SUMMERDAYS 2021 – endlich wieder ein Festival!

SUMMERDAYS 2021 – endlich wieder ein Festival!

Zugegeben, ich wäre schon lieber ans GREENFIELD, ans SUMMERBREEZE oder gar ans NOVAROCK – zumindest wegen der Musik.

Bilder und Text Danny Frischknecht

Das mit der Musik musste erwähnt werden, denn was Organisation und Ambiente anbelangt, ist das SUMMERDAYS-Festival in Arbon ziemlich einmalig. Gerade in Coronazeiten muss man sich als Veranstalter etwas einfallen lassen. Ich persönlich fand es ja genial, dass ein Zertifikat gefordert wurde und damit auf dem ganzen Gelände weder eine besondere Abstandspflicht noch ein Maskenzwang herrschte. Es war einfach mal wieder „normal“.
Für Menschen, die nicht genesen sind oder sich noch nicht geimpft haben beziehungsweise das gar nicht wollen, gab es gleich vor dem Desk zum Bändelitausch ein Zelt, in welchem man sich testen lassen konnte. Den Zusatzaufwand von etwa 20 Minuten haben sich doch einige Besucherinnen und Besucher „angetan“.
Nochmals zur Musik; ja, ich gehe jeweils am Freitag, dem „Gruftie-Abend“. Hier spielen üblicherweise die nicht mehr ganz jungen Bands, oft auch jene aus der Rockecke. Dieses Jahr ist die grosse Herausforderung für Veranstalter, dass internationale Acts sehr zurückhaltend mit Konzerten sind. Während das in der Schweiz relativ easy gehen würde, ist es in anderen europäischen Ländern schwierig bis unmöglich. Und so lohnt es sich halt häufig nicht, wegen eines Konzertes den ganzen Aufwand zu leisten.

Das SUMMERDAYS-Team hat hier also einen guten Job geleistet, denn mit den RED HOT CHILLI PIPERS und JETHRO TULL konnten sie zwei Bands aus Grossbritannien in die Schweiz holen. Den Start in den Nachmittag machte aber eine Schweizer Band; 77 BOMBAY STREET eröffneten das Festival bei besten Wetterverhältnissen. Ich gestehe es gleich – mich hat die Truppe noch nie vom Hocker gehauen und sie wird es wohl auch nie tun. Die Jungs sind nett, musikalisch hingegen etwa gleich spannend wie ihre Fantasieuniformen. Der Beginn des Festivals soweit unaufgeregt und nett.

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Von der Schweiz ging es dann nach Deutschland, der Energiepegel stieg merklich an. Es ist zwar auch als Rock’n’Roll Band relativ schwierig, bei Tageslicht so richtig abzufeiern, THE BASE BALLS aus Berlin sind bekannt dafür, dass sie ein Publikum abholen, dass sie Party machen können, dass sie Spass an der Freude übertragen können.
Die Jungs spielen eine Mischung aus eigenen und gecoverten Songs im Stil des Rock’n’Roll der Fünfziger- und Sechziger-Jahre. Dabei tragen insbesondere die Sänger zum Erfolg der Truppe bei – auch wenn für einmal nur zwei der drei Mikrofonhelden am Start waren.

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Mein persönliches Highlight war selbstverständlich Ian Anderson und seine JETHRO TULL. „Too Old To Rock’n’Roll, Too Young To Die“ ist nicht nur ein Track und eines der Alben der Band, sondern in abgeänderter Form das Credo der Band: „Not Too Old To Rock’n’Roll But Too Young To Die“.
Klar, JETHRO TULL sind nicht die Mörder-Rockband, nicht die absolute Härte. Trotzdem lieferten die Männer im Verlauf Ihrer Karriere neben dem oben erwähnten Song Hits wie „Aqualung“ und „Locomotive Breathe“. Ian Anderson ist der kreative Kopf der Band und der einzige Musiker, der mit der Querföte in der Rockwelt einen bleibenden Eindruck hinterlassen konnte.
Am SUMMERDAYS hat es Anderson zusammen mit seinen hochklassigen Musikerkollegen bestimmt geschafft, neben seinen „ewigen“ Fans auch einige neue zu überzeugen – zumindest sah das so aus, weil auch jede Menge junger Zuschauer begeistert mitfeierten.

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Da ich mir die RED HOT CHILLI PIPERS geschenkt habe, war PETER MAFFAY der Abschluss meines Abends. Jeder kennt Maffay, und ich kann nicht sagen, dass mich „Sieben Brücken“ oder „Tabaluga“ besonders interessiert haben. Ich kann auch nicht sagen, dass ich mich irgendwie um das Werk dieses Mannes gekümmert hätte.
Trotzdem gibt es drei Dinge, die mich an Peter Maffay faszinieren. Erstens ist er der erfolgreichste deutsche Musiker überhaupt. Er hat nicht weniger als 19 nummer-eins-Alben auf den Markt gebracht und über 50 Millionen Platten verkauft. Zweitens ist er ein extrem engagierter, authentischer und sozialer Mensch und zwar weit über das übliche Mass hinaus. Er engagiert sich aktiv für den Frieden, die Umwelt und besonders den Schutz von Kindern.
Drittens aber, und das habe ich erst vor einigen Jahren realisiert, als ich ihn das erste Mal live gesehen habe – Peter Maffay ist ein genialer Live-Musiker. Maffay gelingt es in Kürze, sein Publikum in den Griff zu bekommen. Man spürt, dass er auch nach vielen erfolgreichen Jahren immer noch einen riesigen Spass auf der Bühne hat, seine Spielfreude ist enorm und steckt seine Band mit an. Auch am SUMMERDAYS konnte ich wieder erleben, wie der Mann mit seinen Mitmusikern auf der Bühne abgeht, wie es mancher englischsprachigen Rockband gut anstehen würde. Es mag gut sein, dass bei mir in die Beurteilung dieses Musikers seine Schlagerzeit der Siebziger und frühen Achtziger Jahre einfliesst. Und ich muss zugeben, Maffay singt zwar deutsch, Schlager macht er aber definitiv nicht mehr. Asche auf mein Haupt Peter Maffay; du rockst!

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