SERAINA TELLI @ Grabenhalle – St.Gallen zittert

SERAINA TELLI @ Grabenhalle – St.Gallen zittert

Die Lokalmatadoren THE OSKARS, die ROCK4Future-Finalisten SHRINX und die Aargauer Superstimme SERAINA TELLI – was kann man sich mehr wünschen?

Bilder und Text: Danny Frischknecht

Innerhalb eines Monats zum dritten Mal in meiner Heimatstadt unterwegs? Da muss schon was Spezielles los sein. Besonders, weil es jedesmal in die Grabenhalle ging. ROCK IN TOWN, OWEN KANE und jetzt eben SERAINA TELLI – sage nochmal jemand, in St.Gallen gäbe es keinen Rock. Ach ja, da wären übrigens am 7. Oktober noch die Punker von ITCHY und am 19. Oktober die belgischen BRUTUS.

SHRINX

Die Zürcher Rock-Truppe hat es letztes Jahr geschafft, als eine von vier Bands im Langenthaler OLD CAPITOL vor einem hochdotierten Expertengremium live zu spielen. Sie waren aus nicht weniger als 170 Bands ausgewählt worden.
Als Support von SERAINA TELLI machten die Jungs alles richtig, obwohl sie eigentlich den falschen Slot spielten. Ich hätte das Lineup umgestellt und die St.Galler THE OSKARS den Abend eröffnen lassen. Darüber aber später mehr.
SHRINX haben sich auf jeden Fall schnell mit dem Publikum angefreundet. Das war leider eher dünn gesät, schön also, dass es auch schon bei den Supportbands anwesend war. Die Energie der Band übertrug sich jedenfalls schnell auf die Menschen vor der Bühne, Blastbeats von Luke Egli, fette Gitarrenriffs seines Bruders Andi und die Basslines von Mario Hasler wurden ergänzt durch die kraftvolle und dennoch fast sanfte Stimme des Fronters Simon Kuhn.

THE OSKARS

Nun zum musikalischen Break. THE OSKARS bringen einen eher düsteren Sound, den ich nicht zwingend als Indie bezeichnen würde. Diese Genrebezeichnung findet sich in den offiziellen Quellen, was einmal mehr beweist, dass Indie eigentlich nichts und alles bedeutet. Ich würde die Jungs eher in den Alternative-Koffer packen, den dunklen davon. Möglicherweise war es aber auch nur die Stimmung in der Halle, das wenige und zumeist rote Licht, die kaum vorhandene Action auf der Bühne – die Jungs haben sich vielleicht etwas mehr auf ihre Musik konzentriert als auf das Publikum. Und trotzdem, die Jungs aus der Region begeisterten nicht nur ihre eigenen Fans, sondern auch die restlichen Anwesenden.

SERAINA TELLI

Ob das Lineup jetzt richtig herum war oder nicht – der Headliner war mehr als korrekt. SERAINA TELLI hatte kaum die Bühne betreten, als die Hausnummer bekannt war – „in your face“ Rock vom Feinsten. Die Aargauerin kennt man aus verschiedenen Rollen – als Fronterin von DEAD VENUS, als Fronterin ihrer gleichnamigen Band und als ex-Fronterin der BURNING WITCHES. Und ja, ich habe nun auch von ihr bestätigt erhalten, was ich mir schon so dachte; der Ausstieg bei den BURNIING WITCHES war einer der besten Entscheide ihres Lebens. Einfach war das bestimmt nicht, steht hinter den Hexen doch eine gut geölte Marketingmaschine mit einem der grössten Metallabels.
Und trotzdem – wir hätten heute möglicherweise weder DEAD VENUS noch SERAINA TELLI herself. Und das wäre richtig schade.

Es gibt immer wieder Beispiele dafür, dass Trios funktionieren können, richtig Power auf die Bühne bringen, den vierten Mann oder die vierte Frau nicht vermissen lassen. Beispiele gefällig? DANKO JONES! MÖTORHEAD! ZZ TOP! JIMI HENDRIX EXPERIENCE!

Und eben SERAINA TELLI – deren DEAD VENUS übrigens auch ein Trio ist. Aber; ich könnte mir vorstellen, dass der Band eine zweite Gitarre nicht schaden würde. SERAINA TELLI spielt das Instrument mehr als passabel – da ist aber noch Luft nach oben. Und ihre Musik bietet dafür auch Platz. Klar, es braucht sie nicht zwingend, die Leadgitarre – was hermachen würde sie schon.
Ansonsten ist SERAINA TELLI drin, wo SERAINA TELLI drauf steht – eine unglaublich starke Stimme, Energie ohne Ende, verstärkt durch den präzisen Drummer Mike Malloth und die sympathische Bassistin Carmen Schoder – mehr braucht es nicht, um Party zu machen.
Okay, da wären dann noch die verschiedenen Outfits oder der Gang ins Publikum oder die Singspiele mit demselben, oder einfach die charismatische, authentische, quirlige und bunte Art – das sind weitere Ingredienzien für einen mehr als gelungenen Konzertabend.
Wen erstaunt es schon, dass bei dieser Frau und dieser Musik das letzte Album „Addicted To Color“ gleich eine Bauchlandung auf Platz 1 der Schweizer Albumcharts hinlegte? Niemanden, oder?