Interview mit pike von PIKE’s EDGE

Interview mit pike von PIKE’s EDGE

PIKE:’s EDGE bringen demnächst ihr zweites Album „All Of Our Beauty“ auf den Markt. Grund genug, uns mit Mastermind PIKE: zu unterhalten.Hallo PIKE:
Schön, dass du dir etwas Zeit für uns nimmst. Ihr habt vor gut zwei Jahren euer Album „Nameless“ auf den Markt gebracht, das uns sehr gut gefallen hat. In den nächsten Wochen wird eure neue Scheibe auf den Markt kommen, in drei Tracks konnten wir schon einmal reinhören.

MN:  Zuerst zu euch als Band. Wie ist euer Name entstanden und was bedeutet er?

PIKE:  Der Name baut auf meinem bosnischen Nicknamen auf, der praktischerweise im englischen soviel wie Spitze, Speerspitze oder Stachel bedeutet. Nachdem ich einige Jahre in diversen Bands spielte und immer wieder an dieselben Grenzen gestossen bin, musste sich etwas ändern. Ich startete mein eigenes Projekt und „PIKE:“ klang schon richtig, denn ich wollte nach vorne, ich wollte arbeiten und schaffen, etwas bewegen und alles was mir bis dahin im Weg stand durchbrechen. Nach einigem Knobeln fand ich „PIKE:s Edge“ am treffendsten. Es war einprägsam, klang cool und es vereinigte in sich sowohl die Art meiner Vorgehensweise als auch die Intentionen meiner musikalischen Arbeit.  

PE FB TItelbild

MN:  Euch gibt es seit 2010 und ihr legt bereits das zweite Album vor. Ihr scheint nicht nur kreativ sondern auch ziemlich fleissig zu sein. Wer bringt den Schub für diese Leistung?

PIKE:  Evtl. meine Verbissenheit J. Ich hatte mir zwischenzeitlich einen gewissen Ruf in der Szene verdient und es fand sich sehr schnell ein gutes Team zusammen, das meine Einstellung teilte. Da schon einiges an Material bereit stand, haben wir mit den Aufnahmen des ersten Albums nicht lange gezögert. Ähnlich verhielt es sich mit dem aktuellen Album.

MN:  Seit eurem Erstling ist Einiges geschehen. Zum Beispiel hat sich euer Lineup fast vollständig geändert. Gibt es zu dieser Frischzellenkur eine Geschichte?

PIKE:  Kurz vor der Fertigstellung des Albums gab es aus privaten Gründen einen Linup-Wechsel, so dass wir auf die anstehende Europatour mit einem noch nicht zusammengewachsenen Team aufgebrochen sind. Im Nachhinein betrachtet, war das ein Fehler. Eine derartige Aktion verlangt viel von jedem einzelnen ab, und man gerät in Grenzsituationen, bei denen Zusammenhalt und die Band an erster stelle stehen müssen. Ich denke durch diese Erfahrung, haben wir gewisse Illusionen abgelegt und jeder konnte aus dieser Perspektive heraus seine eigenen Ziele erkennen und einen neuen Weg einschlagen.

MN:  Ein solcher Wechsel muss zwingendermassen Konsequenzen haben. Welchen Einfluss hat die neue Band auf deine Rolle, auf euren Sound?

PIKE:  An meiner Rolle hat sich nicht viel geändert. Ich schreibe weiterhin und setzte wie bisher alles was mir zur Verfügung steht ein, um ein bestmögliches Ergebnis zu erreichen. Ich versuche lediglich aus den bisherigen Erfahrungen meine Lehren zu ziehen. Es ist wichtig, von Anfang an in einer Band Ziele zu formulieren und gemeinsame Standpunkte zu vertreten und dann dahinter zu stehen.

Was sich durch die neue Besetzung geändert hat ist, dass tolle Musiker hinzugekommen sind, die vollen Einsatz bringen wollen und können und die menschlich und fachlich gut zusammenpassen.

Lukas

MN:  Mit Lukas habt ihr einen exzellenten Gitarristen an Bord. Was bedeutet er für die Band?

PIKE:  Lukas ist nicht nur ein exzellenter Gitarrist sondern auch ein begnadeter Songwriter. Das Konzept von PIKE:s Edge bestand nicht darin, dass ich alleine alles machen wollte. Ich wollte ein Team aufbauen, dass gemeinsam an einem Strang zieht und bereit ist sich weiter zu entwickeln, über den eigenen Tellerrand zu blicken. Wir sollten uns gegenseitig darin bestärken. Bei Lukas war das alles einfach. Der Mann kam, hatte alles, Talent, Ehrgeiz, Können und massig Ideen.

Mit den 2 Nachzüglern, Michi und Rossi, soll es beim nächsten Album nicht anders werden, so wie ich die beiden kenne.

MN:  Habt ihr eine besondere Beziehung zu U.D.O? Ihr wart mit den Jungs auf Tour und Bassist Fitty Wienhold produziert euer neues Album.

