john calabrese von danko jones im interview @ greenfield

john calabrese von danko jones im interview @ greenfield

Am Greenfield Festival traf ich mich mit John Calabrese, dem Bassisten von DANKO JONES. Ein aufgeräumter, strahlender und sehr freundlicher Italo-Kanadier sass mir gegenüber in der Presse-Lounge des Open Air. Und Achtung Mädels, der Typ sieht sehr gut aus!

Natürlich musste im Hintergrund wieder eine Band Soundcheck machen und mir das Abtippen des Interviews unnötig erschweren…

RTB:          Hi John. Danke für das Gespräch! Gleich zu Beginn würden mich drei Dinge interessieren, die man über dich unbedingt wissen muss. 

JC:             Über mich? Ich spiele Bass bei DANKO JONES. Was ist sonst noch wichtig… Ich lebe in Kanada und komme ursprünglich aus Kalabrien. Das sind drei wirklich wichtige Dinge (lacht).

RTB:          Bist du in Italien geboren?

JC:             Nein, geboren wurde ich in Toronto, aufgewachsen bin ich aber in Italien, auch dort zur Schule gegangen. Meine Mutter und ein Grossteil meiner Verwandtschaft lebt in Italien.

RTB:          Ich wollte dich fragen, ob es für mich gefährlich werden könnte, hier die falschen Fragen zu stellen an Jemand, der John Calabrese heisst und aus Süditalien kommt.

JC:             Ich weiss nicht, was du meinst. Ich weiss nichts über Italien und Kalabrien Quatsch, das war ein Witz. Ich weiss, dass du auf die Mafia anspielst. Aber es besteht keine Gefahr.

RTB:          Gut, dann kann ich ja weitermachen. Warum sollte Rock’n’Roll schwarz und blau sein?

JC:             Rock’n’Roll Is Black And Blue“ ist der Titel unseres aktuellen Albums. Es erzählt darüber, dass Rock’n’Roll geprügelt und totgesagt wurde. Er ist nicht im Mainstream, wie etwa Pop oder Hip Hop. Darum also „black and blue“.

dankojones@greenfield2013-02RTB:          Ich habe gesehen, dass ihr jetzt durch Europa tourt, anschliessend in den USA und Kanada. Und dann ist Herbst. Würdest du nicht auch gerne mal Ferien im Sommer machen?

JC:              So schlimm ist es nicht. Ich habe jetzt dann einige Tage frei. Nächste Woche gehe ich in Finnland fischen. Das würde sicher auch Spass machen, hier an den Seen zu fischen. Fischen ist für mich sehr wichtig. Ich werde auch einmal wieder nach Norwegen zum Fischen fahren, dort hatte ich grossen Spass.
Besonders im Juni und Juli ist es cool, da sind die Heringe schön gross, weil sie durch die anderen Fische „gefüttert“ werden…
Eigentlich ist das mein viertes, wichtiges Ding; ich liebe Fischen! (lacht laut und lange)

RTB:          DANKO JONES spielen seit 1996 und haben in dieser Zeit jede Menge CD’s rausgebracht, fast jedes Jahr irgendetwas. Also wäre 2013 oder 14 wieder was fällig. Arbeite ihr an einer neuen Platte?

JC:              Ja, wir spielen seit 96 und es fühlt sich auch so an (lacht erneut – John Calabrese lacht sowieso häufig…). Definitiv werden wir 2014 eine neue Platte veröffentlichen. 2013 kommt auch noch etwas Interessantes, das ich noch nicht verraten möchte. Aber da kommt noch Etwas…

RTB:          Auf Wikipedia habe ich gelesen, dass eure Musik ein wenig nach KISS, AC/DC oder THIN LIZZY klingen soll. Was hältst du davon?

JC:              Zuerst sage ich: danke, danke, danke! Wir lieben alle drei Bands und als wir mit dem Musikmachen begannen, haben sie uns sehr inspiriert. Wir wollten es schon ein Stück weit wie sie machen. Wir bauen auch heute noch kleine Phrasen in die Stücke ein, versuchen auch die Härte von AC/DC zu spielen, den Spassfaktor von KISS. Ja, das beeinflusst uns schon.

RTB:          Aber ihr seid noch nicht so stark geschminkt…

JC:             Nein, im Moment brauchen wir noch kein Make Up, es geht noch ohne (lacht wieder einmal…)

RTB:          Was hörst du ausser den genannten Bands gerne?

JC:              Oh, ich höre fast jede Art von Musik. Ich höre Jazz, Pop, Metal, es ist gut, viel Musik zu hören und sich inspirieren zu lassen. Wenn du dich entwickeln willst, musst du Musik lieben, viel Musik hören. Sonst bleibst du stehen, machst immer dasselbe.

RTB:          Zur Abwechslung einmal eine Frage, die schwer zu beantworten sein wird. Gibt es für dich einen Jahrtausendsong oder ein Jahrtausendalbum?

JC:             Auf die Frage hat DANKO eine gute Antwort. Der beste Song, den er je gehört hat, ist „Happy Birthday“, weil er dich immer glücklich macht und du ihn nie vergisst. Das ist DANKOs Antwort und ich schliesse mich dem an.

