ATOMIC SYMPHONY – „Nemesis“

ATOMIC SYMPHONY – „Nemesis“

Hochqualitativer Progressive Metal aus der Schweiz

Stephan Lipp
9 out of 10 burning headphones

Symphonisch angehauchter Progressive Metal aus der Schweiz, im Eigenvertrieb

Für Freunde von PARALYDIUM, TERRAMAZE, DREAM THEATER, ENCHANT

Release

English Version below

Mit „Hybris“ spielten sich die mir bis Dato unbekannten ATOMIC SYMPHONY letztes Jahr in meine persönliche „Top 5 Album 2022“ Bestenliste (Review gibt es hier: ATOMIC SYMPHONY – „Hybris“ – rocknews switzerland). Nun hat der Schweizer Fünfer knapp ein Jahr später den Nachfolger „Nemesis“ veröffentlicht, das leider auch das letzte Album der Progger sein wird, da die Mitglieder in unterschiedliche Richtungen weiterziehen werden. Allerdings verabschiedet sich die Band mit einem Knaller, denn „Nemesis“ knüpft nahtlos an den Vorgänger an, und das nicht nur musikalisch, sondern auch mit der Story. Denn ursprünglich waren „Hybris“ und „Nemesis“ als ein Album gedacht. Hierzu aber demnächst mehr auf diesem Kanal im Interview mit Schlagzeuger und Band-Capo Marc Friedrich und Rocknews.

Bereits auf „Hybris“ wurden die Long-Tracks an den Anfang des Albums gestellt, was man sich erst mal trauen muss. Gesundes Selbstbewusstsein ist jedenfalls durchaus angebracht. „NEMESIS I: Awakening“ beginnt mit einer zarten Pianomelodie, über welche Sängerin Jasmin ihre Stimme setzt und zu welchem die Band erstmal ganz unspektakulär einsetzt. Langsam entwickelt sich das Stück (Geht ja auch über 9 Minuten, da darf man sich schon Zeit lassen), entfaltet sich zu einem Mid-Tempo Rocker der eher an die symphonischen Wurzeln der Band erinnert, um dann ab etwa der Hälfte mit fast schon orientalisch anmutenden Klängen in eine Unisono-Instrumental-Orgie mündet. Diesem Groove bleibt der Song dann bis zum Ende treu. Es folgt „Enslaved“, welcher im Vorjahr schon als Single ausgekoppelt wurde, bevor man sich dafür entschieden hatte, das Album auf zwei Releases aufzuteilen. Auch „Enslaved“ beginnt mit Piano-Klängen um in einem pompösen Symphonic-Prog-Riff zu münden. Der Track ist der vermutlich progressivste auf dem Album und gibt dem Zuhörer kaum Halt in gewohnten Strukturen, nur um ihm dann mit einem eingängigen Refrain einen – wenn auch kurz angebundenen – Rettungsring zuzuwerfen. In diesem kann man sich einige Momente treiben lassen, bevor die rhythmischen Untiefen von „Enslaved“ wieder durchzuschütteln vermögen und über musikalische Stromschnellen über den nächsten Refrain in ein Instrumental-Gewitter münden. Ein Song, der sämtliche Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen vermag und den man nicht mal so im Vorbeihören abspielen kann. Allgemein weiss die Band um Marc Friedrich (Drums), Jasmin Baggenstos (Vocals), Roberto Barlocci (Gitarre), Carlo Betrame (Keys) und Thomas Spoegler (Bass) instrumental auf der ganzen Länge zu überzeugen.

„Phoenix“ schlägt in eine ähnliche Kerbe wie „Hybris“ und „Chimera“, die Single-Auskopplungen aus dem Vorgänger-Album und kommt am ehesten an einen Song mit „klassischer“ Songstruktur heran, in dem sich die Band nichts desto trotz ebenfalls austoben kann. „NEMESIS II: Arrival“ nimmt mit ebenfalls über 9 Minuten die Poleposition in Sachen Länge ein und war mit Part I einst als einziger Superlongtrack gedacht. Nach dem getriebenen „Phoenix“ beginnt der Song langsam, fast schon balladesk. Als Hörer empfindet man sich hier musikalisch nach der turbulenten Fahrt der vorangegangenen Songs tatsächlich angekommen und kann einen Moment innehalten, um die bis hier geschaffte musikalische Reise Revue passieren lassen. Über die Lauflänge baut sich „NEMESIS II: Arrival“ unmerklich auf und gewinnt an Grösse und Eindringlichkeit. Ist dies tatsächlich das Ende der Suche, kann man sich getrost in den Sessel setzen und über das gehörte Nachdenken? Natürlich nicht, denn schon legen ATOMIC SYMPHONY mit einem weiteren Instrumentalpart den Grundstein für die zweite Hälfte des Songs, in dem uns nichts anderes übrig bleibt, als das Schicksal zu akzeptieren, dass die Geschichte nicht einfach so zu Ende geht, ohne nochmals ein ordentliches Stück Pathos und Symphonic Metal heraufzubeschwören, um in einem abrupten Ende und einer sanften Piano Melodie zu enden.

