PALEFACE SWISS

PALEFACE SWISS

Ich finde die Band gar nicht gut, aber sch*isse ist das gut.
– Random Typ im Publikum neben mir.

Text, Silvan Bellante, Fotos Alexandra Rothlin

Die momentan größte Schweizer Band habe ich schon länger auf dem Schirm, jedoch habe ich es leider verpasst, sie bei einem ihrer letzten Konzerte in Zürich im Ebrietas zu sehen. Ja, du hast richtig gelesen: Paleface Swiss‘ letzte Show in ihrer Heimatstadt war noch vor der großen Pause im Keller der Stadtzürcher Metal Bar, und niemand hätte ahnen können, dass sie heute Abend das ausverkaufte X-Tra zum Beben bringen würden. Am Merchandise merkt man schon, wegen welcher Band die meisten heute Abend angereist sind. Hoffentlich bleibt noch das eine oder andere Shirt für den Rest der Tour übrig.

DRILL

Die erste Band stürmt die Bühne, ballert die ersten Stücke raus und zum Erstaunen vieler kommt eine Ansage auf Schweizerdeutsch daher. Das Ganze ist nur begrenzt komisch, denn DESOLATED, die eigentlich hätten auftreten sollen, sind am Zoll hängen geblieben. Eingesprungen ist die St. Galler Band DRILL. Und die bohren sich dank heftigem Sound schön in die Gehörgänge des Publikums, das sich noch ein wenig verhalten verhält. An der Show des Openers kann das nicht liegen, denn diese ist überraschend abwechslungsreich und gibt einen stabilen Vorgeschmack auf das, was noch kommen wird. Sehr stark wird bewiesen, dass es auch noch weitere Bands in diesem Land gibt, die abräumen können.

THE ACACIA STRAIN

Sind dem einen oder anderen, der vor der Jahrtausendwende geboren wurde, ein Begriff, denn die US-amerikanischen Deathcore-Daddies könnten tatsächlich die Väter des Headliners sein. Die Show der Metal-Legenden ist grundsolide, ich persönlich fand den Opener aber ein wenig interessanter. Nichtsdestotrotz trifft das gute alte Sprichwort „Stumpf ist Trumpf“, denn das Publikum fängt langsam an, sich zu bewegen.

PALEFACE SWISS

Falls jemand wissen will, wie die Drum’n’Bass-Party während des Umbaus zum Headliner war, gibt es hier den Link zur offiziellen Playlist: PAUSENMUKKE 2025 – Marc Zelli

PALEFACE SWISS wollen starten, jedoch müssen wir uns wegen eines technischen Problems noch ein wenig gedulden, bis das Dojo im X-Tra eröffnet wird. Als das Licht ausgeht und das Intro erklingt, vergeht jedoch keine Sekunde, und pünktlich zum ersten Bassdrum-Schlag fliegt der pit-eröffnende Bierbecher quer durch den Raum und startet das Gemoshe. Die Crowd ist jetzt in Feierlaune. Das letzte Mal, als Paleface in Zürich aufgetreten sind, war – wie eingangs schon erwähnt – im Keller der Ebrietas Metal Bar. Nun hat Zelli das ausverkaufte X-Tra fest im Griff und bringt mit einem schelmischen „Fanged ah Seckle Züri“ Bewegung in den Raum. Der Kommentar einer meiner Stehplatznachbarn, dass hier einer der besten Frontmänner der Welt gerade die Leute in seinen Bann zieht, stösst auf reine Zustimmung. Während „River of Sorrows“ kommen inzwischen die ersten Crowdsurfer ins Spiel und bringen die Securities am Bühnenrand ins Schwitzen. Und holy hell, ist dieses Lied gut. Bitte einen Swiss Music Award für diesen Song, merci. PALEFACE SWISS liefert weiterhin eine grandiose Show und zeigt, warum das Upgrade vom Dynamo ins X-Tra mehr als verdient ist. Mit ihrer letzten Single „Love Burns“ verabschiedet sich der Grund für die Löcher im Schweizer Käse von der Bühne und lässt das Publikum noch einmal in die Verantwortung des Mitsingens treten.

Fazit

Falls mir das nächste Mal jemand sagt, dass er keine Schweizer Musik hört, weil es keine guten Bands gibt, weiß ich, dass diese Person heute Abend nicht anwesend gewesen sein kann. PALEFACE SWISS zeigen, wie es geht, und bringen hoffentlich ein wenig internationalen Wind in die Schweizer Musikszene. Für alle, die die Show im X-Tra verpasst haben, gibt’s am diesjährigen Openair Gränichen noch einmal die Chance, die Jungs auf einer Schweizer Bühne zu treffen.