SUMMERBREEZE – Zum Vierten
Der letzte Tag in Dinkelsbühl versprach viel Party, viel Metal und vor allem viel Hitze. Bereits vor dem Mittag war es auf dem Platz für den Bühnen sehr warm, am Nachmittag steigerten sich die Temperaturen auf 30 und mehr Grad. Aber bloss nicht jammern – Matsch ist auch nicht das allein seligmachende.

Night In Gales
Mein Konzertauftakt waren NIGHT IN GALES. Sie traten mit ihrem neuen Album „Five Scars“ an, welches im letzten November veröffentlicht wurde. Mit Ausnahme von „Tragedians“, „Intruder „ und „Autumn Waters“ bestimmten die Nummern des neuen Silberlings auch das Programm. Sänger Björn Goosses und seine Mitstreiter liessen sich von den relativ wenigen Zuschauern nicht abschrecken – sie lieferten eine musikalische saubere Leistung ab, fegten über die Bühne, als wäre der Teufel hinter ihnen her und bauten eine gute Stimmung auf. Und das trotz der zunehmenden Hitze, welche die Musiker auch traf, da die Sonne zu diesem Zeitpunkt noch einen Weg auf die Bühne fand.
Gleich anschliessend wechselte ich zur Painstage, wo die Punkformation BETONTOD Songs wie „Schwarzes Blut“, „Kinder des Zorns“, „Viva Punk“ oder „Entschuldigung Für Nichts“ darboten. Es zeugt von der Qualität der deutschen Combo, dass sich trotz der sengenden Sonne eine Pogoparty entwickelte. Nachdem das Publikum bewässert worden war, stieg die Stimmung nochmals an, die Action vor der Bühne nahm zu und die Hitze wurde zweitrangig. BETONTOD boten hochklassigen Punk mit einem motivierten Engagement auf der Bühne. Den Siedepunkt erreichte die Show, als gemeinsam „Wir müssen aufhör’n weniger zu trinken“ quasi als Chor intoniert wurde. „Auf Eine Gute Zeit“ schloss das Set ab und entliess die Jungs backstage – wahrscheinlich zu einem kühlen Bierchen.

The Unguided
Einen spannenden Stilwechsel erlebte das Summerbreeze-Publikum dann mit THE UNGUIDED. Sie spielten, was ihnen das Material ihres Erstlings „Hell Frost“ bot. Und das war ein Wunderwerk an Variationen. Auf den ersten Blick wollte die Musik nur schwer zum Outfit der Band passen. Muscle Shirt und rote Handschuhe, kurze Haare und enge Jeans – nicht gerade das typische Outfit für eine Band, die irgendwo zwischen Melodic Deathmetal und Metalcore herumstreunt. Schnell wurde klar, dass diese moderne Metalinterpretation nur einen Teil des Publikums interessierte. Das wiederum schien die ungeführten Schweden kalt zu lassen. Sie rockten sauber ab und boten in den ihnen zustehenden 45 Minuten eine gute, kompakte Show. Ein überzeugender Auftritt, der mehr Wohlwollen von Seiten der Festivalgemeinde verdient hätte.
Ein erstes Highlight setzten anschliessend die Medieval-Rocker von TANZWUT. Sänger Teufel – der wie gewohnt auch so aussah – gab dann auch sofort den Tarif durch, als er berichtete, dass er „wie ein Vulkan“ mit dem Publikum durchdrehen wolle. TANZWUT konnten erstaunlich viele Fans mobilisieren, der Platz vor der Bühne füllte sich. Die Ordner hatten erneut ein Einsehen und der Feuerwehrschlauch sorgte für Abkühlung. Nicht zum letzten Mal an diesem Tag!

Tanzwut
Die tanzwütigen Berliner schossen ein musikalisches Feuerwerk ab, geprägt von Dudelsäcken, Synthesizer und natürlich verzerrten Gitarren. Und Sänger Teufel machte dem Ruf der Berliner, eine (gross/freche…) Schnauze zu haben, alle Ehre. Er spielte mit dem Publikum, animierte es und schaffte viel Bewegung vor der Bühne. Ein erfrischender Auftritt sowohl für das Auge als auch die Gehörgänge.
„Pale Horse“, „Spoken Words of Venom“, „The Darkest Road“, „The Perpetual Horrors“, „III: Death Dimension Phantasma“, „I Am Vengeance“, „The Brimstone Gate“, „A Swarm Of Plagues“, „Harves“ – so liest sich das Lineup von NAGLFAR. Die Blackmetaller aus Schweden boten also vorwiegend Kost aus ihrem letzten Album „Téras“, welches nach der letzten Scheibe „Harvest“ von 2007 seit Langem sehnlichst erwartet worden war. Und für Blackmetal-Fans hat sich das Warten wahrlich gelohnt. Dass die Live-Auftritte von NAGLFAR beliebt sind, weiss jeder, der Frontmann Kris Olivius einmal erlebt hat. Charismatisch und mit viel Gefühl für das Spiel auf der Bühne und mit dem Publikum sorgt er für die richtige Stimmung. Dass das jetzt mit neuem Material gemixt werden konnte, war umso erfreulicher.

Naglfar
Noch einmal Schweden – dieses Mal von der Front der Todesmetallisten – wurde von UNLEASHED geboten. Interessanterweise fanden sich auf der Setlist nur gerade zwei Nummern vom aktuellen Album „Odalheim“. Ansonsten bot die Band, weil sie sich das wirklich leisten kann, einen Kracher um den anderen wie „The Longships Are Coming“ oder „To Aasgard We Fly“. Und das Publikum, jetzt wirklich in grosser Zahl und brütender Hitze, dankte es mit riesigem Einsatz. Die Schweden rockten das Summerbreeze und setzten definitiv einen Glanzpunkt. Und der sollte – aus meiner Sicht – nur noch einmal an diesem Tag überboten werden.

Sepultura
Dann kam es knüppeldick. Stelle drei Brasilianer im Hochsommer auf eine Bühne und gib ihnen ein überhitztes Publikum. Dann kommt ein SEPULTURA-Set zustande, wie es besser nicht sein kann. Derrick Green und Andreas Kisser liessen Dünkelsbühl sofort wissen, wo der Hammer hängt. In der Waschküche werkelt neu Eloy Casagrande , druckvoll und präzise und mit einem Namen, der wenigstens ein bisschen auf die Copacabana hinweist. SEPULTURA bot Hammernummer um Hammernummer; „Beneath The Remains“, „Refuse/Resist“, „Rattamahatta“ oder „Roots, Bloody Roots“. Und die Liste kann fast beliebig verlängert werden. Ein gutes Stück Arbeit; Zahltag verdient!
