Frauenfeld rockt! War’s das?

Frauenfeld rockt! War’s das?

Es gibt eine Menge Awards im Musikbusiness – braucht es da einen weiteren?

Bilder , Text Danny Frischknecht

Zuerst; wäre ich der Meinung, es bräuchte solche Anlässe nicht, hätte ich mich nicht für die Juri zur Verfügung gestellt. Gerade solch kleinere, lokalere Wettbewerbe sind notwendig, damit neue Bands eine Plattform erhalten. Dasselbe gilt übrigens auch für Clubs.

Contest

Am vergangenen Samstag fand also das Finale von Frauenfeld rockt! statt. SAME OLD STORY und BLACK RAIN RELOADED hiessen die beiden Finalisten. Sie erhielten einen je halbstündigen Slot, um das Publikum im Saal und insbesondere die Juri zu überzeugen.

Da standen fünf junge Typen in Tank Tops einem Quartett von eher nicht mehr ganz so jungen Herren in schwarzen Bandshirts gegenüber. Musikalisch definieren sich SAME OLD STORY als Alternative Rocker – was sie aus meiner Sicht definitiv nicht waren. BLACK RAIN RELOADED meldeten sich als Blues Rocker an – was ziemlich zutreffend war. Nachwuchsbands im Sinne des Wettbewerbs waren beide.

Das Urteil der Juri war letztlich eindeutig – BLACK RAIN RELOADED gewann den Preis – ab ins professionelle Studio für die Aufnahme von 3 Singles. Für SAME OLD STORY gab es immerhin noch einen Gutschein über Fr. 500.- von eben jenem grossen Detailhändler, der demnächst darüber entscheidet, ob er Alkohol zulassen will. Das könnte für einmal den Rockereffekt des Gutscheins beeinflussen.

Juri vs Publikumsvoting

Publikumsvotings haben durchaus ihren Reiz. Wenn es etwa ELUVEITIE schaffen, sich in den Mainstream SWISS MUSIC AWARD zu katapultieren, weil sie einfach die geilste Fanbase der Schweiz haben, macht das richtig Spass. Allerdings ist das auch ein Wettbewerb, bei welchem das technische Niveau der Bands und Künstler gewährleistet ist – egal welcher Stil.
Insofern würde ich für einen nächste Durchführung von Frauenfeld rockt! eher auf eine Juri-Publikum-Kombi in der ersten Runde setzen und dann beim Finale die Juri als Feedbackgeberin aufbieten und das Publikum entscheiden lassen, wer den Preis kriegt. Einfach mal so als mein persönlicher Vorschlag.

In der Juri selbst war die Stimmung aufgeräumt und die Zusammensetzung bunt; ein ehemaliger Blickjournalist, eine Sängerin und Radiomoderatorin, die bekannteste Thurgauer Singer Songwriterin, ein Veranstalter/Booker und ein Online-Journalist bewerteten zuerst einzeln Musikalität, Kreativität, Virtuosität, aber auch Zusammenspiel, Songwriting und die Bühnenperformance. Der Juri war es zudem ein Anliegen, nicht nur Punkte zu verteilen, sondern den Bands auch Feedback zu geben – dieses Mal eher bilateral.
In der Diskussionen wurden verschiedenste Themen ausgelotet; wie sexistisch darf Rockmusik sein, wie weit schränkt ein sehr guter Einzelmusiker das Entwicklungspotenzial einer Band ein, wie wichtig sind Muskeln und Tanktops und was haben Coversongs in einer Setlist zu suchen? Kernaussage zum letzten Punkt: „Lieber ein gutes Cover, als ein schlechtes Original – aber eben ein gutes Cover!“

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SHAKRA

Nach der Übergabe des Awards ging man im Casino Frauenfeld zum gemütlicheren Teil über; SHAKRA enterte die Bühne und zeigten den Finalisten, was professionelle Bands ausmacht. Meine Meinung zu SHAKRA ist den Lesern dieses Zines bekannt. Die Berner gehörten früher zu den Bands, denen ich zutraute, einen richtig fetten, rockig-metallenen Fussabdruck im Musikbusiness zu hinterlassen. Diese Erwartung haben die Berner aufs meiner Sicht nicht erfüllt – auch wenn sie vielfache Erfolge feiern..
Nichts desto trotz boten Mark Fox und seine Männer eine druckvolle Show, die Jungs hängten sich sichtlich rein und boten dem Publikum einen reifen Auftritt – trotz eines kaum halbvollen Saales.
Leider ging es den Veranstaltern hier nicht besser als vielen anderen auch. Der Publikumsaufmarsch ist bei vielen Events geringer als erwartet, teils deutlich geringer.
Selbst für das neue OUT IN THE GREEN, das demnächst in Frauenfeld über die Bühne geht und im Lineup ELUVEITIE, SABATON aber auch FIVE FINGER DEATCH PUNCH und METALLICA notiert, gibt es noch Tickets. Ähnlich sieht es für das OPENAIR FRAUENFELD aus, auch bei den Rappern und Hip Hopern gibt es noch Plätze.
Selbst RAMMSTEIN, die kommenden Montag und Dienstag im Letzigrund spielen, haben länger als gewohnt gebraucht, um ihre Konzerte auszuverkaufen.

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Frauenfeld rockt! die Zweite?

Zurück zur Eingangsfrage; ja, es braucht einen weiteren Award wie Frauenfeld rockt! Weil es dringend notwendig ist, dass junge, unbekannte, lokale Bands eine Plattform kriegen, um sich zu präsentieren, um live spielen zu können, um Erfahrungen zu sammeln. Und letztlich, damit überhaupt etwas für den Nachwuchs getan wird – die grossen Veranstalter nehmen sich hier elegant zurück und setzen immer stärker auf „Verkaufshits“.
Kommt dazu, dass das Event gut organisiert war, besonders, wenn man bedenkt, dass es die erste Durchführung war. Die Veranstalter werden ihre Learnings machen und die Bilanz fällt hoffentlich so aus, dass für eine weitere Durchführung Motivation und Mut übrigbleiben.