HAREM SCAREM – „Chasing Euphoria“
Perfekt polierte Riffs und hymnenhafte Refrains: HAREM SCAREM sind zurück und tun das, was sie am besten können.
Stephan Lipp

Hard / Melodic Rock aus Kanada, zuhause bei Frontiers Records
Releasedate 25.042025

Mit „Chasing Euphoria“ liefern HAREM SCAREM einmal mehr ein Statement ab, das ihre jahrzehntelange Expertise im Melodic Rock unter Beweis stellt. Die 1987 in Ontario gegründete kanadische Band konnte bereits mit ihrem ersten Demo Warner Music Canada überzeugen, die Releases wurden aber vorerst nur in Kanada und Fernost veröffentlicht. Erst mit „Thirteen“ in den mittleren Zehnerjahren bin ich auf die Band, die mittlerweile bei Frontiers Records aufgenommen wurde, aufmerksam geworden. Seitdem faszinieren mich ihre hymnischen Hooks und über-eingängigen Melodien, die sie sich zu ihrem ureigenen Stil zurechtgelegt haben. Nach dem letzten Album „Change The World“, mit dem ich nicht so warm geworden bin, weckt „Chasing Euphoria“ grosse Erwartungen.
Der Titelsong „Chasing Euphoria“ startet mit einem sanften, fast sphärischen Riff, das sich in eine treibende Strophe steigert. Ein kurzer Pre-Chorus ebnet den Weg für einen hymnischen Refrain, wie man ihn von HAREM SCAREM kennt: eingängig, melodisch und mit genügend Groove, um lässig mitzuwippen. Selbst bei 3:30 Minuten bleibt genug Raum für ein Solo, das perfekt ins Gesamtbild passt. Schon „Better The Devil You Know“ sorgt in typischer HAREM SCAREM-Manier für Power und Drive. Zusammen mit dem Opener bildet es einen gelungenen Einstieg, der Lust auf mehr macht und die Frage aufwirft, welche Überraschungen als Nächstes warten. Mit „Slow Burn“ schlägt die Band ein hohes Tempo an: Bass und Drums treiben voran, Gitarren setzen erst im Pre-Chorus ein und entfachen dann im Refrain einen 80er-Charme, der bei Live-Shows definitiv für lautes Mitsingen sorgen wird.
„Gotta Keep Your Head Up“ hebt sich dank bluesrockiger Strophen mit leicht groovigem Anstrich von den bisherigen Songs ab. Der Refrain powert zwar gewohnt kraftvoll, erscheint aber harmonisch so vielschichtig, dass er ebenso in einem Pop-Kontext funktionieren könnte. Ein Highlight, auch wenn das abrupte Ende einen etwas zu sehr aus der Stimmung reisst. Mit „World On Fire“ bringen HAREM SCAREM eine Powerballade ins Rennen: ruhiger Beginn, dann ein Refrain, wie ihn die Band über Jahre perfektioniert hat – Feuerzeug-Alarm inklusive schmachtendem Gitarrensolo. Ein idealer Song zum Mitschunkeln. „In A Bad Way“ folgt ohne grosse Kapriolen dem bewährten Muster: unkompliziert, lüpfig und süffisant, ohne dabei Grenzen auszuloten.
„Reliving History“ pendelt im Mid-Tempo-Bereich und brilliert vor allem durch einen weiten, hymnischen Refrain, während es ansonsten etwas vor sich hin plätschert. Bei „A Falling Knife“ stampft die Nummer solide voran, bleibt aber gegen Ende etwas profan und weniger einfallsreich als der Rest. Live könnte sie dennoch ordentlich zünden. „Understand It All“ ist mit 4:08 die längste Nummer und überrascht mit blues-rockigen Untertönen und einer dezenten Hammond-Orgel im Hintergrund. Der Pre-Chorus wirkt wie eine clevere Brücke, bevor der Refrain in klassischer HAREM SCAREM-Manier wieder Laune macht.
Oha, ein IRON MAIDEN Cover? Natürlich nicht. Aber ein fast ebensolcher Stampfer, der am Ende das Albums nochmals mit ordentlich Dampf aufwartet. Hier darf man vor dem Ende noch einmal richtig headbangen, bevor nach knapp 37 Minuten Spielzeit die Stille einkehrt.
Fazit
„Chasing Euphoria“ reiht sich nahtlos in die jüngsten Veröffentlichungen von HAREM SCAREM ein. Wer keine grossen Ausbrüche oder Innovationen erwartet, wird mit diesem Album bestens bedient. Es bietet eben genau den Sound, den Fans lieben: perfekt polierte Riffs, hymnenhafte Refrains und enorm viel Eingängigkeit. Ein kleines Quäntchen Ecken und Kanten hätte dem Ganzen zwar gutgetan und manchmal ist das ganze etwas zu absehbar, doch unterm Strich ist „Chasing Euphoria“ ein weiteres gelungenes Stück Melodic Rock, mit dem man – ganz ohne Risiko – richtig Spass haben kann.

Tracklist & Coverart
- Chasing Euphoria
- Better The Devil You Know
- Slow Burn
- Gotta Keep Your Head Up
- World On Fire
- In A Bad Way
- Reliving History
- A Falling Knife
- Understand It All
- Wasted Years
Social & Co.
ENGLISH
