ATOMIC SYMPHONY – „Hybris“

Warum denn in die Ferne schweifen? Sieh, das Gute liegt so nah! Exzellenter Progressive Metal. Swiss Made.

Stephan Lipp

Progressive Metal made in Switzerland, zuhause bei sich selbst

english below

Es gibt Alben und Bands, von denen man nicht versteht, weshalb man von ihnen nicht schon vorher gehört hat. So bin ich auf ATOMIC SYMPHONY über eine internationale Prog Metal Seite aufmerksam geworden. Dabei wohnt ein Teil der Band quasi bei mir um die (erweiterte) Ecke. Sei’s drum. Mit „Hybris“ haben ATOMIC SYMPHONY kürzlich ihr zweites Album veröffentlicht. Während auf dem Vorgänger „Redemption“ besonders der Gesang noch grössten Teils von Symphonic Metal Linien geprägt war, liess sich aus den Songs die heutige Marschrichtung bereits heraushören. In den 7 Jahren zwischen den Alben hat sich aber offensichtlich einiges getan!

Mit ihrem zweiten Album haben ATOMIC SYMPHONY den eingeschlagenen Weg konsequent weiterverfolgt und ausgearbeitet. Gegenüber dem Vorgänger hat das Songwriting einen gigantischen Schritt gemacht. Die Songs sind perfekt arrangiert, keine Schicht zu viel, keine Sekunde zu lang. Nach einer kurzen „Overture“ geht es erst mal los mit 2 Longtracks. ATOMIC SYMPHONY haben es sich hier nicht einfach gemacht. Anstatt den Hörer mit einem „einfachen“ Track langsam in die Welt von „Hybris“ einzuführen gehen sie gleich in die Vollen. Mit über 10 Minuten Spiellänge verlangen „Nightfall“ und „Oath Taker“ dem Hörer einiges ab. Die Songs verlangen Aufmerksamkeit, wollen gehört werden und nicht nur berieseln. Und doch sind sie trotz der Länge kurzweilig, abwechslungsreich, weit entfernt von eingängig. Der Hörer muss (oder darf) sich die Songs erarbeiten sofern er sich auf dieses musikalische Abenteuer einlässt. Die Rhythmus Sektion ist tight, die Gitarre pointiert, die Keys passend eingesetzt, und über allem thront die Stimme von Jasmin. Die Stimme ist es denn auch, welche den Hörer bei der Hand nimmt und durch die Stromschnellen von „Nightfall“ und „Oath Taker“ geleitet. Die Songs warten mit vielen kleinen, aber feinen Details auf. So darf beispielsweise bei „Nighfall“ eine Blaskappelle ein paar Takte mitspielen, während es in „Oath Taker“ ein kurzes, verjazztes Latinintermezzo gibt. Nicht das einzige Mal, dass ATOMIC SYMPHONY an die besseren Zeiten von DREAM THEATER erinnern.

Mit „Metamorphosis“ folgt ein Instrumentaltrack, der sich ebenfalls als Teiler der ersten und zweiten Albumhälfte entpuppt. Ein persönlicher Albumfavorit, denn gute Instrumentals sind heute rar gesät. „Metamorphosis“ ist auch das Bindeglied zwischen der „sperrigen“ (auf keinster Weise negativ gemeint) ersten Albumhälfte und dem, was nun folgt: Die melodiösere Seite der Band. Die zweite Hälfte wird mit „HYBRIS“ fortgesetzt, welcher auch als Single ausgekoppelt wurde, „nur“ halb so lang ist wie die beiden ersten Stücke und die eingängige Seite von ATOMIC SYMPHONY einläutet, ohne jedoch weniger „prog“ zu sein.

Das Album schliesst mit „Chimera“, ebenfalls einer Singleauskopplung. Das finale Stücke schlägt in die gleiche Bresche wie „HYBRIS“ und besticht mit melodiösem Arrangement. Mit 5 Titeln (zuzüglich der „Overture“) ist das Album zahlenmässig kurz ausgefallen, bringt es aber dennoch auf eine Spielzeit von 42 kurzweiligen Minuten.

