big daddy wilson – i’m your man am 19. april

big daddy wilson – i’m your man am 19. april

Wenn ERIC BIBB sich die Ehre gibt, mit BIG DADDY WILSON zusammen „Hold The Ladder“ zu intonieren, dann muss da ein ganz besonderes Stück Blues vorliegen. Und wenn ich mir die Scheibe ein ums andere Mal reinziehen kann – und nochmals und nochmals – dann sowieso.

BIG DADDY WILSON spielt den Blues so, wie ein Südstaatler den Blues singt – wenn er es denn kann. Entgegen der landläufigen Meinung, dass alle dunkelhäutigen Erdenbewohner mehr Rhythmusgefühl hätten und alle Einwohner von Louisiana, Mississippi, Alabama, South Carolina und Georgia automatisch den Blues singen könnten – das muss nicht sein!
Aber vorneweg; BIG DADDY WILSON kann es – und wie! Und er stammt erst noch aus North Carolina – aber wahrscheinlich sollten dort auch alle Blues singen können.

„I’m Your Man“ ist ein dermassen cooles, musikalisch perfektes Bluesalbum, dass es kaum zum Aushalten ist. WILSON’S Bariton mit diesem speziellen Timbre, STAFFAN ASTNER’S Gitarren, Bass und Drums der LINDVALL – Brüder PER und SVEN und schliesslich Piano, Hammond und Backing Vocals von PETER HALLSTRÖM – all das ergibt eine Dreiviertelstunde coolen Blues mit einem Schuss Soul.

„Hold The Ladder“ schmeichelt sich mit Stimme und Gitarre in die Gehörgänge und gleichzeitig den Rücken hinunter und hinterlässt ein wohliges Schaudern.

„Travelin‘ Blues“ klingt zu zweihundert Prozent nach Baumwollfeldern und Schweiss, klassisch und gemacht für jedes Südstaatenepos. Ebenso klassisch, aber moderner, vielleicht auch ein Stück europäischer taucht der Titeltrack am Hörhorizont auf. Klar, spärlich instrumentalisiert, quasi nur in Phrasen organisiert.

Mit Geige und Klarinette, ein „lüpfiges“ Stück Tanzmusik ist „I Wanna Be Your Man“. Richtig peppig geht anschliessend „My Day Will Come“ ab – BIG DADDY WILSON’S Tag ist auf jeden Fall schon mehr als einmal gekommen.

„Please“ „if you help me make it through the night – I help you make it through the day and everything is gonna be alright“ – diese Zeile erinnert an den fast gleichnamigen Song von GLADYS KNIGHT AND THE PIPS – und die Musik ebenfalls. Der Track ist eine wunderschöne Soulballade die von der Stimmung her stark an Eric Clapton erinnert. Der soll übrigens auch begeistert von BIG DADDY WILSONS Musik sein – wen wundert’s.

„Hurricane“ ist ein Stück für die Dobro. Zu Beginn erwartet man schön fast TINA TURNER mit der Einstimmung zu PROUD MARY. Der Rhythmus passt auch, wer hier still sitzen mag ohne mit der Hüfte zu wippen – mein Gott, der muss tot sein.

wilson from patrick canigher on Vimeo.

Muss man Worte zu „Oh Carolina“ verlieren? Höchstens, dass BDW auch diesen Song wunderbar interpretiert – leicht und karibisch-bluesig, leicht melancholisch natürlich und beinahe ein wenig kitschig.

„Born Loser“ zeigt die rauhe Seite der WILSON-Stimme, eicht rauchig mit den Fragmenten der E-Gitarre im Hintergrund. Der Song ist einfach nur cool, leicht hoffnungslos und doch nicht deprimierend. So wie der Blues halt ist, letztlich gibt es immer einen Silberstreif am Horizont. Zum Beispiel, wenn sie wiederkommt „Baby’s Coming Home Again“ leitet über zu „Show Dog“, einem Song, welcher der Country-Seite ihre Aufwartung macht. Auch das gehört zum Südstaaten-Schmelztiegel.

„I’m So Glad“, diese wunderschöne Ballade zeigt noch einmal die samtweiche Stimme BIG DADDY WILSON’S und rundet ein Album ab, das stimmiger kaum sein könnte.

Bestimmt, es gibt erdigere und ursprünglichere Bluesmusiker und -alben. Dieses jedoch macht Spass, weil es nicht mehr sein will, als es ist; eine Bluesscheibe, die richtig Spass macht.

Jetzt hoffe ich bloss, dass BDW demnächst irgendwo in der Schweiz oder Süddeutschland aufspielt, damit ich ihm meine Aufwartung machen kann. Ich freue mich jetzt schon auf diesen schnuckeligen Jazzclub irgendwo da draussen.

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