AMON AMARTH – Olavi Mikkonen im Gespräch

AMON AMARTH – Olavi Mikkonen im Gespräch

Vor einigen Tagen hatte ich das Vergnügen, mit AMON AMARTH Gitarrist Olavi Mikkonen zu sprechen. Here it is!MN: Hi Olavi, schön, dass du etwas Zeit gefunden hast, um mit metalnews switzerland über dein neues Album, die Tour und natürlich über dich zu sprechen.
Fangen wir doch gleich mit dir an. Erinnerst du dich an den Moment, als du dich entschieden hast, Gitarrist zu werden?

OM:  Nicht genau, es muss aber so mit acht oder neun Jahren gewesen sein. Und es waren definitiv KISS und ACE FREHLEY, die den Ausschlag gaben. Das waren damals meine Helden.

MN:  Also war schon damals klar, dass du Rockstar werden würdest?

OM: Das noch nicht so ganz, aber KISS waren damals die Band im Hardrock, die mich anspornte. Ich liebte die einfach, ich wollte ACE FREHLEY sein.
Ich hatte damals noch keine echte Gitarre, aber ich stellte mich vor den Spiegel und spielte ACE FREHLEY. Meine Vater hatte mir so eine „Gitarre“ gebaut.
So hatte das angefangen. Dann erhielt ich meine erste Gitarre und das war’s dann. (lacht…) Und heute, viele, viele Jahre später läuft es ganz gut.

Amon Amarth

MN:  Kannst du dich an einen Moment erinnern, in dem du dachtest „holy shit, jetzt bin ich berühmt“?

OM:  (lacht wieder…) Oh nein, das weiss ich nicht. Ich dachte wohl nie auf diese Art. Auch AMON AMARTH funktionierte eigentlich nie so. Es waren immer eher kleine Schritte.
Mit dem ersten Album waren wir ja noch nicht wirklich berühmt. Es war eigentlich immer ein natürlicher Prozess, wir waren nicht eines Tages einfach berühmt. Das ging immer Schritt für Schritt – schliesslich sind wir ja auch nichts Besonderes, einfach ein paar Typen, die Musik machen. Wir stehen alle ziemlich mit beiden Beinen auf dem Boden.
Und ich sehe mich selber nicht wirklich als Berühmtheit oder als Rockstar. Ich gehe in Geschäfte und kaufe Essen wie jeder andere auch.

MN:  Könnte sein, dass das eure Fans etwas anders sehen, oder?

OM:  Ja, das ist bestimmt so. Aber wir sehen das alle so und wahrscheinlich ist das so, weil wir nicht über Nacht berühmt geworden sind. Wir sind nichts Spezielles.

MN:  Wenn du an 24 Jahre AMON AMARTH zurückdenkst, gibt es da einen Tag an dem du dachtest: „Verdammt, der Tag ist Rock’n’Roll!“?

OM:  (überlegt…) Ja, von solchen Tagen gab es eine Menge. Beispielsweise, als wir das erste Mal ein Festival ausserhalb Schwedens gespielt haben. Es war nicht WACKEN, aber es war fuckin’ amazing. Ich meine, wir spielen ein Festival ausserhalb unserer Heimat, das war grossartig.
Auch, als wir das erste Mal ins Studio gingen, unser erstes Album machten – einfach Hammer!
Und klar, unsere Tour mit SLAYER. Wir sind alle Fans von SLAYER, das ist eine grossartige Band. Ich bin Fan seit ich fünfzehn war – und dann stehe ich plötzlich mit denen auf der Bühne! Mit ihnen zu touren war das bisher Grösste.
Und dann auch, als wir DORO PESCH im Studio hatten und sie einen Song für unser Album gesungen hat. Das war wirklich unglaublich.
Also ja, das waren eine Menge solcher Tage.

MN:  Übrigens, ich hatte einen solchen Tag mit euch. Erinnerst du dich an das SONISPHERE-Festival in der Schweiz, als ihr mit den BIG FOUR aufgetreten seid?

OM:  Oh ja, das war dieses Schlammfestival, das total abgesoffen ist.

MN:  Jepp, und das war mein persönlicher „Rock’n’Roll“-Tag mit AMON AMARTH.

OM:  Das war natürlich auch für uns eine grosse Sache, schliesslich stehst du nicht alle Tage auf derselben Bühne wie METALLICA.

