RAMMSTEIN – das Wankdorf brennt einmal mehr…

RAMMSTEIN – das Wankdorf brennt einmal mehr…

RAMMSTEIN – eine Band die man als Konzertfotograf einfach mal erlebt haben muss. Als Rocknews mich daher 2 Tage vor dem Auftritt der Deutschen anfragte, ob ich kurzfristig einspringen würde, konnte die Antwort nur JA GERNE lauten.

Bilder und Text Rea Sigg

Am 17. Juni machte ich mich also auf den Weg ins Wankdorf. Trotz einiger Staus unterwegs, gestaltete sich die Anfahrt relativ entspannt und ich bekam zügig einen Parkplatz ganz in Stadionnähe. Auch das Abholen des Medientickets und der Einlass verlief ohne Probleme, so dass ich bereits um neunzehn Uhr auf meinem zugewiesenen Platz sass und die Atmosphäre geniessen konnte.

Pünktlich um 19:30 begann der musikalische Abend mit Duo Abélard, ein französisches Frauenduo, welches sich ganz der Musik RAMMSTEINs verschrieben haben. Die beiden Damen spielen RAMMSTEIN-Songs auf dem Piano, ganz ohne Schnickschnack aber mit viel Können. So zeigten die Héloïse Hervouët und Émilie Aridon_Kociolek auch an dem Abend, was sie draufhaben. Leider wurde das grossartige Pianospiel der beiden vom Publikum nur in Massen geschätzt. Viele Konzertbesucher interessierten sich nicht für die Musik der beiden Französinnen und das Gerede der Menge war teilweise fast lauter, als die Performance der zwei Künstlerinnen. Dazu beigetragen hat sicher auch die Interaktion der Musikerinnen mit dem Publikum – ausser einer kurzen Vorstellung am Anfang, den obligatorischen Thank You’s zwischen den Stücken und dem Hinweis auf das soeben erschienene Album gegen Ende der rund 40-minütigen Spielzeit, gab es nämlich keine Interaktion. Einheizen geht da definitiv anders.

Dann aber war es Zeit für das Highlight des Abends:

RAMMSTEIN, das ist Rauch, Feuer und Explosionen – und genauso startete die Band auch in den Abend. Bereits bei „Rammlied“ wurde das Stadion mit schwarzem und weissem Rauch geflutet. Weiter ging es mit Explosionen und dem Entrollen der RAMMSTEIN-Banner bei Links 2-3-4. RAMMSTEIN bewiesen auch an dem Abend, dass sie mit Recht seit bald 30 Jahren zu den besten Bands der Neuen Deutschen Härte zählen. Die Band lieferten ein musikalisches Festmahl quer durch ihre eigene Geschichte. Wie man es von RAMMSTEIN gewohnt ist und erwartet, wurde während der ganzen Show nicht mit Feuer und Explosionen gegeizt. Während er „Mein Herz Brennt“ performte, zeigte sich Sänger Lindemann mit einem “brennenden Herzen”. Weiter ging die bombastische Show mit einem Regen aus schwarzen Papierschnipseln bei „Puppe“ und mit viel gleissendem Feuer bei „Sonne“. Nach einer kurzen Kunstpause und einem Bühnenwechsel folgt „Engel“ – ohne Gitarren, ohne viel Bombast, der ruhigste Moment des Abends. Doch mit der Ruhe ist es sofort wieder vorbei, zum Song „Ausländer“ lassen sich die Rocker in einem Gummiboot über die Menge tragen, es geht zurück zur Hauptbühne. Natürlich durfte bei RAMMSTEIN der Feuerwerfer auf dem Rücken des Fronters nicht fehlen, genauso wenig wie die brennenden Gitarren von Landers und Kruspe. Dann aber hiess es Abschied nehmen, „Adieu“ bildete den Abschluss eines musikalischen Marathons. Natürlich durfte zum Grande Finale noch mehr Pyro nicht fehlen, das Stadion schien zu brennen, die Fans tobten und die Band gab nochmal alles.

Auch wenn ich nicht wirklich in der NDH verwurzelt bin, konnte ich mich an dem Abend weder dem optischen noch dem musikalischen Feuerwerk entziehen. RAMMSTEIN gelang es, die Fans für ein paar Stunden in ihre eigene Welt zu entführen, ungeachtet aller momentanen Vorwürfe (lest hier das Statement von Rocknews). Für mich daher umso erschreckender, dass es von einem Konzertbesucher mir gegenüber zu sexueller Belästigung kam – sich hinter eine Frau zu stellen, mit den Hüften eindeutige Stossbewegungen zu machen und dazu “Bück dich Fee – Wunsch ist Wunsch” zu grölen, ist nämlich kein lustiger Scherz, sondern einfach eine verdammte Schweinerei. Wie es scheint, müssen sich wohl auch andere Bands Gedanken machen, was ihre Texte auslösen…