Liebe Labels, Promoter und Veranstalter – happy new year, but…

Liebe Labels, Promoter und Veranstalter – happy new year, but…

Wer ROCKNEWS regelmässig liest, weiss, dass ich ab und zu meine Meinung sagen muss zu Themen, die mich als Macher von ROCKNEWS beschäftigen…

Danny Frischknecht, Master Of Disaster

Und so fange ich das nicht mehr ganz neue Jahr wieder einmal damit an. Besser den Kropf gleich leeren, für Magengeschwüre bin ich mittlerweile zu lange jung…

Worum geht es?

In erster Linie um Fairness und Anerkennung.

ROCKNEWS gibt es mittlerweile seit 15 Jahren. 15 Jahre, in welchen wir Tausende von Franken ausgegeben, Tausende von Stunden Arbeit leisteten. Mittlerweile haben insgesamt ca. 40 Leutchen bei uns gearbeitet, in immer wechselnder Besetzung, mit etwas mehr oder etwas weniger Engagement, aber immer mit Engagement. Von Fans für Fans halt.
Unser Team ist Tausende von Kilometern gereist, hat über Hunderte Konzerte und Festivals berichtet, hat Tausende von Stunden investiert, Musik angehört und Reviews darüber geschrieben oder Fotos aufbereitet, sich mit Künstlerinnen und Künstlern zusammengesetzt und Interviews geführt.
Daraus sind über 17’000 Beiträge entstanden. Tausende Menschen besuchen regelmässig unsere Website und die Social Media Kanäle.
Viel Arbeit, richtig viel Arbeit ist das, viel Leidenschaft, viel Enthusiasmus – und auch viel Freude.
Noch wichtiger; bei all dem hat nie jemand aus dem Team nach Gegenleistung oder gar „Lohn“ gefragt. Unsere Fotografinnen und Fotografen, unsere Journalistinnen und Journalisten, Reviewerinnen und Reviewer, Interviewer und Interviewerinnen waren zufrieden und dankbar dafür, dass sie ohne Tickets an Konzerte und Festivals dürfen, sich mit Helden ihrer Musik unterhalten können, ihre Musik auf CD, selten als Vinyl, meist als Download erhalten haben.

Also alles schön und gut, oder?

Leider nur zum Teil. Konzerteintritte gibt es immer noch, Festivalpässe auch, die Kontakte zu den Veranstaltern sind oft intensiv bis freundschaftlich, ein Geben und Nehmen auf Augenhöhe.
Es ist auch hier nicht alles Gold, was glänzt, aber mittlerweile haben wir mit den meisten Veranstaltern und Locations gute Beziehungen – jahrelanges Klinkenputzen hat sich gelohnt.

Anders sieht es bei der Musik aus. Promotorinnen und Promotoren können nur weitergeben, was sie erhalten, das verstehen wir. Und ja, es gibt noch Label oder Bands, bei denen ein Download der Musik selbstverständlich ist – und zwar dann, wenn die Review gemacht werden soll. Manchmal gibt es das Material erst kurz vor dem oder zum Erscheinungstermin, was dann knapp ist, weil wir die Releasetermine gerne einhalten.
Immer öfter heisst es „stream only“. Du darfst dir die Musik anhören und dann eine Review dazu schreiben. Wenn die Arbeit geleistet ist, folgt meist ein kurzes Dankeschön, manchmal ein Teilen auf den Kanälen des Labels. Musik zum Behalten, eine CD, ein Download – das wird immer seltener.
Früher erhielten wir für viel Gratisarbeit und Werbung ab und zu eine Gegenleistung, heute fällt das teilweise vollständig weg.

Weniger Geben, gleichviel oder mehr Nehmen

Gleichzeitig steigen die Erwartungen, eine Review wird fast als Selbstverständlichkeit vorausgesetzt, ein Interview sollte eigentlich schon auch sein. Jeden Tag landen zwischen 30 und 40 Review-Anfragen auf meinem digitalen Schreibtisch. Manchmal kommen die von „grossen“ Labels und liefern Musik von „grossen“ Bands, das ist dann für unsere „Klickraten“ gut. Oft sind es aber kleinere Agenturen und unbekannte Bands, die sich von unserer Unterstützung einen Schub erhoffen. Das leisten wir sehr gerne, dafür glühen wir!
Manchmal geht es nur um Beiträge zu einem neuen Video, manchmal um die Review eines Albums, manchmal ein Interview – meist aber alles zusammen.
Unsere Ressourcen erlauben es uns bei Weitem nicht, diese Anfragen zu erfüllen, nicht im Ansatz. Warum?

Zeit ist Geld?

Wenn das so wäre, könnten wir das, was wir tun, als Teilzeitjob machen – wenn wir das denn wollten.
Für jene unter euch, die sich nicht vorstellen können, was das bedeutet, eine Erklärung.
Gehen wir auf eine solche Anfrage ein, dann bedeutet das etwa folgende Aufwände:

  • Verfassen und Posten eines Beitrages auf der Website und den Social Media Plattformen ca. 30 bis 60 Minuten
  • Konzert Vorbericht schreiben, Konzert vorbereiten, besuchen, Bilder bearbeiten und Beitrag schreiben zwischen 8 bis 10 Stunden, etwas abhängig vom Ort des Geschehens
  • Album anhören und darüber eine Review schreiben 4 bis 5 Stunden, wenn man effizient ist
  • Vorbereiten, Führen und Aufbereiten eines halbstündigen Interviews online 5 bis 6 Stunden
  • Vorbereiten, Führen und Aufbereiten eines Interviews on location 8 bis 10 Stunden, je nach Ort

Das gilt nur, falls das Material gut aufbereitet ist und wir keine eigenen Recherchen machen oder Material suchen müssen.

Nehmen wir also an, ich verfasse einen Post pro Tag, eine Review pro Woche, ein Interview pro Monat und fahre an zwei Konzerte – das ist nicht viel.
Dann bedeutet das zwischen 40 und 50 Stunden monatlichen Aufwand, umgerechnet auf eine Vierzigstundenwoche ein 25% – Pensum. Ein Festival ist da noch nicht dabei.
Am Ende leistet unser Team oft einen Job, der ein Vollpensum füllen würde.

Lieber aufhören?

Das ist keine Option, weil das, was wir machen, unsere Leidenschaft ist. Wir lieben Musik und wollen Teil dieser Szene sein und bleiben. Wir wollen weiterhin für euch dabei sein, euch News liefern und von Konzerten oder Festivals berichten. Wir wollen auch weiterhin mit Veranstaltern, Promotoren und Labels zusammenarbeiten.
Was wir aber tun werden; wir werden stärker als bisher auswählen. Da wird wohl das eine oder andere Album wegfallen, das wir gerne reviewen würden, aber nicht als Download erhalten. Möglicherweise bedeutet das auch, dass wir gewisse Label nicht mehr berücksichtigen werden.
Möglicherweise ist das ja auch eine Wendung zum Guten – es macht Ressourcen frei für Labels und Bands, die uns mit gutem Material beliefern (Stichwort EPK), unsere Arbeit wertschätzen und uns als kleine Gegenleistung einen Download anbieten, hin und wieder vielleicht sogar eine CD. Wenn sie dann auch noch eine oder zwei CDs für Verlosungen zur Verfügung stellen, ist das für uns fast schon Geburtstag und Weihnachten zusammen.

In diesem Sinn; happy new year!