MN:  Lass uns etwas über „Jomsviking“ plaudern. Euer zehntes Studioalbum wird am 25. März erscheinen. Ist es eigentlich ein wenig so, wie wenn man Daddy wird, wenn ein neues Album erscheint?

OM:  Ich weiss nicht, nicht so richtig. Ich bin dann zwar richtig aufgeregt zu hören, was die Fans über das Album denken. Darum geht es ja letztlich, dass es den Fans gefällt.
Aber wir haben das Album im letzten November aufgenommen und das ist dann schon eine Weile her. Die Schmetterlinge im Bauch sind schon wieder weg. Für uns ist es dann wirklich wichtiger zu hören was die Fans und die Kritiker sagen – und mit dem Album auf Tour zu gehen und die Reaktionen zu erleben.

amon amarth jomsviking

MN:  „Jomsviking“ ist euer erstes Konzeptalbum.  Was ist der Unterschied, ein „normales“ Album zu schreiben oder eine Konzeptscheibe.

OM:  Der Hauptunterschied ist, dass die Geschichte da war. Es war mehr so wie Musik zu einem Film zu spielen, den Johan geschrieben hat. Die Musik musste passen, wir konnten nicht einfach die Geschichte umschreiben.
Es war wichtig, die richtigen Harmonien und Melodien zu schreiben, welche zu den Texten passten.
Bei einem normalen Album kannst du viel eher „drauflos“ musizieren. Ein Konzeptalbum ist eine intensivere Bandarbeit, es verlangte viel Kommunikation, enge Zusammenarbeit, wir haben viel Brainstorming gemacht, ausprobiert – es hat uns wieder ein Stück mehr zusammengeschweisst.

MN:  Was hat es eigentlich mit dieser „Jomsviking“-Geschichte auf sich?

OM:  Ich weiss nicht mehr genau, in welchem Jahrhundert das war, aber die Jomswikinger waren eine Art Söldnertruppe, Krieger. Johan hat dann einen Charakter gebracht, eine Hauptfigur. Die Geschichte handelt also von diesem jungen Mann, der unabsichtlich einen Man getötet hat und dann flüchten muss. Er schliesst sich den Jomswikingern an und kommt nach vielen Jahren als Krieger wieder nach hause. Das Ganze ist übrigens eine Liebesgeschichte.

MN:  Mit AMON AMARTH und den Wikingern, das ist so eine Sache.
Einerseits mögen Johan und du den Begriff „Viking Metal“ nicht so sehr (Interviews in metalweb.de und legacy.de), andererseits zelebriert ihr diese Wikingerschiene ziemlich exzessiv. Worin liegt die Faszination der Nordmänner für euch als Künstler?

OM:  Das muss ich korrigieren. Johan hat mal ein Statement gemacht, dass er diese Labelbezeichnung nicht mag. Ich persönlich bin da nicht seiner Meinung. Für mich macht die Bezeichnung Viking Metal Sinn. Wir sind eine Metalband und singen über Wikinger. Aus Johans Sicht wäre Viking Metal eher Volksmusik. Mich persönlich stört die Bezeichnung nicht.

MN:  Würdest du auch einmal gerne in einem Wikingerfilm mitspielen, wie es Johan in NORTHMEN getan hat?

OM:  (zögert…) Nein, ich meine, ich bin kein Schauspieler. Ich ziehe es vor, im Hintergrund zu sein.

MN:  In Reviews kann man oft lesen, dass eine Band im neuen Album ihren typischen Sound spielt, aber wenig Entwicklung, wenig Neues mitbringt. Wie empfindest du diese Spanne zwischen „Wir spielen den Sound, den die Fans mögen“ und „Wir erfinden uns immer wieder neu“?

OM:  Also, ich spreche jetzt nur für mich selber. Für mich ist das Wichtigste, dass ich Songs schreibe, die mir selber gefallen, die ich selber hören möchte. Ich denke nicht zu sehr daran, ein Album zu schreiben, das die Fans mögen. Dabei ist mir wichtig, dass ich mich nicht wiederhole, versuche, neue Blickwinkel zu finden, etwas Frisches zu machen.
Aber gleichzeitig will ich auch nicht ändern. Ich mag AMON AMARTH so, wie AMON AMARTH ist und sehe keinen Grund, das zu ändern. Wir können und wollen keine Seventies-Rockband sein.

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MN:  Wie KISS?

