KOEN HERFST am Telefon
KOEN HERFST hat vor einigen Tagen seit wirklich eindrückliches Soloalbum „Back To Balance“ veröffentlicht.Der Drummer, den die Meisten als Mitglied der Thrasher von DEW SCENTED kennen, hat damit eine SCheibe vorgelegt, welcher mancher erfahrenen Prog-Metalband gut anstehen würde.
Grund genug, um mit dem sympathischen Holländer einige Sätze am Telefon zu wechseln.
![KOEN HERFST - BACK TO BALANCE ALBUMCOVER [300]](https://rocknews.ch/wp-content/uploads/2015/10/KOEN-HERFST-BACK-TO-BALANCE-ALBUMCOVER-300.jpg)
MN: Hi Koen. Danke dir, dass du etwas Zeit findest, um mit uns zu plaudern.
Du trommelst für die Thrasher von DEW SCENTED ebenso wie für den holländischen DJ ARMIN VAN BUUREN. Bist du eine multiple Persönlichkeit?
KH: (lacht) Nein, aber ich mag wirklich jede Menge verschiedener Musikstile. Ich liebe mein Instrument und es spielt nicht wirklich eine Rolle, welche Style ich spiele.
Und was ich mit Armin gemacht habe, war vom Trommeln her nicht wirklich anders als man glauben würde.
Die Soli bei Armins Show waren sogar härter als was ich bei DEW SCENTED mache. Das hat mehr Power, mehr Energie.
MN: Wie müsste ein Film über dein Leben heissen.
KH: Oh, eine coole Frage, mal was Anderes. Wow, ich denke, er müsste „Back To Balance „ heissen. Das ist der Titel meines Albums und es war wirklich ein Kampf, die Balance beizubehalten. Und die Texte auf dem Album beschreiben mein Leben, was mir wichtig ist. Ich glaube, ich müsste auch die Hauptrolle spielen.
MN: Kommen wir zu deinem Album. Wenn ich das Lineup lese, habe ich den Eindruck, dass du ziemlich viele Freunde hast.
KH: Ja, ich habe schon in einem anderen Interview gesagt, dass diese Liste wohl zeigt, dass ich kein Arschloch bin.
Im Musikgeschäft begegnest du nämlich vielen Menschen, bei denen du dich fragst: „Hey, wie konntest du ein solches Arschloch werden? „ Und ich mag das so nicht.
Ich habe mit vielen Bands gespielt, in vielen Projekten mitgemacht und eine Menge cooler Leute getroffen. Und wenn du dann merkst, dass du mit der Zeit einen gemeinsamen Level erreichst, ja, dann sind das Freunde. Die meisten der Musiker auf meinem Album sind gute Freunde.
MN: Wie ist das Songwriting abgelaufen, hast du alle Tracks geschrieben?
KH: Das war unterschiedlich. Die meisten Songs habe ich geschrieben. So 75% der Arrangements kommen von mir, hab ich mit Piano und Gitarre gemacht.
Dann habe ich die Musiker dazugeholt und sie haben die Songs auf ein neues Level geholt, haben sie verfeinert. Die kamen an mit coolen Melodien, ihren eigenen Ideen. Ich habe zwar so 80% der Musik geschrieben, die anderen Musiker haben aber nochmals 30% dazugetan.
Es gibt aber auch einen Song „Begone „, der wurde von einem Gitarristen für mich geschrieben. Den haben wir zusammen arrangiert und verfeinert, ich habe die Stimmlinien dazugepackt.
MN: Du hast verschiedene Stilelemente in dein Album gepackt, Jazz, Blues, Elektro, Metalcore, Thrash – hast du einen neuen Style kreiert?
KH: Ich würde nicht sagen, dass ich einen neuen Style kreiert habe, nein. Es ist eher ein Blick darauf, wie ich Musik erlebe, mein eigener Ausdruck. Ich liebe so viele Genres, so viele Musikrichtungen. Klar, das Album ist eher hart, rockig, aber ich möchte mich nicht auf einen „Hauptstil „ festlegen. Wenn ich wieder an den Film von weiter oben denke, so ist das die Story meines Lebens.
MN: Bei diesen vielen verschiedenen Menschen, die du hast mitspielen lassen, warum hast du Armin nicht eingeladen?
