Brutal Assault 2025 – Tag 4/4
Trotz der regnerischen letzten Tage bleibt zu hoffen, dass der vierte Tag in Jaroměř die Gemüter warm hält – und das Festival zum Abschluss noch einmal so richtig einen raushaut.
Juwal Penner
Wenige Tage, bevor ich mich auf die Reise nach Tschechien zur beinahe ausverkauften Festung Josefov mache, möchte ich in diesem letzten Beitrag gerne meine persönlichen acht Empfehlungen für den Finaltag teilen.
Das Line-up bleibt stark bis zum Schluss – und bietet für jeden Geschmack etwas, um den Nacken ein letztes Mal herauszufordern.
Benighted
Die erste Band des Tages für alle, die es extrem, chaotisch und gnadenlos mögen: Benighted aus Frankreich bringen ihren ultrabrutalen Mix aus Death Metal und Grindcore nach Jaroměř. Die Band steht für rasende Blastbeats, tiefe Growls, kreischende Screams und abrupten Wahnsinn – eine musikalische Abrissbirne mit chirurgischer Präzision.
Hier gibt’s keine Atmosphäre, hier gibt’s pure Eskalation!
Exhorder
Exhorder bringen puren Groove-Thrash mit Hardcore-Attitüde auf die Bühne – roh, kompromisslos und mit ordentlich Biss. Die Band aus New Orleans gilt zurecht als eine der einflussreichsten, wenn es um aggressiven, tighten Metal mit Southern-Flavour geht. Für Fans von Pantera ein absoluter Schmaus für die Ohren
Ihr Sound ist nichts für Zartbesaitete – aber dafür genau das Richtige für alle, die auf messerscharfe Riffs und echten Oldschool-Groove stehen.
King Woman
King Woman schaffen Klangwelten, die schwer wie Beton und doch zerbrechlich wie Glas sind. Angeführt von Kristina Esfandiari entfaltet die Band einen düsteren Mix aus Doom, Shoegaze und Melancholie – tief, intim und voller Schmerz. Die Gitarren dröhnen wie Kirchenmauern, die Stimme schwebt wie ein Gebet über dem Lärm – wütend, sehnsüchtig. Wer Chelsea Wolfe, Emma Ruth Rundle oder Slowdive mit Doom-Drall liebt, wird hier garantiert in der Musik versinken – und vielleicht ein Stück Klarheit im Schatten finden.
Malevolent Creation
Malevolent Creation stehen für Florida-Death-Metal in seiner rohesten, kompromisslosesten Form. Seit Anfang der 90er pflügt die Band mit überscharfen Riffs, Blastbeats und unerbittlicher Aggression durch die extreme Metalwelt – ohne Rücksicht, ohne Gnade.
Wer auf echten, amerikanischen Death Metal steht, wird hier bedient bekommt hier das volle Brett – direkt ins Gesicht.
Kataklysm
Kataklysm stehen seit Jahrzehnten für kompromisslosen Death Metal mit Groove, Melodie und absoluter Live-Wucht. Die Kanadier bringen ihren selbsternannten „Northern Hyperblast“ mit voller Kraft nach Jaroměř – und ich weiss aus eigener Erfahrung, was das bedeutet:
2006, als ich etwa 14 Jahre alt war, bei der No Mercy Tour in Pratteln – gemeinsam mit Cannibal Corpse und Legion Of The Damned – habe ich Kataklysm zum ersten Mal live gesehen. Und gleich beim Opener In Shadows and Dust hat’s mich sprichwörtlich an die Wand gedrückt. Seitdem ist mir klar: Diese Band meint es ernst.
Agnostic Front
Agnostic Front sind keine Band – sie sind ein Stück Hardcore-Geschichte. Seit den frühen 80ern stehen sie für rohen, wütenden Sound aus den Strassen von New York, gepaart mit einer klaren Haltung gegen Ungerechtigkeit, Ausgrenzung und Stillstand. Songs wie Gotta Go, For My Family oder Crucified sind Hymnen für alle, die Hardcore leben statt konsumieren.
Agnostic Front live? Schweiss, Circle Pit und Haltung. Punkt.
Opeth
Opeth sind weit mehr als nur eine Metalband – sie sind ein musikalisches Universum, das seit über drei Jahrzehnten die Grenzen zwischen Death Metal, Prog, Psychedelic Rock und akustischer Melancholie auslotet. Als einer der Headliner des Brutal Assault 2025 bringen sie nicht nur Klassiker, sondern eine ganze Klangphilosophie mit auf die Bühne.
Mikael Åkerfeldt ist einer der charismatischsten Frontmänner der Szene – zwischen Growls aus der Hölle und Gesangslinien, die direkt unter die Haut gehen. Ob Ghost of Perdition, Deliverance oder Sorceress – jeder Song ist eine Reise durch Licht und Schatten, brachiale Riffs und zerbrechliche Schönheit.
Ich durfte bisher leider Opeth nie Live erleben und freue mich extremst, dies am letzten Abend eines grandiosen Festivals tun zu dürfen
The Halo Effect
The Halo Effect sind das, was passiert, wenn Melodic Death Metal-Veteranen zurück an ihre Wurzeln gehen – und dabei frischer klingen als so manche Newcomer. Mit ehemaligen In Flames-Mitgliedern wie Jesper Strömblad, Daniel Svensson, Niklas Engelin, Peter Iwers und Dark Tranquility Sänger Mikael Stanne an Bord bringen sie den Sound Göteborgs zurück auf die grosse Bühne – kraftvoll, melodisch und gleichzeitig tief in der Szene verwurzelt.
Als letzter Act des Brutal Assault 2025 liefern sie noch einmal alles: epische Riffs, klebrige Melodien, packende Refrains und diese unverkennbare Mischung aus Melancholie und Energie, für die der schwedische Death Metal so gefeiert wird. Songs wie Shadowminds oder The Needless End zeigen, dass hier nicht einfach alte Zeiten aufgewärmt werden – hier wird weitergemacht!
Ein emotionaler, kraftvoller Abschluss – und ein perfekter letzter Nackenschlag vor dem Heimweg.
