Heavymetal.ch die Achte – ein Fazit
ABINCHOVA, CREMATION, ZATOKREV, MORRIGU, HOLLENTHON UND DISPARAGED – das lineup am Festival im Dynamo war eigentlich attraktiv – der magere Besucheraufmarsch belohnte die Organisatoren jedoch nicht.
Samstagabend im Dynamo; mit einiger Verspätung begannen Abinchova aus Luzern mit ihrer Folkmetal-Show. Nicht nur mit ihrem Sound, auch mit dem lineup erinnerten sie an Eluveitie – abgesehen davon, dass die Winterthurer musikalisch und showmässig in einer anderen Liga spielen. Der Sound der relativ jungen Truppe war aber durchaus gefällig, die Musiker erledigten einen guten Job, die Mädels am Keyboard und der Violine ergänzten das Septett auch optisch. Sicherlich eher frustrierend für die Band war der äusserst dünne Publikumsaufmarsch – es blieb viel Platz im ganzen Saal und nur eine Reihe von Hardcore-Headbangern stand in der ersten Reihe.
Mit Cremation folgte eine erfahrenere Band, ihr Metal war deutlich härter, dunkel und doomig. Die fünf Walliser erzeugten eine düstere Stimmung, harte, eher schleppende Rhythmen erschütterten die Halle. Die Bühnenshow war verhalten, einziger der Frontmann bewegte sich aktiv, wenn auch eher stereotyp über die Bühne. Er war ein gelungenes Beispiel für gekonnten Growl. Insgesamt aber riss mich der Sound nicht vom Hocker, Doom-Metal ist nicht so meine Sache. Was man den Wallisern aber zugute halten kann ist ihr Engagement gegen die braune Sauce des Rechtsextremismus – ein Anliegen, das jeder Metaller unterstützen sollte. Metal ist hart, brachial, auf jeden Fall aber Neonazi-frei. Und Bands, welche das nicht mittragen, verdienen kein Publikum.

Die Basler Zatokrew faszinierten mich vor Allem durch ihren Schlagzeuger. Er legte ein faszinierendes Fundament für den Prog- oder Deathmetal seiner Kollegen, überraschte immer wieder mit kurzen Soloeinlagen, virtuosen Rhythmuswechseln, interessanten Läufen. Davon abgesehen spielte die Band soliden, guten Metal – auch das leider vor wenig engagiertem Publikum.
Anschliessend spielten die Lokalmatadoren von Morrigu auf – und hier schien es, dass die eigenen Fans den Weg ins Dynamo fanden – es bewegten sich mehr Menschen als zuvor im Saal. Und entgegen meiner Hoffnung spielte nicht Merlin von Eluveitie an der Waschküche. Wobei dem Schlagzeuger der Band Nichts vorzuwerfen ist – er hat seinen Job gut gemacht. Das gilt im Übrigen für die ganze Band. Handwerklich gut und mit viel Elan für powervolle Live-Auftritte.
Nachher enterten mit Hollenthon meine persönlichen Favoriten die Bühne. Die Symphonic Dark Metaller aus Wien begeisterten durch hohe Kunst an den Instrumenten. Hier waren ausgebuffte Profis am Werk, welche ihre Instrumente meisterlich beherrschten und zeigten, wo im Bereich Live-Performance der Hammer hängt. Ein komplexer Sound, virtuose Arrangements, engagierte Einzelleistungen vor Allem an den Gitarren – eine Band, die nicht umsonst schon an grossen Festivals wie dem Summer Breeze oder in Wacken auf der Bühne standen. An dieser Stelle und auf unseren Partnersites www.stormbringer.at und heavymetal.ch folgt demnächst ein Interview mit Frontmann Martin Schirenc.
Und dann war beim Fotografen und Berichterstatter die Luft raus. Disparaged habe ich mir geschenkt, kann also weder loben noch tadeln. Nicht, dass die Band mich nicht interessiert hätte, aber die Aussicht auf den folgenden Tag, welcher bereits um sechs Uhr wieder beginnen sollte, gab dem Weg zur Schlafstätte den Vorzug vor dem letzten Auftritt im Dynamo.
Dennoch, es wäre den Veranstaltern wirklich zu gönnen gewesen, dass mehr Volk ihren Einsatz belohnt hätten. Bleibt zu hoffen, dass sich heavymetal.ch nicht davon abhalten lassen, weiterhin Konzerte mit Schweizer Bands – und vielleicht ein Festival Nummer IX – zu veranstalten.
