Ein Baum wie ein BAUM

Ein Baum wie ein BAUM

Wieder einmal gute Rockmusik aus der Schweiz jenseits von GOTTHARD oder KROKUS oder so…

danny@metalnews

IndieRock aus der Schweiz zuhause bei MUVE RECORDING/MUSIKVETRTRIEB


Manche finden ja, dass meine Reviews tendenziell zu nett wären, zu positiv, zu wenig kritisch. So what – ich finde halt lieber raus, was an einem Projekt gut ist, was Potenzial hat, was man unterstützen sollte. Wenn ich die schlechten Seiten suche, finde ich die bei jeder Scheibe. Und dann?


Das Album

Manche Alben, die auf meinen Tisch flattern oder sich auf meiner Harddisk einnisten, brauchen allerdings auch keine schonende Behandlung, weil sie einfach stimmig sind, einfach rund und passend.
„Kingdom Of The Upright Man“ von BAUM ist so eines. Und dabei bin ich gleich mal ehrlich – ich habe den guten Mann und/oder seine Band nicht gekannt, zumindest bisher nicht bewusst wahrgenommen. Schwach kann ich mich an Christoph Baumgartner als Moderator bei „Schweiz Aktuell“ erinnern.

Daran, dass die Musik zu unauffällig wäre, liegt es bestimmt nicht. 12 Tracks schenkt BAUM der Welt, knappe fünfzig Minuten Musikgenuss.
„Kingdom Of The Upright Man“ ist kein lautes Album, es scheint nicht mehr als es ist. Aber es scheint – und damit meine ich das Scheinen eines Feuers, das Wärme bringt und Bewegung und Licht.

Reinhören

BAUM selber empfiehlt „Buffalo“, „Man-Made Boxes“ oder „Run-Stop“ für Rezensenten, die wenig Zeit haben. Dann hören wir doch einmal etwas genauer hin.

„Buffalo“ ist eine richtig coole „Singer-Songwriter“- Südstaaten-Nummer. Diese coole, tiefe Stimme zu Beginn, dieses Timbre – Hammer. Dazu eine gepickte Gitarre, Bass und Drumms, die sich langsam aufbauen. Die Gitarre kriegt Verstärkung durch eine riffende Schwester, der Song schwillt an wie ein Wasser, das demnächst über dir zusammenschlägt. „Buffalo“ ist definitiv Rock mit einer ordentlichen Prise Blues und etwas Americana – und lässt mich beinahe sterben vor Ungeduld. Ich habe den ganzen, verdammten Track darauf gewartet, dass die Jungs die Bremse endgültig lösen, dass sich da demnächst eine Riffwand aufbaut – so ähnlich wie bei „Chasing Cars“ von SNOWPATROL. Geschieht aber nicht und ist eigentlich auch gut so. „Buffalo bleibt bis zum letzten Ton spannend.

„Man-Made Boxes“ beginnt ruhig, rückt wiederum Baums Stimme in den Vordergrund, baut sich erneut langsam auf – und gipfelt dann in dem, was „Buffalo“ mir noch vorenthalten hat – einem furiosen Riffgewitter, fetzenden Drums und  einer Solo-Gitarrenmelodie, welche über weite Strecken beinahe schmerzt.
„Man-Made Boxes“ ist eindringlich und energiegeladen und trotzdem nachdenklich und irgendwie sanft.

Dann ist da noch der dritte empfohlene Track „Run Stop“. Der ist ein Stück hektischer, geht direkt vom Start weg an die Spitze. Also eigentlich erst nach einem Drum-Intro, das so klingt, als würde es auf einem Treppengeländer gespielt.
Die NUmmer hat Saft in den Knochen, geht straight vorwärts und wäre nicht der Track, den ich für Menschen mit wenig Zeit zum Anhören empfohlen hätte.

Ich hätte da ja meinen Lieblingstrack „New Day“ aufgeführt – das ist echt eine Nummer von Cavescher Grösse – auch wenn Baum seine Stimmlage hier nach oben schraubt, nicht so tief singt wie auf den anderen Tracks.
„New Day“ ist still, im ersten Moment unauffällig, unspektakulär. Mit jedem Hören erschliesst er sich mir, wird mir vertrauter, gefällt mir besser. Dieses Stück Musik ist pure Poesie – wunderschön!

Fotocredit Remo Buess

Fazit

„Kingdom Of The Upright Man“ ist bereits letzten Herbst erschienen und wäre das ideale Weihnachtsgeschenk für Leute mit etwas Zeit und Spass an intelligenter, anspruchsvoller und technisch perfekt gemachter Musik gewesen.
Ich jeden falls mag das Album und bewerte es mit grosser Überzeugung mit 9 von 10 Punkten.
Übrigens; wahrscheinlich treffen wir BAUM Ende April in der Ostschweiz zum Interview; wenn die Band dann live das hält, was das Album verspricht, komme ich hierher zurück und mach aus der 9 eine 10 – weil ich der Chef bin und das kann 😉


Tracklist

Cover: https://exlibris.blob.core.windows.net/covers/7612/0279/8922/5/7612027989225xl.jpg

  1. Buffalo
  2. Beggars & Thieves
  3. Things In Life
  4. Man-Made Boxes
  5. Jane Doe
  6. Day 4
  7. -2
  8. Run Stop
  9. Learn To Fall
  10. New Day

Lineup

Baum | Vocals | Guitars

Tobias Suter | Drums

Lukas Kurmann | Bass

Rodrigo Aravena | Bass

Roger Molnar | Keys, Vocals, Guitar

 

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