ray wilson – chasing rainbows am 19. april in den stores
Was soll man zu RAY WILSON erzählen? Dass er seit zwanzig Jahren im Musikbusiness ist, dass er Sänger von STILTSKIN war, wo ihm nicht wirklich grosser Erfolg beschieden war? Oder soll man zum tausendsten Mal erzählen, dass er nach dem Weggang von PHIL COLLINS als Sänger zu GENESIS wechselte?
Das lohnt nicht und reduziert den Sänger auf weniger, als er zu bieten hat. Aus meiner Sicht war er der bessere Sänger als PHIL COLLINS, wenn auch nicht so charismatisch. Und trotzdem gelang es nicht, aus dessen Schatten zu treten. Das hat aber mindestens ebensoviel damit zu tun, dass die Herren RUTHERFORD und BANKS selber mit einem GENESIS-Abklatsch weitermachten. WILSON haben sie da gleich mit verheizt. Und man mag von GENESIS halten, was man will – die Band war spätestens nach PETER GABRIEL’s Abgang ein Kind von PHIL COLLINS.
Was aber bleibt dann von einem RAY WILSON? Zumindest ein schottischer Sänger, dessen Stimme in einer Liga mit einem CHRIS MARTIN von COLDPLAY angesiedelt werden kann.
WILSON ist ein exzellenter Musiker, der sowohl als Sänger wie auch als Songschreiber reüssiert – nur der ganz grosse Erfolg war ihm bisher nicht beschieden. Und das mag damit zu tun haben, dass sich in seinem Genre zu viele Bands und Künstler tummeln, die frischer oder jugendlicher wirken – COLDPLAY oder SNOW PATROL seien nur zwei Beispiele.
Pop Rock spielt der Schotte, angenehme, chillige Musik zum Mithören, klassische Gitarrenarrangements, mehrstimmige Gesangsparts und orchestrale Kangwände – aber eben wenig Alleinstellungsmerkmale. Der erste Song „Take It Slow“ scheint mir programmatisch für das neue Album. Im Jazz würde man hier von „easy listening“ sprechen. Und das meine ich nicht despektierlich. WILSON bietet sauberes Handwerk, seine Stimme passt, keine Taktfehler, keine Schwächen über das gesamte Tonspektrum – RAY WILSON beherrscht sein Handwerk.
Was er vorzüglich kann – und deshalb gibt es wahrscheinlcih auch so viele auf der Scheibe – sind Balladen. Die Besten sind „Rhianne“ und „She’s A Queen“.
„Shouting In My Sleep“ oder „The Life Of Someone“ haben das Zeug zu Mainstreamhits, könnten „die Massen“ ansprechen. Was mir fehlt ist der ROCK! Zuviel Pop, zu wenig Power, zu wenig Tempo.
Richtig angeheimelt hat mich als Kind der Sechziger und Siebziger „Whatever Happened“. Allerdings ist das nur bedingt ein Kompliment, erinnert mich der Songs an Tracks von SMOKIE. Für die habe ich als zwölf- bis vierzehnjähriger geschwärmt, und das als Alternative zu den BAY CITY ROLLERS – weil SMOKIE „härter“ waren 😉
Okay, genug des Stöberns in den unendlichen Weiten der Erinnerungen eines nicht mehr ganz jungen Schreiberlings.
Wer poppige, sanfte Musik mit viel Gitarre und einer leicht rauchigen Stimme mag ist bei RAY WILSON an der richtigen Adresse. Wie würde mein geschätzter Arbeitskollege sagen? RAY WILSONS Musik ist eine richtige „Bunny-Falle“, ideal für eine romantische Kontaktaufnahme zum anderen Geschlecht.
„Chasing Rainbows“ ist nicht so mein Geschmack, musikalisch ist das Album aber in Ordnung. Und wer seine musikalischen Vorlieben in diesem Genre hat – reinhören, downloaden, kaufen.
Das Album macht Spass und hat verschiedene hörenswerte Songs, es ist stimmig und ist aus einem Guss geformt.
Wäre RAY WILSON ein zwanzigjähriger Schönling mit Hang zu Skandalen, so würde er sofort die Charts stürmen.
Line Up:
Ray Wilson – Sänger, akustische Gitarre
Ali Ferguson – Leadgitarre, akustische Gitarre, Backing Sänger
Lawrie MacMillan – Bass, Backing Sänger
Steve Wilson – akustische Gitarre, 12 Saiten Gitarre und Backing Sänger
Ashley MacMillan – Schlagzeug und Perkussion
Alicja Chrzaszcz – Violine
Barbara Szelagiewicz – Violine
Darek Tarczewski – Piano und Keyboards
Tracklist:
Take It Slow
Easier That Way
Follow The Lie
Shouting In My Sleep
Wait For Better Days
She Don’t Feel Loved
Rhianne
She’s A Queen
Whatever Happened
I See It All
The Life Of Someone
No Dreams Are Made Of This