KH: Ja, das ist schwierig. Die ganze Welt will mit ihm arbeiten. Ich war schon glücklich genug, dass ich mit ihm arbeiten durfte, auf Tour gehen. Klar wäre es cool, mit ihm etwas zu machen, aber eben, dann würden alle anderen auch wollen. Man darf nicht vergessen, es ist ein Weltstar, also eher einer, der dich fragt. Und wenn er nicht fragt ;-), so funktionieren die Dinge. Ich bin schon sehr glücklich, dass ich mit ihm zusammenarbeiten durfte. Ich habe viel von ihm gelernt, und das ist toll.
Auch sein Blick auf Musik. Die Art, wie er Elektronik nutzt, war ein cooler Einfluss auf mich und mein Leben. Am Anfang hatte ich keinen Einblick in die Dance Szene.
Und ich habe gelernt, dass da viel Aggressivität in der Dance Musik steckt und das mag ich. Ich mag Aggression – also in der Musik natürlich!

MN: Mit so vielen Leuten auf Tour zu gehen, dürfte ziemlich schwierig werden. Ist da etwas in Planung oder bleibt „Back To Balance „ ein Studioprojekt?
KH: Es war nie mein Plan, damit live zu gehen. Es ist und bleibt ein Soloalbum, die Musik, die ich mag und die ich auf diese Weise der Welt präsentieren wollte.
Ich wurde aber schon so oft danach gefragt, dass vielleicht in Zukunft mit einer Band auf Tour gehen werde. Es ist nicht unmöglich, aber es wird auf jeden Fall nicht mit fünfundzwanzig Personen sein.
MN: Wie muss ich mir das vorstellen, wenn du als Drummer mit einem DJ spielst. Ich habe so die Vorstellung, dass da vor allem Elektronik ist, kaum Musiker wie Sänger oder Gitarristen. Ist dein Job der, einfach Soli zu spielen??
KH: Nicht so ganz. Diese Show dauert fünf oder sechs Stunden und du hast jede Menge Gäste auf der Bühne wie Sänger, Tänzer, ein Trampolin-Artist und auch eine Band.
Während Armin dann einen Basissound legt, spielen wir die Tracks. Mit dabei waren übrigens auch sein Bruder Eller Van Buuren und Jungs aus meiner ehemaligen Band. Das war also wirklich eine Kombination zwischen Rock- und DJ-Show.
Dann gab es auch Soli, die ich spielte. Ein Solo war sieben Minuten lang. Und das Verrückte dabei war, dass ich bei den Proben gefilmt wurde, das gesamte Solo. Und auf der Bühne sah man mich auf einem Screen von 20 mal 8 Metern – und das vor 25 ‚000 Menschen. Das ist immer noch schwer zu glauben, aber es ist geschehen.
Auch im Madison Square Garden, und da realisiere ich dann, wie besonders das war. Du realisierst, dass das total verrückt ist, etwas, was kaum andere Schlagzeuger je getan haben.
Das tun nicht viele DJs und ich habe gemerkt, dass ich als Drummer nicht im Hintergrund agieren will sondern vorne auf der Bühne. Ich habe mich als Entertainer kennengelernt, als „Rampen – Sau „ (O-ton; „stage animal „). Ich hatte da auch ein Headset, über das ich mit der Menge kommunizieren konnte.
Das hätte ich mir nie vorgestellt, als ich mit Schlagzeug anfing, dass irgendwann mein Gesicht auf einer Riesenleinwand sein würde.
![KOEN HERFST IN HIS STUDIO - FOTO DOOR JEFF METZ [240]](https://rocknews.ch/wp-content/uploads/2015/10/KOEN-HERFST-IN-HIS-STUDIO-FOTO-DOOR-JEFF-METZ-240.jpg)
MN: Welche Schlagzeuger sind deine Vorbilder?
KH: Als ich jung war, war das eine Kombination aus Mike Portnoy von DREAMTHEATER – ich habe mit 17 all deren Alben rauf und runter gehört – und Mike Mangini – ebenfalls DREAMTHEATER -, Terry Bozzio*, Dave Weckl (CHICK COREA, MIKE STERN) aber auch Bands wie KORN oder LIMP BIZKIT, obwohl alle in der Metalszene diese Bands hassen – ich wuchs mit ihnen auf.