PIKE:  Ob wir anders behandelt wurden als andere Support-Bands, die mit U.D.O auf Tour waren, kann ich nicht sagen. Wir wussten nicht so recht, was uns erwartet. Zu unserem Glück wurden wir von U.D.O und der gesamten Crew sehr cool aufgenommen. Die Truppe war bodenständig und unterstützte uns wo immer es nötig war. Anfangs war leicht zu erkennen, dass wir Grünschnäbel waren und v.a. Fitty geizte nicht mit seiner Erfahrung.  Mit der Zeit sind wir langsam aufgetaut und es stellte sich sowas wie Arbeitsalltag unter Kollegen, wie bei jedem anderen Job, ein. Ich lag mit Fitty irgendwie auf gleicher Wellenlänge, so dass wir auch nach der Tour  regen Kontakt über Skype unterhielten. In diesem Rahmen entstand dann auch die Idee einer gemeinsamen Produktion.

Rossi

MN:  Zum neuen Album. Ich habe die drei Tracks „Blind Side“, „Faded Show“ und „Denial Of Service“ bereits anhören können. Täusche ich mich oder ist hier Mastering und Mix auf einem neuen technischen Niveau angelangt?

PIKE:Das freut mich zu hören J  Bei den Hörproben handelt es sich um Premixe und wenn sich bei diesen schon ein neues Niveau erkennen lässt, dann darf man auf die Endergebnisse noch gespannt sein. J  Unter Fittys strengem Auge und Ohr mussten wir uns in Disziplin und Ausdauer üben. Wir profitierten hier auch von seiner Erfahrungen bei der Aufnahme und Jede noch so kleine Kleinigkeit musste ausgebügelt werden. Letztendlich hat sich die Arbeit gelohnt und wir haben gemeinsam ein gutes Fundament geschaffen.

MN:  Euer Sound klingt nicht nur technisch sondern auch musikalisch frischer, moderner, knackiger. Ist das meine Interpretation, wie siehst du das?

PIKE:  Die neue Konstellation mit Lukas, mir und Fitty als Wegbereiter funktionierte sehr gut. Jeder machte seinen Job und brachte seine Ideen mit ein. Wir waren in einer äusserst kreativen Schaffensphase, die sich selbst vorwärtstrieb und entwickelte. Den „neuen Sound“ kann man, denke ich, keinem von uns konkret zuschreiben. Wir finden uns alle drei darin, jeder auf seinem Hoheitsgebiet. Genau sowas ist ja auch das spannendste an einer Produktion. Es ist viel Spontanität dabei und man inspiriert sich gegenseitig. Am Ende des Tages, bzw in diesem Fall  der Nacht ist man selbst von den Ergebnissen überrascht.

All Of Our Beauty Cover

MN:  Kaum ein Musiker mag das wirklich, aber mit welchem Sänger würdest du dich am Ehesten vergleichen lassen?

PIKE:  Wenn ich jetzt kurz darüber nachdenke, fällt mir niemand ein. Liegt evtl. daran, dass jeder eine persönliche Wahrnehmung der eigenen Stimme hat. Aber es darf jeder vergleichen, mit wem auch immer. Evtl. kann ich daraus neue Erkenntnisse gewinnen. 

MN:  Versuchen wir mal, ein Geheimnis zu lüften – das vielleicht keines mehr ist. Auf eurer FB-Seite habt ihr ein Cover veröffentlicht, welches von eurem neuen Album „sein könnte“. Ist es? Und ist der Albumname wirklich „All Of Our Beauty“? Oder führt ihr die Meute an der Nase herum? Und wann kommt die Scheibe raus?

PIKE:  Das Cover ist unser aktueller Favorit, es kann sich aber noch ändern J

         Der Titel des Albums steht schon fest, denn er fasst die Richtung des Albums ganz gut zusammen.  

MN:  Das Cover kommt ziemlich martialisch rüber – besonders gegenüber dem eher nachdenklichen Jungen auf eurem Debut. Hat das etwas mit dem Inhalt des Albums zu tun, definieren sich die neuen PIKE:S EDGE härter?

PIKE:  Hm…Härter sind wir auf jedem Fall. Was wir von Anfang an bei der Produktion im Sinn hatten, war die Botschaft, die sich wie ein roter Faden durch das Album zieht und im Albumtitel wiederspiegelt. „All of our Beauty“ Es geht hier um die Wiedersprüche des menschlichen Egos, die sich als groteske, scheinheilige, verblendete, wahnhafte oder aber auch als wahre, schlichte Aspekte seiner Schönheit präsentieren. Bei so einem Thema müssen wir andere Geschütze bei dem Cover auffahren. Es ist bei dem vorgestellten Bild offensichtlich, welche Dimension der Schönheit hier überhand nimmt. Aber wie gesagt, evtl. ändern wir auch unsere Meinung.

MN:  Ich habe irgendwo gelesen, dass die Bands wie AS I LAY DYING, KILLSWITCH ENGAGE und SOILWORK. Dringt das im neuen Album durch? Wird da mehr Metalcore zu hören sein, mehr Progressivität? Die erwähnten drei Tracks klingen danach.

