Symphonic Power Alliance am Karfreitag

Symphonic Power Alliance am Karfreitag

Geplant war dieses Konzert bereits am Karfreitag 2020 in noch etwas anderer Besetzung, dieses Jahr nun endlich durfte SERENITY zusammen mit SASCHA PAETH’S MASTER OF CEREMONY, VICTORIUS und DRAGONY das lange Feiertagswochenende einläuten.

Claudia Chiodi

Die einen stehen im rekordverdächtigen Stau am Gotthard Richtung Süden, kann man mal machen, ich gönne mir lieber live Musik im Konzerthaus Schüür. Das erste Mal in dieser Location und bei dem befürchteten erhöhten Verkehrsaufkommen haben wir uns schon etwas früher auf den Weg gemacht und vor Ort noch etwas das tolle Wetter genossen. Mit einer Stunde von Türöffung bis es losgeht, bleibt genug Zeit sich umzusehen und für den einen oder anderen Schwatz im gemütlichen und begrünten Aussenbereich. Manche Bekannte und Freunde hat man bei den wenigen Konzerten die letzten beiden Jahren zwar getroffen, aber immer mit Auflagen, Abstand und Vorsicht. An dem Abend kehrt endlich ein zusätzliches Stück Normalität zurück, also zumindest Normalität wie ich sie sehe.

DRAGONY

Das erste Mal live durfte ich die Truppe um Siegfried Samer vor gut 4 Jahren auf der Symphonic Metal Nights Tour erleben und seit da im Auge behalten. Heute Abend steht der Auftritt im Zeichen des neuen Albums “Viribus Unitis”über die alternative Geschichte des Hauses Habsburg, dazu passend haben sich die Musiker in Schale geworfen mit goldbestickten Westen. Am Schlagzeug hat wie im Vorfeld bereits angekündigt Frank Koppe von VICTORIUS die Sticks in der Hand. 

Auch wenn Sänger Siggi teilweise schlecht zu hören ist (ob von Technik oder Stimme verursacht, kann ich nicht sicher sagen), tut dies der ganzen Stimmung keinen Abbruch und mit Liedern über Zombie Sissi und Cyberpunk Josef ist der Dachboden schnell auf Betriebstemperatur. Zuverlässig für Lacher sorgt auch die Imitation des legendären Schwarzenegger Zitats aus Predator “Get to the chopper!”, logischerweise mit If It Bleed We Can Kill It im Anschluss. Zwar in einem anderen Zusammenhang weil wieder vom aktuellen Album, aber trotzdem passend darf ich im mich auch über einen meiner Favoriten freuen:”Legends Never Die”.

[ngg src=“galleries“ ids=“1478″ display=“pro_sidescroll“]

VICTORIUS

Die Umbaupause ist relativ kurz, gefühlt gerade lang genug, dass sich der Drummer in seine Dinosaurier-Rüstung stürzen kann. Der Name der Band war mir zwar schon im Vorfeld ein Begriff, aber näher mit der Musik befasst hatte ich mich nicht. Völlig unverständlich, da doch die Thematik Laserstrahlen schiessende Dinosaurier kämpfend gegen böse Space Ninjas ganz gut zu meinem Humor und inneren Kind passt. Und mit Power Metal kann man mich ja eigentlich auch immer ganz gut ködern. Aber auch ohne Vorkenntnisse kann ich mich den einprägsamen Refrains von Shuriken Showdown, Super Sonic Samurai und Cosmic Space Commando Base nicht entziehen und bin trotz Kamera vor der Nase am abfeiern. Mit dem Opener Song Dinos and Dragons und später mit Night of the Nuclear Ninja gibt es auch einen Ausblick auf das im Juni erscheinende Album “Dinosaur Warfare Pt. 2 – The Great Ninja War”. In diesem Zusammenhang sind kurze prägnante Albumtitel auch völlig überflüssig und nur more is more. Selbiges Motto gilt selbstverständlich auch für Songtitel: Alliterationen sind Trumpf.

Virtuoses Gitarren Shredding und ein etwas ausgefallenes Konzept, das Grundrezept für Cheesy Power Metal geht hier voll auf. Für den ernsthaften Metalhead mag das alles etwas zu viel sein, aber für mich Nerd mehr als richtig. Das Ganze geht natürlich nur auf, wenn die exzentrischen Ideen mit musikalischem Können ausgeglichen werden, und meiner Meinung nach meistert VICTORIUS diesen Balanceakt hervorragend.

