ATTACK:NOW – der zweite, härtere Part…

ATTACK:NOW – der zweite, härtere Part…

Der Titel führt auch wieder ein Stück weit in die Irre, zumindest für die Supportbands stimmt es aber schon.

Bilder und Text Danny Frischknecht

Zumindest mit NIHILO trifft es auf jeden Fall zu, tiefster Guttural-Todesmetall. TOTAL ANNIHILATION würden wir dann eher wieder dem gestrigen Abend zuordnen, weil hier noch einmal fröhlich Thrash um die Ohren gehauen wird. Anstelle von VOMITHEIST, welche krankheitsbedingt absagen mussten, springen kurzfristig die französischen Darkmetaller CORPUS DELICTI ein.

Mein persönliches Highlight wird ganz klar der Headliner sein; EVIL INVADERS aus Belgien. Die Heavy Metaller gehen dermassen ab, dass man sich im Eisenwerk fühlen dürfte wie an einem ganz grossen Festival – wie etwa am GRASPOP, das die Truppe diesen Sommer eindrücklich gerockt hat.

CORPUS DELICTI

Die Ostschweizer Band ist für VOMITHEIST eingesprungen und vermag den Erwartungen, welche die Fans an die geplante Band hatten, durchaus mithalten. Hart, dampfend und mit besonders guter Gitarrenarbeit. Der Slot der ersten Band ist jeweils eher kurz, in diesem Fall etwa 45 Minuten. Diese Zeit weiss die Band zu nutzen und gewinnt mit ihrer Power und der Spielfreude bestimmt den einen oder anderen Fan dazu.

NIHILO

Weiter geht es mit möglicher kultureller Aneignung – ich weiss bloss nicht, in welche Richtung. Der Fronter scheint indischer Abstammung zu sein – oder zumindest aus diesem Grossraum. Seine Gesichtszüge gemahnen an grimmige Götter. Die Frage ist nun, ob Deathmetal eine europäische Geschichte ist und er sich das damit unrechtmässig angeeignet hat. Dagegen spricht eine Mutmassung – wenn diese grimmigen Gottheiten je gesungen haben – es muss Growl gewesen sein. Und zweitens kann ich mich nicht daran erinnern, dass wir Europäer jemals von den Indern ausgebeutet worden sind. Nun denn, da ich mich auch nicht unwohl gefühlt habe, dürfte es in Ordnung gehen. Auf jeden Fall, die Band ist authentisch, spielt Brecher um Brecher und ehren das Genre – diese Power würde man Bernern, zudem aus dem Emmental, so gar nicht zutrauen.
Da die ganze Deathmetal-Geschichte ja erst zu meiner Wohnadresse wird, wenn etwas Melodie dazukommt, verzichte ich jetzt auf vertiefte musikalische Einlassungen – auch der Rezensenten-Schuster soll ja schliesslich bei seinem Leisten bleiben.

TOTAL ANNIHILATION

Also, jetzt kommt die konsequente Band. Underground-Attitüde, gutturale Mikrofonbehandlung, irgend wo im Bereich Thrash/Hardcore/Doom angesiedelt – mit konsequent schlechtem Licht. Okay, die Band will keine guten Bilder und ich mag ihren Sound nicht. Nicht falsch verstehen – das ist nicht qualitativ gemeint, sondern eine Frage meines persönlichen Geschmacks.
Es gibt durchaus positive Elemente – beispielsweise den deutschen, bärtigen Gitarristen – das ist durchaus mehr als gefällig. Der Drummer wirkt relativ jung und beinahe etwas verschüchtert – drischt aber äusserst intensiv auf seine Waschküche und treibt die Band an. Jawoll, schnell können sie, und laut und heftig – und zwischendurch Breakdowns wie eine richtige Doomband.
Ich denke, wem das Genre gefällt, dem gefällt auch diese Schweizer Band.

EVIL INVADERS

Belgien kann mehr als Bier, Belgien kann auch seriösen, knackigen Heavy Metal der härteren und schnellen Sorte. Und sie können Show – EVIL INVADERS zumindest. Selbstverständlich sind es böse Jungs, sie schauen zumindest sehr böse drein. Also nicht immer, nur teilweise, zwischendurch lachen sie schon einmal. Bis Sänger Johannes „Joe“ Van Audenhove aka Jöe Anus dann wiederum mit grosser Inbrunst das F-Wort benutzt und das Frauenfelder Publikum so animieren möchte, etwas intensiver mitzutun. Das leisten insbesondere die Hardcorefans in den vorderen Reihen – sie pogen und headbangen, was das Zeug hält.
EVIL INVADERS haben den Slot als Headliner zurecht und schliessen damit ein Festival ab, das man trotz des eher geringen Publikumsaufmarsches als Erfolg bezeichnen kann.

Fazit

Einmal mehr haben die Organisatoren der ATTACK:NOW bewiesen, dass harte Musik auch in Frauenfeld, im Thurgau funktioniert. Mittlerweile sind Konzerte und Festivals mit dieser Ausrichtung Teil des Eisenwerk-Programmes. Es bleibt zu wünschen, dass dieses Engagement zukünftig wieder durch einen grösseren Publikumsaufmarsch belohnt wird.