PIKE:  Die erwähnten Bands habe ich, glaube ich vor 5-6 Jahren gerne gehört, dazwischen lagen noch massig andere die ich ebenso gerne hörte, je nach dem wie mir das aktuellste Album zusagt. Ich denke nicht, dass wir uns von progressiven Bands sehr haben beeinflussen lassen, zumindest nicht bewusst. Wir wollten auf den bestehenden PIKE:s Edge Stil noch ordentlich eins draufsetzen, neue Elemente und Ideen einbringen aber dennoch weiterhin unserer Schubladenfreiheit treu bleiben. Wie gesagt, letztendlich haben hierbei drei Leute, mit z.T. unterschiedlichen Musikgustos, die Hirnmuskeln spielen lassen. 

MichiMN:  Ihr seid in München zuhause, dein „Migrationshintergrund“ ist bosnisch. Hast du die Kulturen zusammengekriegt? Sieht man dich mit Krachledernen auf der Wies’n?

PIKE:  Ja, klar. Ich bin als Bosnier in einer multikulturellen Umgebung aufgewachsen. Kultur, Religion oder Aussehen waren für mich nie ein Massstab um den Menschen zu begegnen. Der Mensch muss passen. Deswegen hatte ich auch keine Probleme mich hier schnell wohl zu fühlen. Ich picke mir aus beiden Kulturen einfach das Beste heraus.
Kulturelle Vielfalt wird so zur Bereicherung und weniger zum Widerspruch. Auf dem Oktoberfest wird man mich aber trotzdem selten sehen. Das letzte Mal war ich vor 5-6 Jahren dort. Ich fühle mich in einem Bierzelt auf einem Landfest viel wohler.

MN:  Nenne mir drei gute Gründe, warum man euch live sehen sollte.

PIKE:  Wir sind schön, können gut tanzen und die Groupies liegen uns zu Füssen. 

Während die CD in den meisten Fällen nebenbei läuft, verlässt man beim Konzert sein Haus um des Erlebens, der Mitwirkung, der Begeisterung willen. Die Bühne steht im Zentrum der Aufmerksamkeit, die Schwingungen erfüllen Raum, grosse Erwartungen auf beiden Seiten schreien nach Befriedigung und dann springt ein Funke und entzündet eine mächtige Explosion, BÄÄÄM!!!! Genau das ist unsere Droge, der Spass an der Sache, das Ziel unserer langen Reise.  Diesen Augenblick wollen wir gebührend ehren und haben uns deswegen für den Live-Auftritt einiges vorgenommen.
Die nächsten paar Monate werden ganz im Zeichen der Vorbereitung der Bühnenshow stehen. Damit ich mich ganz dem Gesang und der Show hingeben kann, wird PIKE’s Edge demnächst um einen weiteren Gitarristen ergänzt. Waren das jetzt schon 3 Gründe?

MN:  A propos live; wann und wo kann man euch in den nächsten Wochen auf der Bühne sehen? Gibt es einen Gig in der Schweiz? Ist ja nicht soo weit weg von München.

PIKE:  Ich hoffe sehr, dass wir nächstes Jahr auch in der Schweiz spielen. Wir haben 2016 viel vor, müssen uns aber in der nächsten Zeit erst auf das Albumrelease vorbereiten.  Schaut am besten immer wieder auf unserer Hompage vorbei, dort werden wir euch auf dem laufenden halten.

Aktuell stehen schon 2 Termine fest. In Februar sind wir in Berlin und Ende August auf dem Festival „Metal änd beer“, worauf ich mich jetzt schon mächtig freue.

MN: Ãœblicherweise geben sich Musiker apolitisch. Du stammst aus einem ehemaligen Kriegsgebiet, was löst die aktuelle Flüchtlingswelle aus??

PIKE: Man muss Menschen im Not helfen. Wer wären wir, wenn wir diese Menschen an den Grenzen erfrieren und verhungern lassen? Wenn jeder einen Beitrag leistet, können wir alle nur gewinnen. Das andere ist, dass wir uns für eine friedliche Welt einsetzen. Niemand verlässt freiwillig seine Heimat. Ich war selber 1992 auf der Flucht. Krieg und Gewalt dürfen keine Lösung heutiger Probleme sein, sie waren es nie und daran wird sich nichts ändern. Es liegt an uns. Wir müssen Politiker wählen, die Lösungen in der Diplomatie, in der Gerechtigkeit, für alle, und in der Nachhaltigkeit sehen.

MN:  PIKE:, es würde mich freuen, wenn du den Fans in der Schweiz einige Worte widmen würdest…

PIKE:  Bleibt cool, bleibt gesund! Ich würde mich freuen, euch bei dem einen oder anderen Konzert zu treffen. Kommt auf uns zu, wir sind immer für einen Plausch zu haben.

PIKE:, ich danke dir für die Zeit und das „virtuelle Gespräch“. Wir sind sehr gespannt auf das gesamte Album, nachdem die ersten drei Tracks enorm überzeugen.

Und wenn ihr es in die Schweiz schafft – umso geiler. Dann können wir uns auch einmal analog gegenüberstehen und etwas plaudern.

 

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