SUMMERBREEZE 2017 – Leo räumt ab – Samstag II

SUMMERBREEZE 2017 – Leo räumt ab – Samstag II

Auch der letzte Tag des Festivals hatte spannende oder auch schräge Acts im Lineup – hier eine weitere Auswahl…

@ leoni dowidat


KITTY IN A CASKET, Camel Stage


Holla, die Waldfee! Der Auftritt von KITTY IN A CASKET zwischen der T Stage und den Hauptbühnen ist ein wahres Fest für Kollegen mit langsamem Autofokus. Denn nicht nur die Saitenhexer der österreichischen Rockabilly-Punk-Band sorgen mit dynamischen Posen für ein atemberaubendes Tempo auf der Bühne. Vor allem die Frontfrau Kitty wirbelt sichtlich gut gelaunt und wild tanzend über die Bühne, strahlt und hat absolut gar keine Probleme, das ihr wohl gesonnene Publikum ebenfalls zur ausgelassenen Front-Of-Stage-Party zu animieren. Fast ist es, als sähe man KITTY IN A CASKET bei einer privaten WG-Party zu, derart gehen die Musiker in ihrem mitreißenden, beinahe swingenden Sound auf – stets mit einem seligen Lächeln auf den Lippen. Auch musikalisch machen die Herren mit ihrer Lady in der Mitte einiges her. Musikalisch versorgt KITTY IN A CASKET die Festivalgänger vor allem mit neuem Material von ihrem frischen Langspieler „Rise“, ein eindrucksvoller Schlag der Wiener mit dem sie sich als wesentlich gereifter und auch auf der Bühne optisch weniger verspielter als in den Vorjahren präsentierten. Damit wirft Kitty in Dinkelsbühl bereits mit einer halben Stunde Spielzeit einen Köder für die Herbst-Tour mit THE OTHER auf den HELL NIGHTS aus…


CYPECORE, Camel Stage


“Wir befinden uns im 22. Jahrhundert. Der dritte Weltkrieg hat dazu geführt, dass die komplette Menschheit ausgelöscht und die Erde radioaktiv verstrahlt ist.“ Nein, das ist nicht der Vorspann eines postapokalpytischen Science-Fiction-Films, sondern das Konzept der Mannheimer von CYPECORE. Die Industrial-Metal-Band macht in ihren Schutzanzügen ordentlich etwas her – würde man sie denn auf der mittlerweile dunklen Camel Stage denn wenigstens sehen! CYPECORE macht jedoch auch keine Anstalten, denn zahlreichen Gästen vor der Bühne die Sicht ein wenig zu erleichtern, hüllen sie sich stattdessen in dichten Bühnennebel. Und so bleiben die Blinklichter an den Brustpanzern der Musiker alles, was mir bleibt, um mich daran zu orientieren, wo da was vor mir steht. CYPECORE geht in der Rolle der futuristischen Maschinen mit ruckhaften Bewegungen voll und ganz auf, auch wenn der Sound auf der kleinen Nebenbühne aus dem saftigen, brachialen Donnern ein dumpfer Brei entsteht, aus dem zum Beispiel der Klargesang von Dominic Christoph nur noch schwer herauszufiltern ist. Immerhin hört man die Jungs gut genug, um die Voraussage zu treffen: Der Geheimtipp des SUMMER BREEZE hat noch eine (Vorsicht, Wortspiel) strahlende Zukunft vor sich.


KORN, Main Stage


Ich muss gestehen – nachdem KORN mich in der vergangenen Woche auf dem MERA LUNA in Hildesheim nicht wirklich von der viel beschworenen Livegewalt der Amerikaner überzeugen konnte, ist meine Lust auf den Gig der Nu Metal Ikone nicht sonderlich groß. Addiert man dazu noch den Unmut über regulatorische Vorschriften für die Fotografen, ist das Schicksal von KORN für mich bereits heraufbeschworen. Und tatsächlich: So verfluche ich die Herren aus Übersee während der ersten Songs vor allem wegen der beinahe schmerzhaften Bässe, die KORN voll aufdrehen. Doch als ich später im wahrsten Sinne des Wortes das Weite suche und die Band aus den hinteren Reihen bei ihrer Performance von größtenteils neuem Material aus dem aktuellen Album „The Serenity Of Suffering“ verfolge, versöhnt mich das ein klein wenig. Mit dem richtigen feierfreudigen Publikum, das hier KORN gebührend zelebriert, macht die emotional-brutale Musik von Jonathan Davis und seinen Mitmusikern schließlich doch richtig Spaß. Vielleicht gebe ich ihnen bei einem Konzert der aktuellen Tour noch einmal eine Chance, wenn sie mich nicht gerade mit einem typisch übersteuerten Festival-Sound piesacken.


FIDDLERS GREEN, T Stage


FIDDLERS GREEN ist der letzte Act, den ich mir auf dem SUMMER BREEZE anschaue – und wenn ich es zugebe, auch die Band, auf die ich mich an diesem Tag am meisten freue. Schließlich sind die Nürnberger Speed Folker immer ein Garant für gute Laune, ein breites Grinsen im Gesicht und (was am allerwichtigsten ist): eine konstant gute Leistung am Mikrofon, den Percussions und sämtlichen Saiten. Die virtuosen Geigensoli von Tobi Heindl rufen in mir eine Mischung aus Neid, quäle ich mich doch selbst seit einem halben Jahr damit, selbiges Instrument zu erlernen, und kindlichem Staunen hervor, wirkt seine Kunst doch auf spielerische Art und Weise leicht und unglaublich genial zugleich. FIDDLERS GREEN lässt am späten Abend bei rotem Bühnenlicht noch einmal den Teufel auf das tanzende Publikum los – egal, ob das beinahe hymnische ‚Devil’s Dozen‘ oder das multinationale speedige ‚Down‘, ich könnte Ralf ‚Albi‘ Albers und Patrick Pat Prziwara die ganze Nacht noch zuhören, weiter feiern, tanzen, fröhlich sein. Ein grandioser Abschluss für das Abend – und ein grandioses Festival.

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