Darum stehe ich wohl auch immer etwas schräg in der Szene. Da ist auch noch Vinnie Paul von PANTERA und letztlich auch viele Hip Hop oder Drum ’n ‚Bass Schlagzeuger. Ich habe einfach immer deren Tricks abgeschaut und mich dann dem nächsten zugewendet. Aber Alles in Allem hat mich Mike Portnoy am stärksten beeinflusst.
MN: Heute spielst du im KOMPLEX CLUB. Da so 200 bis 300 Leute rein. Mit ARMIN VAN BUUREN und DEW SCENTED hast du auch schon vor 40 ‚000 oder mehr Menschen gespielt. Was gefällt dir besser, die Intimität von Clubs oder die grossen Bühnen?
KH: Ich muss zugeben, ich mag die grossen Bühnen viel lieber. Gerade jetzt spiele ich eine Underground-Tour (Thrash Mercenaries European Tour) mit wenig Publikum und in kleinen Clubs.
Wenn ich da an Shows im MADISON SQUARE GARDEN oder im OLYMPIASTADION von Mexico City denke in dem über 100 ‚000 Menschen Platz haben, dann muss ich schon sagen, das ist etwas ganz anderes.
MN: Gibt es einen Auftritt, von dem du sagen würdest, das ist das Beste, an dem ich jemals teilgehabt habe?
KH: Ja, das war die Show in Mexico City. Die Bühne hat da angefangen, sich zu bewegen, ist hoch und runter gegangen und wir haben uns gefragt, was da los ist. Das war, weil 25 ‚000 Menschen auf und nieder gesprungen sind. Das war schon verrückt, und die Menschen waren halb wahnsinnig. Ähnlich war das auch in Mumbay, Indien. Die Menschen hatten noch nie eine Show wie diese gesehen und das ist schon cool, Teil von so etwas zu sein. Die Tour war wirklich ein Highlight.
MN: Kommen wir zurück auf den Boden der Realität. Du bist Holländer. Wie hart ist es zu erleben, dass Oranje nicht an der nächsten Fussball-EM dabei sein wird
KH: Oh Mann, das ist eine wirkliche Schande. Ich kann wirklich nicht verstehen, wie eine Mannschaft es schaffen kann, das eine Jahr Dritter an einer WM zu sein und das nächste Jahr dermassen Scheissse zu spielen. Ich bin verwirrt und kann es nicht verstehen – und ich mag es nicht!
Stell dir vor; wir spielten ein Konzert in Mexiko und das Spiel lief zur selben Zeit und wurde auf einem grossen Screen übertragen. Holland gewinnt gegen Mexiko und ich spiele vor Zehntausenden Mexikanern in einem orangen Shirt 😉
MN: Wofür steht die Schweiz, der Begriff Schweiz für dich?
KH: Da gibt es einige Schlüsselbegriffe wie Neutralität, Schokolade – gute Schokolade, Berge und Reichtum. Aber eigentlich kenne ich die Schweiz nicht, und auf Tour haben wir selten Gelegenheit, auch nur die Städte kennen zu lernen, in denen wir spielen. Das Bisschen was ich heute von Zürich gesehen habe scheint mir, dass es eine hübsche Stadt ist, aber zwanzig Minuten sind wirklich wenig Zeit.
MN: Letzte Chance, deinen Fans zu sagen, was du ihnen schon immer sagen wolltest!
KH: Wow, also ich freue mich und bin wirklich sehr gespannt auf die Reaktionen zum neuen Album. Probiert es aus, hört es euch an. Wenn ihr es nicht direkt kaufen wollt, ihr könnt es auch auf Spotify hören. Und auf meinem Youtube-Channel könnt ihr Videos von den Aufnahmen sehen.
Ich freue mich wirklich auf die Reaktionen!
Koen, vielen Dank für das Gespräch. Wir wünschen dir und deinem genialen Album viel Erfolg – rock on!
*das ist der Typ mit dem riesigen Drumkit, der mit diversen Grössen spielt, unter anderem auch mit FRANK ZAPPA – Anm. Der Red.