OM:  (lacht) Ja, auch nicht wie KISS. Aber auch sonst interessieren mich Trends nicht so sehr. Vor zehn Jahren wollte jeder wie MÖTLEY CRÜE klingen…

MN:  Spannend bei eurem Sound ist, dass ihr eure Gitarren gerne mal fünf, sechs oder sieben Halbtöne nach unten stimmt. Wäre es nicht einfacher, gleich eine Band mit drei Bassisten zu werden?

OM:  (bleibt kurz stumm und lacht dann) Nein, nicht wirklich, nein. Unsere Stimmung ist üblicherweise Standard B, manchmal runter auf A. Das hat aber viel damit zu tun, dass es gut zu Johans Growls passt. Ich mag eigentlich keine Growlstimmen, mit der Stimmungsanpassung geht’s aber. So funktioniert das.
Zwei Gitarren, Bass, Drums und Vocals, das ist definitiv perfekt, das reicht.

MN:  Ich habe zwei Fragen zu Lineup. Vor einem Jahr hat Fredrik Andersson die Band verlassen. Habt ihr schon einen neuen, festen Drummer?

OM:  Wir haben momentan einen Drummer, der auch auf Tour dabei ist. Wir wollen die Neubesetzung langsam angehen. Wir entscheiden das erst, wenn wir auch merken, dass ein neuer Drummer zu uns passt, dass das harmoniert. Und trotzdem suchen wir natürlich nach einem festen Drummer – das kann aber noch ein Weilchen dauern.
Für das Album hatten wir Tobias Gustafsson, der ein alter Freund ist. Da er auch ein ausgezeichneter Drummer ist, war es einfach für uns, ihn als Sessiondrummer zu engagieren.

MN:  Okay, wir bleiben also gespannt. Dann gibt es da ein Gerücht, dass Johan sich zurückziehen will, in Pension geht. Als Ersatz soll DORO PESCH zu euch kommen. Ist da was dran?

OM:  (lacht herzlich) Nein, ist nicht wahr.

MN:  Trotzdem finde ich es sehr spannend, dass ihr einen Song mit DORO aufgenommen habt. Wie seid ihr darauf gekommen, wer hatte die Idee?

OM:  Also zuerst einmal braucht die Story eine Frau, es gibt dieses Duett. Und dann wollten wir eine Metalsängerin. Und DORO ist die Königin der Metalsängerinnen. Sie war unsere erste Wahl und wir waren sehr happy, als sie zusagte. Mit ihr zu arbeiten, war wirklich ein Vergnügen.

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MN:  Diesen Sommer werdet ihr wieder sehr aktiv touren, viele Festivals spielen. Glücklicherweise für die Schweizer Fans spielt ihr auch am GREENFIELD.

OM:  Ja, das ist richtig. Da spielen wir zum ersten Mal.

MN:  Ausser den neuen Songs, was dürfen die Fans erwarten? Ein längeres Wikingerboot, Drachen die noch mehr Feuer speien?

OM:  Ja, wir werden diesen Sommer unsere grösste Produktion bisher mitbringen. Momentan weiss ich aber noch nicht, welche Bühne wir spielen werden. Wir werden auf jeden Fall alles mitbringen, was möglich ist. Und ich denke mal, wir werden die vollen neun Yards kriegen, die wir brauchen.
Es wird auf jeden Fall eine coole Show. Ich habe mich riesig gefreut, weil ich hörte, dass Interlaken sehr schön und das ein tolles Festival ist. Wir sind gespannt.

MN:  Es ist wirklich ein cooles Festival, häufig gutes Wetter und in der Nach Regen und Blitz und Donner. Das könnte ja gut zu euch passen, oder?

OM:  Ja, das klingt wirklich gut.

MN:  Die Schweizer Fans freuen sich bestimmt auf die Show. Magst du ihnen ein paar freundliche Worte sagen?

OM:  Zuerst einmal; danke für eure grosse Unterstützung. Diesen Sommer werden wir auch eine Headlinertour spielen, bestimmt auch in der Schweiz. Es wird ein tolles Package mit interessanten Bands sein und wir freuen uns auf euch!

MN:  Olavi, ich danke dir für das Gespräch und wünsche euch viel Erfolg mit dem Release des Albums, den Festivals und eurer HL-Tour. See You in Interlaken!

OM:  Danke! Das klingt gut, wir sehen uns da!

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