Predatory Violence – Räuber aus Bayern

Predatory Violence – Räuber aus Bayern

„PREDATORY VIOLENCE sind vier geborene Arschtreter ohne jegliche Spur von Gnade. Abscheuliche Motherfucker auf ihrem Weg in die Hölle! Eine rücksichtslose Jagd nach dem perfekten “F**k und nichts kann sie stoppen! Macht Euch auf etwas gefasst, seid offen, befeuchtet Eure Lippen und geniesst diesen Ritt direkt in die Hölle!!!“
“Our society is a disease…it’s time to meet the cure”

Wer schon einmal am Chiemsee war, diesem Vorzeigebeispiel für bayrische Idylle und „hier-ist-die-Welt-noch-in-Ordnung“, kann sich nicht so richtig vorstellen, dass von dort eine Band wie PREDATORY VIOLENCE herkommen. Was die Kombo – A. Machine (Gitarre / Gesang), Mr. Chris (Gitarre / Shouts), J. olf (Bass / Shouts) und D. Emon (Schlagzeug) – hier auf den Markt werfen ist eine blutige Schlachtplatte, an der man sich verschlucken könnte.

Hart, kompromisslos und nicht in jedem Fall überzeugend. Die ersten beiden Nummern „Predatory Violence“ und „Marked For Death“ klingen gewöhnlich, speediger Thrashmetal halt.
„Mercy Shot“ lässt dann aufhorchen. Eine interessante Nummer mit einem sanften Einstieg, abgesehen davon, dass eine Patrone aus einem Revolver ausgeworfen wird. Das Stück überzeugt durch Rhythmuswechsel, fast gespenstische Textpassagen und eine satte Drumline. Die Musik ist variabel, mal schneller, dann fast wieder schleppend, gesprochene Passagen wechseln sich mit geschrieenen Parts.

Ähnlich, was Rhythmuswechsel angeht, ist „Pillage And Plunder“. Hier leuchtet auch eine Art Engagement, Weltverbesserungsbotschaft auf. Das Zitat von Sitting Bull „Erst, wenn der letzte Baum gerodet ist…“ zeigt eine fast schon romantische Seite der Bayern. Der Schluss der fast sechsminütigen Nummer ist dann wieder schnell und kompromisslos.

Mit „Puppet On A String“ wird wieder gebolzt, was Stimme, Finger und Beine hergeben. Punkschlagzeug und bekannte Gitarrenriffs – mir zu mittelmässig.
Dazu; viele Freunde der stählernen Musik fragen sich, was METALLICA mit Thrash Metal zu tun haben. Zu weich, zu mainstreamig. Das mag sein, aber was man von denen lernen kann ist, wie man abwechslungsreichen und handwerklich perfekten Sound kreiert. Bayernräuber, da kann man bei euch schon noch ein bisschen was verbessern.

„Parental love“ – was hatten die Buben aus dem bayrischen Land wohl für eine Jugend? – finde ich ganz gefällig. Insbesondere die Saitenmänner gefallen, nehmen das Ruder in die Hand. Spannende Riffs und ein cooles Solo – das macht Spass auf mehr!

Und dann wird es lang. Nicht langweilig oder langatmig – höchstens ein wenig. Klaviermusik, langsam ergänzt durch feine Zupfgitarre und eine wimmernde Solosaite im Hintergrund. Es ist klar, dass da bei „All This Hate In Me“ mehr kommen muss. Kommt auch; Drums, die antreiben und doch klar und überschaubar bleiben. Ja, es ist über weite Strecken eine Art Ballade, die allerdings nach drei Minuten aus dem Dornröschenschlaf geweckt wird. Ein Schlagzeugstakkato, das wach macht – und dann durch einen Mittelteil gestört wird, der nicht über das „eins-zwei-drei-vier“ Geballer des Schlagzeugs hinauskommt. Der zweite Teil nimmt dann den Faden wieder auf, versöhnt mit spannenden Minuten voller kreativer Ideen und einem Ausstieg, der den Kreis schliesst. Allerdings finde ich den Song mit achteinhalb Minuten auch relativ lang.

PREDATORY VIOLENCE bringen mit „Marked For Death“ ein Album, welches das Potential der Band zeigt. Es deutet an, dass Entwicklungsmöglichkeiten vorhanden sind. Die Musik von PREDATORY VIOLENCE ist nicht gerade ein Riesendiamant, aber immerhin ein Edelstein, der mit dem richtigen Schliff glänzen könnte.

Wenn den Bayern das gelingt, bin ich gespannt auf das nächste Album.

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