SUMMERBREEZE – ein Rückblick

SUMMERBREEZE – ein Rückblick

Viele wissen es, anderen ist es völlig wurscht – ich mag das SUMMERBREEZE. Das Festival verbreitet gute Laune und hat ein enormes Lineup mit einer enorm guten Mischung von Deathmetal bis Mittelalter, Symphonic Metal bis kick-ass-Rock’n’Roll.

Text und Bilder Danny Frischknecht

Wenn ROCKNEWS am SBOA ist, bedeutet das auch immer eine Kooperation mit unseren Freunden von STORMBRINGER. Für einmal konnte ich mit „seriousface“ und „fini miez“ zusammen arbeiten. Die ausführlichen Beiträge sind unter folgendem Link zu finden:
Donnerstag: https://www.stormbringer.at/livereports/3377/summer-breeze-open-air-2019-donnerstag-15-august-summer-breeze-festivalgelaende-dinkelsbuehl.html
Freitag: https://www.stormbringer.at/livereports/3378/summer-breeze-open-air-2019-freitag-16-august-summer-breeze-festivalgelaende-dinkelsbuehl.html
Samstag: https://www.stormbringer.at/livereports/3379/summer-breeze-open-air-2019-samstag-17-august-summer-breeze-festivalgelaende-dinkelsbuehl.html

Nun soll – nach meinen ersten beiden Impressionen von Donnerstag und Freitag- noch etwas ausführlicheres Material nachkommen – und der eine oder andere Seitenhieb – oder so.

Für jene unter euch, die noch nie am SBOA waren – selber Schuld! Es ist südlich von WACKEN das einzige wirklich namhafte Rock- und Metalfestival. Die Veranstalter schaffen es für ca. 45’000 Fans Jahr für Jahr ein Lineup mit rund 130 Bands auf die Beine zu stellen, und zwar auf vier Bühnen:

– MAINSTAGE; eine Drehbühne mit 20 Metern Durchmesser, welche extrem kurze Umbauzeiten möglich macht. Während die eine Band spielt, baut die nächste „hinter der Bühne“ auf. Natürlich spielen hier die Headliner. Das waren diesen Sommer zum Beispiel IN FLAMES, AVANTASIA, ELUVEITIE, BULLET FOR MY VALENTINE, KING DIAMOND oder die unheimlich genialen PARKWAY DRIVE.

– T-STAGE; hier gehen tendenziell die härteren Bands an den Start, wer Black- und Deathmetal sucht, wird hier am ehesten fündig. Zum Beispiel mit ANAAL NATHRAKH – ich hatte auch diese Jahr irgendwie keine Lust, die Band zu sehen oder hören…

– WERA TOOL STAGE; die hiess schon einmal anders, ist aber von der äusseren Erscheinung nicht neu. Ein Dach aus zwei grossen Kreisflächen schafft einen regensicheren Unterstand für einige hundert Leutchen. Einziger Nachteil – das Licht ist für Fotos beschissen. Musikalisch sind hier eher Newcomer oder unbekanntere Truppen zu finden. Dieses Jahr zum Beispiel die BURNING WITCHES aus der Schweiz oder die sagenhaften, sackstarken THE LAZYS aus Australien.

– FICKEN PARTY STAGE; ich werde es nie verstehen, warum es auf Rock- und Metalfestivals ein JACK DANIELS-Zelt oder eine FICKEN-Stage braucht. Ausser man geht davon aus, dass es keine Rolle spielt, wo man säuft – Hauptsache man säuft.
Die FICKEN-Party Stage fasst die kleineren Bands und zwischendurch immer wieder DJs. Es ist die Bühne, welche definitiv am längsten bespielt wird – häufig kann man die Sonne am Horizont aufgehen sehen, wenn die letzten Trunkenbolde das Areal verlassen. Spannend dieses Jahr; einer der Chefs von FICKEN – Dietmar Bock – hat mit seiner Band MORBID ALCOHOLICA am Mittwochabend vor gut viertausend Fans gespielt.

