Nachlese – JUDAS PRIEST im Hallenstadion

Nachlese – JUDAS PRIEST im Hallenstadion

Manchmal fordert die Festivalsaison ihren Tribut – indem „normale“ Konzerte etwas aus dem Fokus fallen. Darum folgt dieser Bericht ein wenig verspätet…

© Bilder und Text Roli Moeck

„All Guns Blazing“ – Metal-Götter in Höchstform

JUDAS PRIEST im Hallenstadion Zürich – Die britischen Metal-Legenden kehrten mit einer grossartigen Setlist in die Schweiz zurück. Unterstützt wurden sie von PHIL CAMPBELL AND HIS BASTARD SONS sowie CoreLeoni – ein abwechslungsreiches Vorprogramm, das sich am Ende als gute Mischung entpuppte.

Fotografen-Alltag im Hallenstadion – ein wiederkehrendes Kapitel

Das Hallenstadion Zürich ist nicht nur für Fans, sondern auch für Fotograf*innen immer wieder eine kleine Herausforderung. Die Abläufe und die Kommunikation mit der Security ist – freundlich formuliert – ausbaufähig. So auch an diesem Abend: Nach den drei Songs von Phil Campbell and the Bastard Sons wollte man uns den Zugang für CoreLeoni verwehren – mit der Begründung, wir hätten ja bereits „unsere drei Songs“ erledigt.
Erst durch das beherzte Eingreifen unserer Begleiterin von GoodNews konnte die Situation geklärt werden – mit Erfolg. Einmal mehr zeigt sich: Wer hinter der Kamera steht, braucht nicht nur gutes Equipment, sondern manchmal auch starke Nerven.
Doch zurück zum eigentlichen Geschehen – auf der Bühne, wo an diesem Abend alles andere als Chaos herrschte.

PHIL CAMPBELL AND HIS BASTARD SONS – solider Auftakt mit Luft nach oben

Den Anfang machte Ex-Motörhead-Gitarrist Phil Campbell mit seinen Bastard Sons. Der Gig war solide, routiniert und hatte mit „Going to Brazil“ ein echtes Highlight im Gepäck. Dennoch wollte der Funke nicht vollständig überspringen – die Dimension des Hallenstadions schien für die Band eine Spur zu groß, zumindest was die Stimmung im Publikum betraf. Ordentlich, aber nicht mitreißend.

CORE LEONI– mehr als nur die Lücke im Line-up

CORE LEONI, das Projekt um Gotthard-Gitarrist Leo Leoni, betrat im Anschluss die Bühne – und überzeugte auf ganzer Linie. Meine Favoriten wie „Downtown“ und „Sister Moon“ trafen genau den richtigen Ton, sowohl musikalisch als auch emotional. Trotz ihrer undankbaren Position im Line-up – zwischen Phil Campbell’s Motörhead-Sound und den Metal-Ikonen – spielte die Hardrock Band mit spürbarer Spielfreude und klarer Präsenz. Ein gelungener Auftritt.

JUDAS PRIEST – majestätisches Metal-Ritual

Als das Intro „War Pigs“ von Black Sabbath aus den Boxen erklang und lauthals vom Publikum mitgesungen wurde, war klar: Jetzt beginnt das große Metal-Ritual. Rob Halford erschien gemessen und würdevoll auf der Bühne, um direkt mit „All Guns Blazing“ das Set zu eröffnen – ein Überraschungsmoment, der den Ton für den Abend vorgab.

Im Fokus stand eindeutig das Kultalbum „Painkiller“: Gleich sieben Songs daraus wurden gespielt – darunter „A Touch of Evil“ und „Between the Hammer and the Anvil“, zwei meiner persönlichen Highlights. Die Setlist war mit Bedacht gewählt und durchmischte Klassiker, Fan-Favoriten und einige unerwartete Perlen.

Ein bemerkenswerter Moment: „You’ve Got Another Thing Comin’“ wurde ungewöhnlich früh ins Set eingebaut – normalerweise fester Bestandteil der Zugabe – aber das Publikum nahm es mit offenen Armen und feierte mit.

Sound, Stimmung und Spielfreude

Die Stimmung im Hallenstadion war über weite Strecken euphorisch – „Priest! Priest! Priest!“-Sprechchöre hallten immer wieder durch die Halle. Besonders bei „Solar Angels“ vom Point of Entry-Album kam bei mir nostalgisches Gefühl auf. Und was man deutlich sagen muss: Rob Halford war stimmlich über den gesamten Abend hinweg stark, kraftvoll und präzise.

Die restliche Band lieferte eine grundsolide Performance ab:

  • Ian Hill stand wie gewohnt ruhig und stoisch auf seinem angestammten Quadratmeter.
  • Scott Travis sorgte für das rhythmische Fundament – druckvoll, präzise, unspektakulär im besten Sinne.
  • Ritchie Faulkner und Andy Sneap überzeugten an den Gitarren mit Energie und Präzision. Und doch – bei „Electric Eye“, „Hell Bent for Leather“ und „Living After Midnight“ ließ sich ein Hauch von Wehmut nicht verleugnen: Die Abwesenheit von Tipton und Downing war spürbar.

Emotionaler Höhepunkt: Giant in the Sky

Besonders bewegend war das Tribute-Video zu „Giant in the Sky“ – eine musikalische Verbeugung vor den gefallenen Legenden des Rock und Metal: Lemmy, Dio, Freddie Mercury, Randy Rhoads und viele mehr wurden auf der Leinwand gezeigt – ein Moment, der Gänsehaut erzeugte und im Gedächtnis bleiben wird.

Fazit: Ein Abend für die Metal-Geschichtsbücher

JUDAS PRIEST präsentierten sich an diesem Abend als das, was sie sind: Unantastbare Institutionen des Heavy Metal. In starker Verfassung, mit einem durchdachten Set und großer Würde zeigten sie, dass sie auch 2025 noch ganz oben mitspielen.

Ein großes Dankeschön an PHIL CAMPBELL, CORE LEONI und natürlich JUDAS PRIEST – für einen Abend, den niemand im Hallenstadion so schnell vergessen wird.