ATTACK:NOW – STALLION erobern Frauenfeld

ATTACK:NOW – STALLION erobern Frauenfeld

Das Eisenwerk erlebt am 16. und 17.12. alles andere als eine beschauliche Weihnachtszeit – im Gegenteil; die Halle brennt

Bilder und Text Danny Frischknecht

Aber der Reihe nach. Jonathan Trüb ist seit einiger Zeit auf dem Kreuzzug für harte Musik in der Thurgauer Hauptstadt. Erst vor einer Woche gastierten ANVIL, jetzt geht das Festival ATTACK:NOW über die Bühne. Heute Freitag beginnt die Reise in Frauenfeld, geht weiter über Liechtenstein und endet schliesslich bei den wilden Hengsten im deutschen Weingarten. Oder anders gesagt; als erste Supportband amten HAILE SELACID mit einem Heimspiel, aus dem Fürstenländle kommen SHOTGUN und die aus Süddeutschland schlagen STALLION auf.

HAILE SELACID

Soll bloss keiner auf die Idee kommen und mich fragen, wie eine Band auf diesen Namen kommt, beziehungsweise welchen Bezug es zum Kaiser der Rastafari geben könnte. Auf jeden Fall; Reggae goes surely not Thrash!
Die Frauenfelder geben Vollgas, animieren das Publikum – und beschimpfen es auch! Das ist aber weiter nicht schlimm, denn der durchschnittliche Besucher eines Thrashmetal-Konzertes empfindet „fuck“ sowieso als Kompliment. Und dass die Jungs davon ausgehen, dass sie im Eisenwerk „ein Heimspiel“ spielen und es gewinnen werden, zeugt zumindest von ungetrübtem Selbstvertrauen. Musikalisch ist da aber noch ein Weg zu gehen, Entwicklungspotenzial vorhanden, noch Luft nach oben.

SHOTGUN

Die Truppe aus dem „Ländle“, wie wir Schweizer – und viele Liechtensteiner – das Fürstentum im Westen der Schweiz nennen, legt eine Schippe drauf. Fast schon bescheiden stellen sie fest, dass der Auftritt beim ATTACK:NOW für sie ein Auswärtsspiel wäre, und sie es schon verloren hätten – was ich so nicht bestätigen kann. SHOTGUN sind eine Steigerung, schrauben die Power und die musikalische Qualität einige Umdrehungen nach oben. Für einmal schlägt das Fürstentum die alte Volksmonarchie.

STALLION

Und dann entern STALLION die Bühne – und zeigen mal kurz, wo der Hammer hängt. Nach dem Intro sind die Jungs da, einfach da, klar und deutlich da. Es gibt kein Abtasten des Publikums, die Band steuert fadengerade auf ein erfolgreiches Konzert zu. Es spielt keine Rolle, dass nicht so viele Leute da sind, dass das keine grosse Festivalbühne ist. STALLION kennen nur eine Performance – volle Performance. Klar, einerseits spielen die Deutschen musikalisch in einer anderen Liga als die beiden Supportbands. Andererseits steigern sie aber auch das, was die beiden Vorbands schon recht gut gemacht haben – Bühnenpräsenz. Sie nehmen die Fäden auf und geben sie nicht mehr aus der Hand. Sie spielen das Set, als ob es ihr erstes Konzert seit Langem wäre – dabei ist es das Abschlusskonzert dieses Jahres. Es wird eine spannende Frage; folgt morgen die Steigerung oder waren STALLION schon der Höhepunkt dieses Festivals.