SUMMERBREEZE – Zum Vierten

SUMMERBREEZE – Zum Vierten
Christina Scabbia
Lacuna Coil

Auf der Painstage wurde es wieder etwas ruhiger – aber nur etwas. LACUNA COIL zeigten auch am Summerbreeze, dass sie wieder Bock auf Bühne haben. Und das volle Kanne. Scabbia und ihre Italos schienen sich bereits für ihre Herbsttour aufzuwärmen. Musikalisch ohne Tadel sorgte das Stimmduo Scabbia-Ferro für mächtig Dampf vor der Bühne. Sie verdienten sich den Publikumsaufmarsch mit einem Set, das kaum Anlass zur Kritik bot. Insgesamt zwölf Nummern boten sie in vierzig Minuten, dabei Songs wie „Kill The Light“ oder „Give Me Something More“. Man kann sagen, was man will, aber der Höhepunkt des Festivals wurde kontinuierlich angesteuert. Es schien, als hätten sich alle Bands darauf geeinigt, dem Summerbreeze des 15. Geburtstag zu versüssen. LACUNA COIL besonders, gibt es die Band doch genauso lange.

PARADISE LOST bekam ich nur aus der Ferne mit. Der Auftritt schien aber wenig motiviert, das Publikum ging nicht so richtig mit und der Sound war – gelinde gesagt – bescheiden. Für einmal genoss ich das kalte Bierchen ohne das Gefühl, etwas verpasst zu haben.

Da ich mich – nach dem Bierchen, versteht sich – schon mal auf  SICK OF IT ALL freute, bekam ich OOMPH! Ebenfalls nur von der Mainstage aus mit. Die boten hingegen eine wirklich gute Show und bekamen das Publikum gut in den Griff. Mir wurde mit der Zeit das Geplauder von Frontmann Dero etwas zu viel, wenig witzig fand ich seine Kombi aus Matrosenanzug und Joker-Schminke. Wer’s braucht – musikalisch gibt es in jedem Fall nichts zu meckern.

Pete Koller
Sick of it all

Dann stieg die Klasse um mindestens zwei Treppen nach oben. Hardcore aus New York – bekannt durch den hyperaktiven Gitarristen Pete Koller und seinen Bruder Lou, der das Publikum innert Kürze in seinen Bann zog. Pete hingegen, der wohl komplett unter Ritalin gesetzt werden würde, ginge er heute noch zur Schule, war nicht zu bändigen. Er kriegte kaum einen Fuss auf den Boden, war unterwegs wie ein hüpfender PingPong-Ball auf Speed. SICK OF IT ALL – Hardcore Punk vom Allerfeinsten aus dem Big Apple – und das von Jungs, die seit 1986 zusammenspielen und sich demnach deutlich um die 50 herum bewegen. Wie hätte ich mir am schweizerischen Greenfield-Festival nur die Hälfte dieser Power von OFFSPRING gewünscht!
Als Fotofuzzi hatte ich meine liebe Mühe, den Gitarrero zu verfolgen. So war ich ein wenig stolz, dass sich nachher auf der Kamera der eine oder andere Luftsprung in den Sensor eingegraben hatte.

Der Übergang zur Gothicgrösse ASP war dann nur musikalisch etwas abrupt. Showmässig brauchte sich die Sprengertruppe vor Niemandem zu verstecken und der Pyroeinsatz war bisher sowieso einmalig. „Wechselbalg“, „How Far Would You Go“ „Krabat“ oder „Schwarzes Blut“ – ASP bboten, was sie zu bieten hatten. Der bekennende „Wahre Satan“ ASP schaffte es, einen Gig zu liefern, der die Leute weit über die Genregrenze hinaus faszinierte. Einer der besten Auftritte dieses Festivals überhaupt. Und wäre sie nicht schon für die „Guardians of Aasgard“ reserviert gewesen, APS hätten auch die Mainstage verdient gehabt.

Johan Hegg
Amon Amarth

Der Höhepunkt – und das sage ich nicht nur als bekennender AMON AMARTH-Fan – stellte dann aber alles bisher Dagewesene in den Schatten. Wobei man den um diese Zeit gar nicht mehr sah – ausser beim Pyrointro der schwedischen Überwikinger. Was für eine Show! Musikalisch absolut perfekt, mehr als eine Stunde voller Hits, jede Nummer konnte mitgegrowlt werden. Die Pyroshow korrespondierte perfekt mit der Musik und war so genial, dass das Langboot der 2009er Tour kaum vermisst wurde. Das Feld vor der Bühne war proppevoll. Es schien, als wäre der letzte Besucher aus seinem Zelt gekrochen und hätte sich – egal in welchem Zustand – vor die Bühne geschleppt. Massen von Fans, Johan Hegg und seine Mannen in bester Konzertlaune, eine Stimmung, die nicht zu beschreiben ist. AMOM AMARTH waren mehr als der Headliner auf der Mainstage, sie waren der echte und hammermässige Höhepunkt. Dass dabei alle Nummern gespielt wurden, welche das Publikum erwartete, versteht sich von selber. „War Of The Gods“, „Runes To My Memory“, „Destroyer Of The Universe“, „Death In Fire“, „Live For The Kill“, „Cry of the Black Birds“, „Fate Of Norns“, „Pursuit of Vikings“, „Northern Star“, „For Victory Or Death“, „Victorious March“, „Twilight Of The Thunder God“ und „Guardians Of Asgaard“ – die Setlist liest sich wie die ersten 13 Plätze der Viking-Hitparade.

AMON AMARTH sind das grösste Geschenk, welches man den Machern des Summerbreeze darbringen konnte. Und ich muss an dieser Stelle wohl kaum erklären, welche CD in welcher Lautstärke mich auf meinem zweieinhalbstündigen Heimweg an den Bodensee begleitete. Hail The Horns!

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