RTB:          Auf eurem neuen Album ist ein Song namens „I believed in God“, eine tragische Liebesgeschichte. Hast du auch schon so ein Drama erlebt und glaubst du trotzdem noch an Gott?

JC:             Ich glaube, dass Alles zurückkommt, was du gibst. Und ja, ich hatte einige tragische Liebesgeschichten in meinem Leben wie wir alle. Und als Musiker, wenn du oft auf Tour bist, dann ist das schwierig für Beziehungen, teilweise frustrierend. Hoffentlich ist das jetzt besser…immerhin, wenn ich fischen und Musik machen kann, bin ich ein glücklicher Mann.

RTB:          Das ist praktisch, weil Seen gibt es ja überall auf der Welt…

JC:             Ja, das ist richtig. Irgendwo kann man immer fischen.

RTB:          Du bist auch in Kanada gross geworden. Wir Europäer nehmen die Kanadier anders wahr als die Amerikaner. Siehst du da auch Unterschiede?

JC:             Ja, da gibt es eine Menge Unterschiede. Kanada ist riesengross, es leben aber relativ wenig Menschen dort. Wir haben auch ein ganz anderes Bildungssystem. Und wir sprechen zwei Sprachen. Die Leute leben ganz anders als in den USA. Du musst dir nur vorstellen, dass Kalifornien mehr Einwohner als ganz Kanada hat. Viele Amerikaner haben ihren Heimatstaat niemals verlassen, das ist in Kanada anders. Und ich glaube, dass wir Kanadier viel entspannter und gelassener sind. Unsere Identität und Kultur hat auch viel mit der Natur und der Landschaft zu tun – vielleicht wie in der Schweiz. Wir haben viele gute Musiker und Bands, Filmemacher und Komiker, gute Schauspieler, das hat sich in den letzten Jahren massiv verändert und hat auch mit dem kanadischen Selbstverständnis zu tun.
Ich weiss nicht, ob ich deine Frage genau beantwortet habe, aber da sind wirklich viele Unterschiede zwischen Kanada und den USA.

RTB:          Du bist Bassist. Und da gibt es viele Bassisten – allen voran Lemmy – die sich auf der Bühne kaum bewegen, beinahe in der Ecke stehen. Du bist da ganz anders, rockst die Bühne… ist das so, weil du vielleicht lieber Gitarrist wärst?

JC:              Nein, auf keinen Fall. Aber es stimmt, ich rocke gerne. Das ist so, weil ich noch jünger bin als Lemmy. Ich werde da schon noch runterkommen, später stehe ich dann etwas weiter hinten – in ein paar Jahren. (lacht wieder laut und herzlich)

RTB:          Ich hatte da eigentlich noch zwei Fragen für DANKO vorbereitet, weil ich nicht wusste, wer zum Interview kommt…vielleicht kannst du die eine aber beantworten. Schreibt DANKO immer noch Kolumnen für ROCK HARD?

JC:             Ja, er schreibt von Zeit zu Zeit noch für ROCKHARD. Aktuell schreibt er eine wöchentliche Kolumne für die HUFFINGTON POST in Kanada. Er publiziert aber auch viel online und in den USA. Ja, er unterhält sich mit dem Schreiben für verschiedenste Medien.
Wir müssen uns auch viele seiner Texte anhören, wenn wir im Tourbus unterwegs sind. Er unterhält uns dann damit. Er ist ein sehr guter Schreiber, das tut ihm auch gut.
Wenn er uns Texte vorliest und wir darüber lachen, dann schickt er sie ab.

RTB:          Sind das so eine Art von Gute Nacht Geschichten für euch?

JC:             Ja, das ist etwa so. Das macht viel Spass.

RTB:          So stelle ich mir das in einem Tourbus vor. Meine letzte Frage an dich: wie gefällt dir das Schweizer Publikum, eure hiesigen Fans?

JC:             Über all die Jahre lieben wir es immer mehr, in die Schweiz zu kommen. Es ist grossartig hier. Ich weiss nicht warum, aber wie wollen immer wieder hierher kommen. Das nächste Mal kann mich vielleicht Jemand zum Fischen mitnehmen. Ich war hier noch nie fischen. Das ist meine Bitte an die Schweizer Fans. Ach ja, und dann haben wir da noch die Beziehung zu CELTIC FROST, einer meiner Lieblingsbands. Wir kommen gerne nach Zürich und treffen uns mit Martin Eric Ain und geniessen die Zeit zusammen..

RTB:          John, ich danke dir herzlich für das unterhaltsame Gespräch und wünsche dir viel Erfolg beim kommenden Gig hier in Interlaken.

JC:             Ich danke dir!

RTB:          Und jetzt schalte ich das Aufnahmegerät ab, was der grösste Fehler des letzten halben Jahres ist. Denn in diesem Moment erscheint Alex Del Farra auf der Bildfläche und quatscht John auf italienisch von der Seite an. „Ciao John…“ was so harmlos anfängt gipfelt in einem mehrminütigen Gespräch im schönstem süditalienischen Dialekt. Hätte ich das aufgenommen, käme es als Audiodatei auf diese Site. Aber eben – shit happens!

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