Den Abschluss von „Nemesis“ macht „Last Of Your Kind“. Der kürzeste Song des Albums ist soweit auch der atypischste der „Hybris“/“Nemesis“ Alben und erscheint trotz seiner Verkleidung als Power-Ballade roh und doch versöhnlich zugleich. Ein epischer Schluss beendet „Nemesis“ nach fast 36 Minuten. Die Geschichte ist nun also zu Ende erzählt. Da bleibt nichts übrig, als … einfach nochmals von Vorne anzufangen.

Fazit

„Nemesis“ schliesst qualitativ und von der Geschichte nahtlos an den Vorgänger „Hybris“ an. Wer „Hybris“ mochte, wird mit „Nemesis“ nicht enttäuscht. Wer „Hybris“ nicht mochte, soll ATOMIC SYMPHONY doch nochmals eine Chance geben, und wer die Band gar nicht kennt, unbedingt reinhören. Hier gibt es – manchmal – symphonisch angehauchten progressive Metal der alten Schule, als das Genre noch Jung war. Einflüsse von Djent oder Neo Prog sucht man hier vergebens, und doch ist alles in ein modernes (Sound-) Gewand gepackt. Vertrackte Rhythmen, Instrumental-Orgien und dazu clevere und packende Arrangements. Was will man mehr? Wie bereits bei „Hybris“ beschert das ATOMIC SYMPHONY mit „Nemesis“ 9 lichterloh brennende Kopfhörer. Als Packet gibt es für „Hybris“ und „Nemesis“ – ganz nach mathematischem Durchschnittswert – eine glatte 10!

Tracklist & Cover

  1. NEMESIS I: Awakening
  2. Enslaved
  3. Phoenix
  4. NEMESIS II: Arrival
  5. Last Of Your Kind

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English

With „Hybris“ the until now unknown ATOMIC SYMPHONY played themselves into my personal „Top 5 Album 2022“ best list last year (Review can be found here: ATOMIC SYMPHONY – „Hybris“ – rocknews switzerland). Now the Swiss five-piece has released the follow-up „Nemesis“ almost a year later, which unfortunately will also be the last album of the proggers, as the members will move on in different directions. However, the band says goodbye with a bang, because „Nemesis“ ties seamlessly to the predecessor, and not only musically, but also with the story. Because originally „Hybris“ and „Nemesis“ were meant as one album. But more about this soon on this channel in the interview with drummer and band capo Marc Friedrich and Rocknews.

Already on „Hybris“ the long tracks were placed at the beginning of the album, which you first have to dare to do. In any case, healthy self-confidence is quite appropriate. „NEMESIS I: Awakening“ begins with a delicate piano melody, over which singer Jasmin puts her voice and to which the band first starts quite unspectacular. Slowly the song develops (it goes on for more than 9 minutes, so you can take your time), unfolds to a mid-tempo rocker that rather reminds of the symphonic roots of the band, and then from about the halfway point it leads into a unison instrumental orgy with almost oriental sounds. The song then remains true to this groove until the end. It follows „Enslaved“, which in the previous year was already released as a single, before it was decided to split the album into two releases. Also „Enslaved“ starts with piano sounds to end in a pompous symphonic prog riff. The track is probably the most progressive on the album and hardly gives the listener a foothold in familiar structures, only to throw him a – albeit short-lived – life preserver with a catchy chorus. In this one can drift for a few moments before the rhythmic shallows of „Enslaved“ are able to shake again and lead over musical rapids over the next chorus into an instrumental thunderstorm. A song that is able to draw all attention to itself and that you can not even play in passing. In general, the band around Marc Friedrich (drums), Jasmin Baggenstos (vocals), Roberto Barlocci (guitar), Carlo Betrame (keys) and Thomas Spoegler (bass) knows how to convince instrumentally over the entire length.

„Phoenix“ strikes a similar note as „Hybris“ and „Chimera“, the single releases from the previous album and comes closest to a song with „classic“ song structure, in which the band can let off steam as well, nonetheless. „NEMESIS II: Arrival“ also takes pole position in terms of length with over 9 minutes and was once intended as the only superlong track with Part I. After the driven „Phoenix“ the song starts slowly, almost balladesque. As a listener, you feel here actually arrived musically after the turbulent ride of the previous songs and can pause for a moment to review the musical journey created up to here. Over the running length „NEMESIS II: Arrival“ builds up imperceptibly and gains in size and urgency. Is this really the end of the search, can one confidently sit down in the armchair and think about what he has heard? Of course not, because already ATOMIC SYMPHONY lay the foundation for the second half of the song with another instrumental part, in which we have no choice but to accept the fate that the story does not end just like that, without once again conjuring up a proper piece of pathos and symphonic metal to end in an abrupt ending and a gentle piano melody