Zu den Bands am SBOA gibt es eine Menge zu sagen; es waren eine Menge Bands! Und klar, ich habe nur einen Bruchteil davon gesehen, schliesslich musste man sich ab und zu verköstigen und ein kühles Wasser mit Hefegeschmack trinken. Durch die Verstärkung von STORMBRINGER konnte ich mich auf die Headliner konzentrieren, wobei da nicht ganz klar ist, welche das genau waren. Klar, es haben andere Bands auch ihren Platz in meinen Rückblick gefunden.

Meine Favoriten, also jene Bands, die mich begeistert haben, sind:
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Donnerstag

  • Ganz klar IN FAMES, die Schweden haben auf der ganzen Linie überzeugt und einen Hammerauftritt hingelegt.

Freitag

  • THE LAZYS aus Australien, eine Supertruppe in AC/DC oder AIRBOURNE Tradition.
  • Selbstverständlich auch AIRBOURNE selbst, die immer für Hammer-Live-Auftritte zuständig sind. Bei den Jungs ging die Menge erstmals richtig ab, da wurde gesurft und von der Security abgefischt, was das Zeug hält. Dass Fronter Noel O’Keefe seine Bierdusche für einmal aus dem Pit direkt vor dem Publikum abzog, zeigt davon, dass die Truppe für die Fans spielt!
  • KISSIN DYNAMITE sind immer für begeisternde Gigs zu haben. Dass sie schon am frühen Nachmittag speilen mussten, hatte keinen Einfluss – die Jungs gaben alles und das Publikum dankte es ihnen mit einer überragenden Präsenz.
  • KING DIAMOND hauen mich musikalisch nicht weg und ihre SHow enthält durchaus Elemente, die so nicht sein müssten. Insgesamt aber sind sie geniale Geschichtenerzähler, ihr Bühnenbild und die Show waren über weite Strecken grossartig.
  • Richtig geil war der Headliner PARKWAY DRIVE – für mich der Headliner des ganzen Festivals, die beste Truppe überhaupt. Die Jungs haben eindrücklich bewiesen, dass Metalcore nicht nur im Metal angekommen ist, sondern auch, dass er da eine wichtige Stellung einnimmt und grosse Bands hervorbringt, welche die richtig grossen Bühnen rocken können.

Samstag

  • VAN CANTO ist ein Phänomen. Die „a capella“ Band mit Drummer hat mich schon am Summerbreeze vor einigen Jahren aus den Socken gehauen. Auch diesen Sommer haben sie mit ihrer unheimlichen Bühnenpräsenz und damit, wie sie mit dem Publikum interagiert haben, mehr als überzeugt – ganz grosses Kino!
  • BURY TOMORROW sind eine weitere Core-Truppe, welche die Mainstage gerockt haben, und zwar gründlich.
  • LORDI sind immer für gute Shows besorgt. Ihre musikalischen Qualitäten waren noch nie überragend, ihre Kostüme kennt man mittlerweile – aber sie rocken die Bühne, witzeln mit dem Publikum und bieten was fürs Geld.
  • Unsere Schweizer Pagan-Metaller ELUVEITIE haben mir super gefallen. Bei der Pyroshow wurde mir nicht nur warm ums Herz – da wurde gefackelt, dass uns die Objektive zu schmelzen drohte! Insgesamt hat mir ihre Präsenz gefallen, wieder einmal habe ich die Band als das erlebt, was sie für mich immer war; eine Live-Truppe, die dem Publikum das zurückgibt, was sie seit Jahren von ihm bekommen – Begeisterung!
  • BULLET FOR MY VALENTINE; erneut ein Headliner, der seinem Namen alle Ehre machte. Musikalisch haben mich die Jungs eh sofort im Sack, was sie an diesem Abend aber an Lichtshow boten, war überirdisch. Es braucht nicht immer Feuer, um dem Publikum ein visuelles Erlebnis zu schaffen. Das war grosses Kino.

In dieser Auflistung fehlen natürlich jene Bands, die ich selber nicht gesehen habe, von denen man aber auch viel Gutes hörte; HAMMERFALL, DIMMU BORGIR, BEAST IN BLACK, BATTLE BEAST oder BRAINSTORM.

