Hammerteil – SCRATCHES mit neuem Video zur Single „Beautiful“
«It was so beautiful … » singt eine tiefe Frauenstimme zu hypnotischen Sounds zwischen mystischem Blues und cinemastischer Songmalerei. Das Blut gefriert einem in den Adern während einem gleichzeitig wohlige Schauer über den Rücken laufen.
Als ob Nick Cave mit seinen Duettpartnerinnen aus «Murder Ballads» eins geworden wäre – eine Art Symbiose aus Frau und Mann singt von den dunklen Orten der menschlichen Seele und der flirrenden Leichtigkeit des Seins. Ein melancholischer Soundtrack in der Eleganz eines Enrico Morricone, zu einem Film von Rissen, Narben und Leerstellen, von Verblassen, Erinnern und der Sehnsucht dazwischen, entfaltet sich vor unseren gebannt zuhörenden Ohren. Ohja, genau so klingen SCRATCHES, Ladies and Gentlemen.
SCRATCHES, das ist eine vierköpfige Band aus Basel. Was 2010 nach der Zusammenarbeit von Theaterregisseurin und Sängerin Sarah-Maria Bürgin und Gitarrist und Theaterkomponist Sandro Corbat mit eigenwilligen Interpretationen von Coversongs im Duo begann, bekam über die Jahre eine unverkennbare Handschrift und liess 2014 mit dem Debutalbum «Fade» ein erstes Mal weitum aufhorchen. 2017 steht der Release des zweiten Album «Before Beyond» an und die mit Bassist Marco Nenniger und Schlagzeuger Jonas Prina zum Quartett angewachsenen Band ist mehr als bereit die Musikwelt zu erobern mit ihrem Sound der so völlig neu und doch so wunderbar zeitlos und uralt ist.

SCRATCHES haben einen langen Weg zurückgelegt, um zu ihrem Sound zu finden. Allen voran Sängerin und Mastermind Sarah-Maria Bürgin, die ihre Kindheit und Schulzeit als Tochter von Entwicklungshelfern in Afrika und Asien verbrachte und später als Schauspielerin und Regisseurin in Hamburg tätig war. Theater und Film haben ihren Zugang zur Musik ebenso geprägt, wie die unzähligen Sprachen, die sie auf ihren Reisen und Aufenthalten kennengelernt hat und so verwundert es nicht, dass die Songs von SCRATCHES wie ein Soundtrack zu einem imaginären Film klingen. Ein Film so düster-mystisch, spärlich und kompromisslos wie ein Jim Jarmusch, mit der bizarr-phantastischen Bildgewalt eines Fellini, der erdigen, fast brutalen Rauhheit eines Morricone-Western oder der hypnotisch-fliegenden Lyrik weichgezeichneter 70s-Erotikfilme.
Das Schlagzeug satt, aber wohltuend transparent, der Bass erdig-elegant mit betörend angedubbten Grooves, die Gitarre von tief wabernden, kunstvoll arrangierten Klangflächen über feine Pickings zu flirrendem Wave: Ja, Bassist Marco Nenniger und Gitarrist Sandro Corbat (die zusammen auch in der wunderbaren Combo «Sandro P» brillieren) und Schlagzeuger Jonas Prina, kreieren einen herrlich nuacierten Sound: herb und treibend, klassisch und erdig, fragil und beinahe spacig. Nimmt man die dunkle, rauhe und unglaublich intensive Stimme und die mystisch anmutenden Texte von Sarah-Maria Bürgin dazu, verdichtet sich das Bild zur aufregenden und zeitlos poetischen Innenschau.
Ob tief-melancholisch wie beim wunderschönen «Losing you», das sich von der schweren spärlich instrumentierten Ballade zur schwerelos groovenden Sehnsuchtshymne entwickelt, aufreizend direktes und fragiles Erzählkino à la Cave oder Waits wie bei «Linger & Dwell» oder düster-mystisch treibende Grooves wie bei «Killers Taste» – um nur drei der grossartigen elf Tracks ihres Erstlings «Fade» (2014) zu nennen: SCRATCHES machen Musik von «dunkelroter Dramatik», die ihre ZuhörerInnen unweigerlich in ihren Bann zieht.
Mit dem Folgealbum «Before Beyond», das Ende 2017 auf dem Basler Label «Czar of Crickets» erscheint, gehen die vier musikalisch und produktionstechnisch noch einen Schritt weiter:
Das Album, das im September 2015 auf einem alten Gutshof in Brandenburg entstand, wurde anfangs mit Timo Keller (Hanreti – Studio Vom Dach, Luzern) und Jonas Prina (Tonatelier Ziegelei, Basel) aufgenommen und in zweiter Phase von Darren Hayne (Shirley Grimes, uva) coproduziert, gemischt und gemastert. Die 10 neuen Songs nehmen die herbe Schönheit der Musik von SCRATCHES auf, bringen deren Soundästhetik aber auf neue Ebenen.
