AMON AMARTH – „Jomsviking“ am 25.03.2016
Jawoll, eine meiner absoluten Lieblingsbands bringt ein neues Album, und das Album ist grossartig, es ist eine glatte Zehn!© [email protected] Melodic Death Metal aus Schweden, zuhause bei Sony Music
Muss man zu AMON AMARTH irgendetwas sagen? Vielleicht, dass die Band 2008 ihren ersten Knaller mit „Twilight Of The Thunder God“ landeten, dass „Surtur Rising“ und „Deceiver Of The Gods“ weitere Schritte ins Metal-Walhalla bedeuteten?
Muss man erzählen, dass Sänger Johan Hegg und Gitarrist Olavi Mikkonen die beiden kreativen Köpfe sind, dass sie aber zusammen mit Basser Ted Lundström und Gitarrist Johan Söderberg eine absolute Symbiose darstellen? Richtig, da fehlt ein Drummer, und Death Metal ohne Waschküche funktioniert ja gar nicht. Das Problem lösten AMON seit dem Weggang von Fredrik Andersson im März letzten Jahres bisher mit Session- und Live-Drummern. Wer weiss, vielleicht gibt es bald einmal auch eine Ergänzung des Lineups.
Fazit; das muss man niemandem mehr erzählen. Wer diese geniale Truppe und ihren Sound nicht kennt, wohnt hinter dem Mars, hat weder Internet noch Streamingservice noch ernstzunehmenden CD-Händler. Arme Sau!
Und die Fans wissen sowieso noch viel mehr über die sympathischen Schweden als wir.

„Jomsviking“ ist das erste Konzeptalbum der Death Metal Titanen und war damit eine grosse Herausforderung. Was es mit diesen Jomswikingern auf sich hat, erklärt Johan gleich selbst:
„Die Jomswikinger waren eine schattenhafte und legendäre Söldnertruppe der Wikinger, die heute immer noch vom selben Mythos umgeben ist, wie in der Zeit, in der sie sich durch Europa und den mittleren Osten kämpfte. Sie waren rücksichtslose und todbringende Krieger, die für denjenigen kämpften, der sie am besten bezahlte. Sie hatten einen simplen Kodex: Zeige keine Angst. Weiche niemals zurück. Verteidige Deine Brüder und wenn Du dazu aufgefordert wirst, räche ihren Tod. Ich hatte das Gefükhl, dass wir als Band soweit waren, die Geschichte der Jomswikinger als Ausgangspunkt für ein AMON AMARTH Album zu nutzen.“
Vor diesen Hintergrund haben Hegg und Kumpane eine Geschichte gepflanzt, die auf den ersten Blick etwas profan klingt:
„Die Jomswikinger und ihre Welt bilden den Hintergrund für die Geschichte eines jungen Mannes, der ein Mädchen liebt, das mit einem anderen Mann verheiratet wird. Als er davon hört, tötet er versehentlich einen Mann und muss daraufhin fliehen, aber er schwört Rache und will das Mädchen zurückgewinnen. Die Vergangenheit lässt ihn nicht los. Er fühlt sich betrogen und sein Leben wurde zerstört. Und wie man sich denken kann, gibt es kein Happy End.“
Na und, wer will bei AMON AMARTH ein Happy End? Wir wollen fetteste Riffs, stampfende Basslines und einen growlenden Frontmann, dass die Schwarte kracht. Und das gibt es auch beim neuen Album, und zwar mehr als genug.
Wenn AMON AMARTH zur Sache schreiten, dann kracht es ordentlich; aus den Lautsprechern mit dampfmässig Volume und auf der Bühne mit Feuer und Asche – die bleibt nach den Konzerten nämlich zurück.
Eines sei gleich vorweg den ewigen Schnödern gesagt – AMON AMARTH erfinden sich auf „Jomsviking“ nicht neu. Sie spielen ihren Sound, verwenden ihre Phrasen und Riffings. Aber genau dafür sind sie beliebt und berühmt, genau das wollen die Fans. Oder schreit da jemand nach einer jazzigen Version von Hegg als eine Art schwedischen Roger Cicero? Na, also!