Klar gab es auch Bands, die mich entweder nicht sonderlich überzeugten oder gar enttäuschten…
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Donnerstag

  • AVATAR sind für mich eine Band, die ich im Lineup nicht brauche, musikalisch überbewertet und auf der Bühne mit eher hohem Gähnfaktor. Einzig fotografisch geben sie etwas her.
  • Richtiggehend enttäuscht war ich von TESTAMENT. Da hätten auch Musikautomaten auf der Bühne stehen können – die hätten mehr Spass gemacht. Die Band hat ihren Kultstatus mit dem Auftritt am SBOA deutlich nach unten korrigiert.
  • Dann wäre da noch Tobi Sammet mit AVANTASIA. Sein Konzept find eich nach wie vor genial – hol dir gute Stimmen, wenn du selber nicht überragend bist! Sammet ist ein Komponist vor dem Herren, ein grandioser Arrangeur und nicht zuletzt ein guter Showman. Es bleibt aber die Frage, was von AVANTASIA übrig bleibt, wenn die Gastsänger und seine hammergeile Background-Gesangs-Crew weg ist – mittelmässiger Melodic-Metal. Der Auftritt war für mich mittelmässig, eines Headliners nur teilweise würdig.

Freitag

  • Fangen wir gleich bei einer hochgelobten Prog-Metal-Band an, deren beste Zeiten vorüber zu sein scheinen; QUEENSRŸCHE konnten auf der ganzen Linie nicht überzeugen. Klar ist ihre Musik komplex und damit anspruchsvoll – nichts destotrotz fehlt das Charisma eines GEOFF TATE, welches TODD LA TORRE nach wie vor nicht wett machen kann. Klar und deutlich? Langweilig!
  • DRAGONFORCE konnten allenfalls durch das aufwändige Bühnenbild punkten. Klar, die Jungs sind nach wie vor die Schnellsten auf ihren Sechssaitern – aber sie haben mittlerweile nicht mehr zu bieten. Kein wow-Effekt und mittelprächtige Kommunikation mit der Crowd. Einzig Sänger Marc Hudson mochte mich überzeugen, so präsent habe ich ihn schon lange nicht mehr gesehen.

Samstag

  • BURNING WITCHES mögen ab Scheibe ganz gut klingen, geben ein hübsches Bild auf der Bühne ab, geben sich dort durchaus auch Mühe. Insgesamt können sie mich musikalisch überhaupt nicht überzeugen, das ist bestenfalls Mittelmass. BURNING WITCHES sind mir zu stark Kunstprodukt, eine Band ohne erkennbare Seele – zumindest live am diesjährigen SUMMERBREEZE.

Klar fehlen auch in dieser Zusammenstellung Bands – dazu kann ich aber nichts persönliches sagen – also lasse ich das.

Fazit zum Festival

Über eine Sache habe ich mich richtig geärgert. Das SBOA ist sehr anspruchsvoll, was die Vergabe der Headliner-Fotopässe anbelangt – notabene anspruchsvoller als das W:O:A. Dass dann an zwei Abenden der Zutritt zu den Headlinern nicht oder nur ungenügend kontrolliert wurde, ist mehr als ärgerlich. Warum dieser Pass, wenn ich dann trotzdem gezwungen bin, den Pit mit gefühlten 50 Fotografen zu teilen?
Ansonsten aber fällt mein Fazit auch dieses Jahr wieder sehr positiv aus. Das lineup – auch wenn ich nur einen kleinen Teil davon selber gesehen habe – ist genial, für jeden Geschmack ist etwas dabei. Die Organisation ist grossartig, wird jedes Jahr optimiert – der Veranstalter lernt aus Fehlern.
Natürlich hat auch das Wetter geholfen. Zwischendurch war es zwar auch einmal etwas nass – das war aber kaum der Rede wert. Dafür waren die Temperaturen tagsüber erträglich, immer mal wieder zogen Wolken vorbei, abends wurde es beinahe schon zu kühlt.
Die Stimmung am SBOA ist immer gut, die Besucher aufgestellt, die Crew freundlich und zuvorkommend und die Security ist für mich nach wie vor die beste aller Festivals, die ich kenne. GRABENSCHLAMPEN forever!

Es dürfte also klar sein, was ich nächsten August im Sommer vor habe – ab nach Dinkelsbühl!