Openair St.Gallen schliesst Westeingang…

Openair St.Gallen schliesst Westeingang…

Was für eine Sensation, auf die sich die Presse stürzt. Wahrscheinlich steht das Festival im Sittertobel vor dem Aus…

Danny Frischknecht

Oder eben auch nicht. Vielleicht geht es auch dem traditionellsten Openair der Schweiz – es findet als einziges Festival in unserem Land seit 1977 ohne Unterbruch statt – einfach so, wie all den anderen?
Das Angebot steigt permanent, jedes Jahr startet irgendwo ein neues Festival. Gleichzeitig werden die Veranstaltungen immer internationaler, grosse Agenturen wie Livenation gehen fröhlich auf Einkaufstour, wie sich am Openair Frauenfeld gezeigt hat. Kommerzielle Anlässe in dieser Grössenordnung müssen immer mehr Entertainment liefern, immer mehr Luxus für die Besucherinnen und Besucher.
Dabei sollen nur die grössten Stars auftreten und möglichst wenig Sponsoring soll zu sehen sein. Diese eierlegende Wollmilchsau gibt es aber nicht. Grosse Namen kosten heute schnell einige Hunterttausend Franken, mit Ticketverkauf und Ertrag aus dem Beizenbetrieb können nur noch Regionalfestivals überleben, bei denen ehrenamtliche Mitarbeiter die Kosten drücken.
1977 war die Welt noch in Ordnung. Das Festival fand in Abtwil statt und als damals Sechzehnjähriger musste ich gegen den Willen meiner Eltern dorthin pilgern. Erst, als ich schlammverschmiert wieder nachhause kam, flog das Ganze auf. Es war den ganzen Ärger wert, weil im Mittelpunkt gute Musik stand, eine tolle Stimmung herrschte; es war ein wenig „Woodstock für Arme“.
Möglicherweise sollten Besucherinnen und Besucher sich wieder stärker auf solche Dinge konzentrieren als auf luxuriöse Duschen in Camping-Villages und VIP-Areas, die man sich über Tickets erkaufen kann.
St.Gallen hat diese Jahr auf jeden Fall wieder ein Lineup, wie ich es erwarte; bunt gemischt, für jeden etwas dabei. Auch wenn ich die harten Klänge vorziehe:
Dialektrocker wie KNÖPPEL, Indierocker wie FLORENCE AND THE MACHINE, Alternative-Kapellen wie ROYAL REPUBLIC oder dann die Schweizer Ausnahmerocker ZEAL AND ARDOR lohnen doch den Weg ins Sittertobel – auch wenn der Westeingang dieses Jahr fehlt. Den vermisst man ja sowieso nur zweimal – beim Rein- und bei Rausgehen.

Tickets gibt es übrigens hier: https://www.openairsg.ch/#tickets