[ngg src=“galleries“ ids=“1479″ display=“pro_sidescroll“]

SASCHA PAETH’S MASTER OF CEREMONY

Für diese Band mag es die erste Tour sein, die Musiker der Band weisen aber äusserst eindrückliche Palmarès auf, bekannt von AVANTASIA und EDGUY. Sängerin Adrienne Cowan ist zur Zeit noch auf US Tour mit ihrer eigenen Band daher musste für die Position am Mikro ein Ersatz gefunden werden. Ich bin ein grosser Fan der Amerikanerin und der grossen Bandbreite an Gesangstechniken, die sie einzusetzen weiss. Fussstapfen welche nicht einfach auszufüllen sind, Chiara Tricarico ist dies aber sehr gut gelungen. Dass sie die Techniken beherrschst und die entsprechende Bühnenpräsenz besitzt, davon konnte ich mich bereits 2 Wochen vorher bei der Plattentaufe von Moonlight Haze überzeugen. Leider fehlt auch das Keyboard auf der Bühne, Corvin Bahn musste kurz vor der Tour aus gesundheitlichen Gründen Forfait geben.

Nach einer so exzentrischen und extrovertierten Performance wie von VICTORIUS ist es nicht einfach das Zepter zu übernehmen, vor allem wenn die eigene Performance andere Schwerpunkte setzt. Technisch ist der Auftritt nämlich ein absoluter Leckerbissen, und extrovertiert kann Sascha Paeth definitiv auch. Basser André Neygenfind beschränkt sich räumlich zwar auf seine Bühnenseite, liefert aber mit sichtlichem Spass einwandfrei ab. Den schweisstreibendsten Job an diesem Abend hat eindeutig Felix Bohnke, welcher trommelt als gäbe es kein Morgen mehr, einfach nur beeindruckend! Ob mit nur einem veröffentlichten Album die Songauswahl einfacher wird, weiss ich nicht, die Chance den eigenen Favoriten zu hören steigt allerdings. Mit Die Just A Little wurde zumindest mir der Wunsch erfüllt. Den Abschluss macht ein Cover, mit Under Fire von Heavens Gate verabschiedet sich die die Zeremonienmeister vom Publikum in Luzern.

[ngg src=“galleries“ ids=“1480″ display=“pro_sidescroll“]

SERENITY

Anfang 2020 veröffentlichten die Österreicher mit The Last Knight ihr siebtes Studioalbum, nun endlich war es Zeit für die entsprechende Headliner Tour. Mittlerweile ist es auf dem Dachboden der Schüür recht voll geworden und sobald die Band die Bühne betritt auch entsprechend laut. Fronter Georg Neuhauser scheint das sehr zu gefallen, das zufriedene Grinsen verschwindet den ganzen Abend kaum aus seinem Gesicht. Mit launigen Sprüchen oft zu Lasten der Bandkollegen und schwarzem Humor führt er durchs Programm. Zumindest Gitarrist Chris Hermsdörfer und Bassist Fabio D’Amore haben immer mal wieder Gelegenheit für Retourkutschen, Drummer Andreas Schipflinger erhält dafür später Trost durch “Andi” Sprechchöre vom Publikum. Also alles in bester Ordnung.

Genauso in Ordnung ist aus meiner Sicht die Songauswahl, einmal quer durch die Diskografie und viele Fan-Favoriten wurden berücksichtigt. Entsprechend textsicher ist dann auch das Publikum, eine Win-Win Situation. Nach etwas mehr als der Hälfte des Sets kommen wir in den Genuss eines kurzen Akustik Intermezzo mit Coldness Kills und der kürzlich veröffentlichten Single In the Name of Scotland. Weiter geht es danach noch einmal mit Vollstrom und natürlich dürfen beim Headliner auch noch zwei Zugaben nicht fehlen. Serenity ist an diesem Abend ohne Frage in Bestform, entsprechend goutiert vom Publikum. 

[ngg src=“galleries“ ids=“1481″ display=“pro_sidescroll“]

Ein für alle vermutlich gefühlt viel zu kurzer Abend geht zu Ende, die Bands alle hochmotiviert nach der langen Pause und das Publikum ausgehungert nach Live Musik. Die Bandauswahl fand ich persönlich sehr gelungen, abwechslungsreich und einander ergänzend.