Anspieltipps
Das gesamte Album ist sehr konsistent, aus einem Guss. Damit wird es schwer, einzelne Songs herauszulösen. Positiv ist auf jeden Fall, dass kein Track negativ auf- beziehungsweise abfällt.
Einige Stücke will ich trotzdem hervorheben. „Wanderer“ etwa ist rhythmisch hoch interessant. Da spielen die Jungs mit langsamen Passagen, geben volle Kanne Gas nach vorne oder stampfen im Midtempobereich die Berge Ãsgar’s hoch. Und das Ganze mit voller Energie vom ersten bis zum letzten Ton.
„On A Sea Of Blood“ ist meine liebste „thrashige“ Nummer auf dem Album. Das genau sind die Riffs der Herren Mikkonen und Söderberg, die ich so liebe, die Solophrasen, genauso einfach wie punktgenau, unspektakulär und treffsicher.
Beim sechsten Track des Albums hast du überhaupt nur eine Wahl – schick Familie und Nachbarn ins Kino, dreh die Regler deiner Anlage nach oben, erzittere und hoffe, dass die Lautsprecher es überleben. Das Stück ist episch, ein Hammer, der symphonische Höhepunkt. Warte, bis „The Way Of Wikings“ von den Bühnen donnert, nimm dich in acht vor diesem Schwedentsunami! Es gibt kaum ein Stück, in welchem ich Hegg so engagiert erlebt habe. Wer es bisher nicht glaubte, der Mann kann stimmlich deutlich mehr als dumpfes Growlen.
„Dawn First Light“ ist ein weiterer Powerkracher; hier zeigt Studiodrummer Tobias Gustafsson vom VOMITORY, was er in Armen und Beinen hat.
Ein weiteres Highlight, nicht zuletzt wegen Gastsängerin DORO PESCH ist „A Dream That Cannot Be“. Wie soll ein Duett zwischen Hegg und der Metalqueen anders herauskommen als geil? Keine Ahnung!
Wobei hier der einzige, kleine Schwachpunkt des Albums durchschimmert – Doros Gesang hat zu wenig Power. Ob das eine Frage des Mixings und Masterings ist oder neben Hegg einfach kein Gras mehr wächst – wir können es nur erahnen. Im zweiten Teil des Tracks schwingt sich Doro hingegen nochmals in gewohnte Höhen auf und zeigt, wie viel Power sie zu bieten hat.
Mikkonen eröffnet dann den abschliessenden Hammertrack „Back On Northern Shores“. Das gesamte Album gipfelt in diesem Track, der den dramatischen Abschluss einer Geschichte ohne Happy End markiert. Grossartig!

Amon Amarth
Fazit
„Jomsviking“ ist nicht nur ein grossartiges AMON-Album, es ist das bisher Beste! Und das sage ich als bekennender Fan von „Surtur Rising“, „Twilight of The Thundergood“ und „Deceiver Of The Gods“.
Die einzelnen Nummern reihen sich auf als eine Kette von Perlen, welche erst in ihrer Gesamtheit ein Schmuckstück bieten, einen neuen Höhepunkt im Schaffen dieser genialen Truppe.
Prädikat; du kannst es drehen und wenden, wie du es willst – dieses Album wirst du lieben – AMON AMARTH at ist best!
LineUp
Johan Hegg | Gesang
Ted Lundström | Bass
Johan Söderberg | Gitarre
Olavi Mikkonen | Gitarre
Tobias Gustafsson | Drums (Gast)
Doro Pesch / Gesang bei „A Dream That Cannot Be“
Online
http://www.amonamarth.com/
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http://twitter.com/amonamarthband
https:/www.instagram.com/amonamarth/
https://youtube.com/AmonAmarthOfficial
Tracklist
- First Kill
- Wanderer
- On A Sea Of Blood
- One Against All
- Raise Your Horns
- The Way Of Vikings
- At Dawn’s First Light
- One Thousand Burning Arrows
- Vengeance Is My Name (Bonus Track, Digibook, digital, LP, Vikinger-Schiff-Edition)
- A Dream That Cannot Be (feat. Doro Pesch)
- Back On Northern Shores
