob das Hymnen auf das Genre sind oder auch On The Battlefield, welches seit Jahren nicht mehr live zu hören war, die Zusammenstellung der Songs ist gelungen und gefällt mir persönlich gut. Mit Fallen Heroes ist auch eine sehr persönliche Ballade dabei, welche Sänger Patrik seinem Vater gewidmet hatte und zu meinen absoluten Favoriten gehört. Zum Schluss geht es noch einmal zurück zu den Anfängen der Band, der Song, welcher einfach nicht fehlen darf: Nosferatu! Immer wieder ein sehr intensiver Moment, wenn Patrik vor dem Meister niederkniet und ihn ehrfürchtig ansieht.

Wie auch schon beim Opener ist bei BLOODBOUND ist der Basser für das Fratzen schneiden zuständig. Anders „The Beast“ Broman macht seinem Spitznamen alle Ehre und übernimmt auch gleich das exzessive Headbangen. Im Gegensatz zu den anderen Konzerten auf der Tour fehlt an diesem Abend jedoch die aus dem Video bekannte Drachenmaske von Patrik, offenbar war sie vor dem Auftritt nicht zur Hand. Aber das sind ja auch nur Äußerlichkeiten und mindert das Konzerterlebnis in keinster Weise.

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Fazit

Für einmal eine etwas ungewöhnliche Manöverkritik bei einem Konzert im Z7: Von Seiten der Technik wäre mehr möglich gewesen. Auch bei BLOODBOUND hat diese offensichtlich gezickt, diesmal war in erster Linie die Band betroffen, ohne deren Bemerkung hätte man im Publikum dies kaum bemerkt. Ein wenig mehr Licht wäre ebenfalls wünschenswert gewesen (und das sage ich nicht nur als Fotografin).

Dennoch bleibt die Erinnerung an einen ansonsten grossartigen Konzertabend, mit drei bemerkenswerten Bands. Aussergewöhnliche Stimmen, musikalisches Können und charismatische Akteure lassen die kleinen Unwägbarkeiten auch schnell wieder vergessen. Ebenfalls immer wieder sehr sympathisch, wenn sich Bands die Zeit für ihre Fans nehmen, was hier auch alle drei nach dem Konzert ausführlich und wie selbstverständlich tun.

Zumindest BLOODBOUND hat sich von einem ersten Tourabschnitt verabschiedet, bleibt die Hoffnung, dass sie in anderer Konstellation noch einmal das Reich der Drachen in Europa auferstehen lassen. Aber auch die anderen Bands werde ich auf jeden Fall im Auge behalten und bei Gelegenheit gerne wieder live anschauen.