Fazit

Während sich vor allem in Europa „junge“ Bands dem Neo Prog verschrieben haben oderden Prog mit angedjentetem Metalcore versehen und die alteingesessenen Progressive Metal Truppen von ihrer Virtuosität und oft fehlenden Songideen zum Opfer fallen bieten ATOMIC SYMPHONY erfrischenden Classic Progessive Metal der feinsten Sorte. Das „Classic“ soll sich jedoch nicht auf ein angestaubtes Genre beziehen. Vielmehr versteht es die Band, den Entdeckergeist eines in den 90ern neu erfundenen Genres gekonnt in die aktuelle Zeit zu übertragen, ohne angestaubt zu wirken. Mit einer Prise Symphonic Metal Pomp gewürzt bieten die Stücke eine ausgewogene Abwechslung, ohne dass der rote Faden verloren geht. Die Musiker verstehen es, ihre Instrumente in den Kontext der Songs zu stellen. Selbstgefälliges Gefrickel? Fehlanzeige. „Hybris“ hat sich auf jeden Fall einen Platz in meiner Jahres-Top-10 erspielt. Eigentlich gibt es nichts weiter hinzuzufügen ausser: Alle die auch nur ein Quäntchen auf Progessive Metal stehen: Zugreifen.

Tracklist und Cover

1. Overture
2. Nightfall
3. Oath Taker
4. Metamorphosis
5. HYBRIS
6. Chimera

Social & Co.

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Webseite: https://atomic-symphony.com/

english version

There are albums and bands that you don’t understand why you haven’t heard of them before. That’s how I became aware of ATOMIC SYMPHONY via an international prog metal site. A part of the band lives around the (extended) corner from me. Be that as it may. With „Hybris“ ATOMIC SYMPHONY have recently released their second album. While on the predecessor „Redemption“ especially the vocals were still mostly influenced by Symphonic Metal lines, the current direction could already be heard from the songs. But in the 7 years between the albums obviously a lot has happened!

With their second album, ATOMIC SYMPHONY have consistently pursued and elaborated the path they have taken. Compared to the predecessor, the songwriting has made a gigantic step. The songs are perfectly arranged, no layer too much, no second too long. After a short „Overture“ it first starts with 2 longtracks. ATOMIC SYMPHONY didn’t make it easy for themselves here. Instead of introducing the listener slowly into the world of „Hybris“ with a „simple“ track, they go straight into the full. With over 10 minutes playing time „Nightfall“ and „Oath Taker“ demand a lot from the listener. The songs demand attention, want to be heard and not just sprinkle. And yet, despite the length, they are entertaining, varied, far from catchy. The listener has to (or is allowed to) work out the songs if he gets involved in this musical adventure. The rhythm section is tight, the guitar is pointed, the keys are used appropriately, and above all the voice of Jasmin is enthroned. It is the voice that takes the listener by the hand and leads him through the rapids of „Nightfall“ and „Oath Taker“. The songs wait with many small, but fine details. For example, a brass band is allowed to play a few bars in „Nighfall“, while there is a short jazzed Latin intermezzo in „Oath Taker“. Not the only time that ATOMIC SYMPHONY reminds of the better times of DREAM THEATER.

With „Metamorphosis“ follows an instrumental track, which also turns out to be a divider of the first and second half of the album. A personal album favorite, as good instrumentals are few and far between these days. „Metamorphosis“ is also the link between the „bulky“ (in no way meant negatively) first half of the album and what follows now: The more melodic side of the band. The second half continues with „HYBRIS“, which was also released as a single, is „only“ half as long as the first two tracks and heralds the catchy side of ATOMIC SYMPHONY, but without being less „prog“.

The album closes with „Chimera“, also a single release. The final track hits the same breach as „HYBRIS“ and impresses with melodic arrangement. With 5 tracks (plus the „Overture“) the album is numerically short, but still brings it to a playtime of 42 entertaining minutes.

conclusion

While especially in Europe „young“ bands have devoted themselves to neo prog or provide the prog with angedjentetem metalcore and the long-established progressive metal troupes fall victim to their virtuosity and often lack of song ideas offer ATOMIC SYMPHONY refreshing Classic Progessive Metal of the finest variety. However, the „classic“ should not refer to a dusty genre. Rather, the band knows how to transfer the spirit of discovery of a genre newly invented in the 90s skillfully into the current time without seeming dusty. Spiced with a pinch of symphonic metal pomp, the pieces offer a balanced variety without losing the red thread. The musicians know how to put their instruments into the context of the songs. Self-congratulatory fiddling? Not at all. „Hybris“ has definitely earned a place in my top 10 of the year. Actually, there is nothing more to add except: All who stand even a modicum on Progessive Metal: Grab it.