SPIEGELBILD – „Jakarta Oder Bern“

SPIEGELBILD – „Jakarta Oder Bern“

Hoffnungsvolle Songs mit melancholischer Note und Texten zum Hinhören

Stephan Lipp
8 out of 10 burning headphones

Mundart Folk-Pop-Rock aus dem Züri-Oberland, im Eigenvertrieb

Es gibt ein paar wenige Musikstile, mit denen konnte ich mich im Laufe der Jahre trotz grosser Bemühungen und viel Goodwill nie richtig anfreunden. Das ist neben Thrash Metal und Punk eben auch „Mundart“. Obwohl das ja nicht so wirklich ein Stil ist, gibt es doch eine breite Bandbreite an Mundart-Gruppen unterschiedlichster Stilfarben. Sei’s drum. Und so finden sich in meiner Plattensammlung lediglich zwei Mundartalben: Von PATENT OCHSNER „Gmües“, die vegane Variante der „Schlachtplatte“, und das Debut von PLÜSCH. Klar habe ich an den Turnfesten zu „Alperose“ ebenso mitgeträllert wie zum „Kiosk“ oder „I schänke dir mis Härz“. Davon bestehen aber keine Beweisaufnahmen, und würde dies in meiner Gegenwart thematisiert, würde ich es vehement abstreiten.

Sam, Oliver, Monika, Pascal

Und nun mache ich also eine Rezension zu einem Mundart-Album. Und – Spoiler Alarm – es gefällt! Aber von Anfang an: SPIEGELBILD gibt es unter anderem Namen und leicht anderer Besetzung seit 2006 und begannen nach einer Pause als SPIEGELBILD erneut, Musik zu schreiben und zu spielen. Dem Zeitgeist der heutigen „Musikkonsumenten“ (Früher bekannt als Hörer) entschied sich die Band dazu, ihre Songs in regelmässigen Abständen als Singles zu veröffentlichen, mit dazugehörigen Videos. 9 Singles später und da die eine oder der andere Hörer (heute bekannt als „Musikkonsument“) doch gerne die Musik physisch in Händen halten wollte, gibt es nun als it „Jakarta Oder Bern“ die erste Sammlung musikalischer Werke auf CD.

Und das ist gut so. Denn am Stück wirken die Songs anders als einzeln. Man kann sich auf die ruhige, folkige Atmosphäre einlassen. Die Songs plätschern (hier nicht als Negativmerkmal zu verstehen) vor sich hin und lullen einen in eine warme Decke aus Emotionen und Klängen. Hie und da durchbricht die Band den folkig-poppigen Grundton und würzt die Stücke mit etwas Exotik. „Ufgäh“ funked auf tiefer Flamme, und „Ziit Bliibt Stah“ wartet mit einem reggae-esquen Groove auf – gerade wenig genug, um einem Shitstorm wegen kultureller Aneignung zu entgehen (Einen Shitstorm hat die Band schon hinter sich, als sie für das Video zu „Wiitergah“ auf stillgelegten Bahngleisen drehte). „Nöd Vo Da“ ist ein astreiner Popsong. Den Songs liegt eine durchgängige Melancholie zugrunde, und dank der Texte von Sängerin Monika Wiegele lohnt sich ein genaues Hin- und Zuhören.

Fazit

Nein, SPIEGELBILD haben es nicht geschafft, mich zum Mundart-Liebhaber zu bekehren. Mit Freuden aber nehme ich „Jakarta Oder Bern“ als Dritte Mundart-CD in meine Sammlung auf und werde sie in Ehren halten. SPIEGELBILD gelingt es, süffisanten, melancholischen Folk-Pop-Rock zu spielen, bei dem Kopf und Bein auch mal ungewollt aber entschieden mit wippen. Wer die Gelegenheit hat, die Band live zu sehen, sollte sich auch das nicht entgehen lassen. Denn dann da gelingt es der Band, ihre Stücke noch grösser wirken zu lassen.

Tracklist & Cover

  1. Jakarta Oder Bern
  2. Fernweh
  3. Erinnerig
  4. Ufgäh
  5. Ziit Bliibt Stah
  6. Nöd Vo Da
  7. Wiitergah
  8. Maskeball
  9. Augeblick

english version

Mundart folk-pop-rock from the Züri-Oberland, self-distributed

There are a few styles of music with which I could never really make friends over the years, despite great efforts and a lot of goodwill. That is besides Thrash Metal and Punk also „Mundart“. Although this is not really a style, there is a wide range of dialect groups of different styles. So be it. And so there are only two dialect albums in my record collection: From PATENT OCHSNER „Gmües“, the vegan version of „Schlachtplatte“, and the debut of PLÜSCH. Of course I sang along to „Alperose“ at the gymnastics festivals as well as to „Kiosk“ or „I schänke dir mis Härz“. But there is no evidence of this, and if this would be discussed in my presence, I would deny it vehemently.

And so now I’m doing a review of a dialect album. And – spoiler alert – it likes it! But from the beginning: SPIEGELBILD has been around under a different name and slightly different line-up since 2006, and after a break as SPIEGELBILD they started writing and playing music again. The zeitgeist of today’s „music consumers“ (Formerly known as listeners) the band decided to release their songs at regular intervals as singles, with accompanying videos.9 singles later and because one or the other listeners (now known as „music consumers“) yet liked to hold the music physically in their hands, there is now as it „Jakarta Or Bern“ the first collection of musical works on CD.

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Sam, Oliver, Monika, Pascal

And that’s a good thing. Because as a piece, the songs have a different effect than individually. You can get into the quiet, folky atmosphere. The songs ripple along (not to be taken as a negative here) and lull you into a warm blanket of emotion and sound. Now and then the band breaks through the folky-poppy basic tone and spices the tracks with some exoticism. „Ufgäh“ funked on low flame, and „Ziit Bliibt Stah“ comes up with a reggae-esque groove – just little enough to escape a shitstorm because of cultural appropriation (the band already had a shitstorm behind them when they shot for the video for „Wiitergah“ on disused railroad tracks). „Nöd Vo Da“ is a straight pop song. There’s an underlying melancholy to the songs throughout, and thanks to singer Monika Wiegele’s lyrics, it’s worth a close listen.

conclusion

No, SPIEGELBILD have not managed to convert me to a dialect lover. But with pleasure I take „Jakarta Oder Bern“ as the third dialect CD in my collection and will cherish it. SPIEGELBILD succeeds in playing smug, melancholic folk-pop-rock, where head and leg sometimes bob along unintentionally but decidedly. Who has the opportunity to see the band live, should not miss it. Because then there the band succeeds in making their pieces seem even greater.

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