RAMMSTEIN – wir müssen reden!
Also nicht RAMMSTEIN und wir, sondern ich muss mit euch klären, wir wir mit der Thematik umgehen!
Danny Frischknecht
Seit vierzehn Jahren mache ich gemeinsam mit einem motivierten und immer einmal wieder wechselnden Team ROCKNEWS Switzerland. In diesen Jahren hat es viele Skandale gegeben, die sich manchmal wirklich als Skandale entpuppten, manchmal im Sande verliefen und sich manchmal sogar als Falschmeldungen entpuppten.
Seit social media sich durchgesetzt haben, hat sich auch die „Qualität“ solcher Skandale verändert. Nicht nur hat jede/r seine dezidierte Meinung dazu, sondern er/sie tut sie auch öffentlich kund. Dabei gehen häufig der Anstand und die Sachlichkeit verloren, Verunglimpfungen, Beschimpfungen und Drohungen geben den Ton an. Teilweise zieht das dann auch Kreise, die absurd werden.
Was geht ab?

Der neueste Skandal ist jener um RAMMSTEIN beziehungsweise um ihren Fronter Till Lindemann. Den kann man nun mögen oder nicht, die Musik, Texte und Auftritte der Band kann man lieben oder hassen – und keiner muss an ihre Konzerte gehen.
Die Vorwürfe gegen Lindemann sind schwerwiegend, so schwerwiegend, dass die Staatsanwaltschaft Berlin einen Anfangsverdacht sieht und diese untersuchen wird. Dabei geht es um Vorwürfe „aus dem Bereich Abgabe von Drogen sowie Sexualdelikte“. Die Ermittlungen sind vom Amtes wegen gestartet worden, zudem gebe es Anzeigen Dritter (nicht am Geschehen beteiligter Personen…). Ebenfalls bekannt wurde ein Statement von Drummer Christoph Schneider auf Instagram – das ich zur Lektüre sehr empfehle – sowie eine Reaktion von Keyboarder „Christian „Flake“ Lorenz, der auf die Sendung seines monatlichen Podcasts „Tastenficker“ verzichtete, weil er es aktuell nicht für angemessen hält.
Soweit die Tatsachen. Und dann gibt es jede Menge Spekulationen, angefangen bei „involvierten Influencern/innen“, Radiostationen und TV-Sendern. Wie üblich wollen alle ein Stück vom Kuchen abbekommen, Publizität erreichen, sich auch echt empören. Wer RAMMSTEIN bisher schon abgelehnt hat, wird sich bestätigt fühlen, wer Fan ist, wird sich wehren. Was dabei geschieht – und das ist mediales Handwerkszeug – es werden Mutmassungen als Tatsachen dargestellt, es werden Dinge überhöht, aus dem Zusammenhang gerissen. Bereits sind insbesondere TV-Formate auf diesen Zug aufgesprungen, denen RAMMSTEIN, ihre Musik, ihre Texte bisher keinen Beitrag wert waren, die sich bisher auch nicht damit auseinandergesetzt haben – jetzt bekommt man den Eindruck, dass sie irgendwie auch in der „row zero“ anwesend waren, an den berüchtigten Partys teilgenommen hätten.
Das ist schade, weil es viel Schaden anrichtet. Einerseits sicher für die betroffenen – Täter wie Opfer – andererseits für die Fans der Band oder der Metalszene. Bereits wird gemutmasst, dass das kein Einzelfall sein soll, sondern gewöhnlicher Alltag in den Backstagebereichen der Rockszene – auch hier ohne konkrete Beweise.
Und ROCKNEWS?

Naja, wir sind jetzt nicht gerade ein Medium mit Millionenreichweite, unsere Meinungen und Ansichten interessieren einen eher überschaubaren Kreis von Menschen. Aber auch in unserem Team führt die Geschichte zu Diskussionen, teilweise zu Unwohlsein. Als Medium werden wir uns mit dem Thema auch weiterhin auseinandersetzen – sobald gesicherte Erkenntnisse vorliegen!
Denn so sehe ich unsere Aufgabe; wir berichten über Dinge, die geschehen oder geschehen sind, über Äusserungen vom Musikern, Bands, Managements oder Promoagenturen.
Unser Anliegen? Wir bringen Neuigkeiten, um den Fans der härteren Musik Freude zu bereiten, ihnen über das vielfältige Geschehen zu berichten. Die einzigen Mutmassungen, die wir anstellen sind so in die Richtung von „Verlässt Musiker XY seine Band? Gibt es demnächst ein neues Album von Band YZ? Färbt Sängerin A ihre Haare für die nächste Tour rot oder grün?“
Und unsere Mitglieder diskutieren, beziehen Stellungen, gehen mit diesen Themen um, wie sie es für richtig finden. ROCKNEWS zensiert nicht, wir beteiligen uns aber auch nicht an Spekulationen oder an Vorverurteilungen. Wenn Till Lindemann die Vorwürfe nachgewiesen werden, gehört er bestraft, ohne Frage. Bis dahin gilt aber auch für ihn die Unschuldsvermutung und der Schutz seiner Persönlichkeitsrechte – ebenso wie jene der potenziellen Opfer.
Aber…
Unabhängig von der Causa Lindemann gilt für uns:
- Wir stehen ein für Meinungsfreiheit und Toleranz, für den Schutz der Persönlichkeitsrechte und der Privatsphäre.
- Wir kämpfen für die kritische, auch provokative künstlerische Auseinandersetzung mit beinahe jedem Thema.
- Wir stehen ein und schreiben an gegen politisch motivierte Gewalt, komme sie nun von rechts oder von links.
- Wir verabscheuen sexualisierte Gewalt in jeder Form und gegen jede Person.
Und ja, wir berichten vom RAMMSTEIN-Konzert heute Abend in Bern, wir bringen dazu einen Beitrag mit Text und Bildern. Weil das unser journalistischer Job ist und es viele RAMMSTEIN-Fans gibt, die darauf warten. Wenn uns das Leser oder Follower oder was auch immer kostet – damit lebe ich, das gehört dazu, wenn man sich nciht so verhält, wie es von einem erwartet wird.
Noch einmal, ich hoffe, dass die Vorwürfe aufgeklärt und wenn notwendig strafrechtliche Konsequenzen gezogen werden. Dass wir bis dahin aber fair und möglichst sachlich bleiben, daran gibt es nichts zu rütteln!
