GREENFIELD 2023 – Donnerstag

GREENFIELD 2023 – Donnerstag

Das Wetter hat gehalten, was es im Berner Oberland oft verspricht – viel Sonne und gegen Abend etwas Regen – soweit so gut.

Bilder und Text Danny Frischknecht

Aber hat das Festival an diesem ersten Tag auch gehalten, was es versprach? Let’s have a look.
Zuerst einmal hat mir ein übler Stau auf der Brünigstrasse meine frühe Anreise verkackt, weshalb ich erst zu den DONOTS vor der Bühne stand. Und das hat sich – wie von den Deutschen gewohnt – richtig gut gelohnt (wow, ein Reim?). Ingo und seine Kumpels habenden Acker zum ersten Mal gründlich gepflügt und das reichlich anwesende Publikum schnell im Griff gehabt. Wenn die DONOTS loslegen, ist das immer Punk vom Feinsten – einmal mehr.

Nächste Station, nächstes Highlight – HOLLYWOOD UNDEAD sind bekannt dafür, dass sie Bühnen einreissen können, dass ihre geballte Power Infields erschüttern lassen kann. Und die Truppe aus Kalifornien wurde ihrem Ruf gerecht, und hat damit die zweite Duftmarke des Festivals gesetzt. Es war angerichtet.
Was etwas peinlich war; die Fotografen wurden nach dem zweiten Song aus dem Graben geschmissen, weil einige Crowdsurfer die Ordner ordentlich forderten. Klar, Sicherheit geht vor, aber wegen der zwei Dutzend Surfer so ein Theater – nciht gerade ein Qualitätszeugnis für die Truppe von FKP Scorpio. Letzten Sommer haben die Ordner am SUMMERBREEZE allein bei ELECTRIC CALLBOY deutlich über eintausend Jungs und Mädels eingesammelt – easy und mit einem Lächeln auf dem Gesicht. Naja.

Als nächstes habe ich der Eigerstage den ersten und an diesem Tag einzigen Besuch abgestattet. Ich wollte mir ein eigenens Bild der aktuell sehr gehypten SLEEP TOKEN. Die Progrocker aus London wurden ihrem Ruf gerecht – ein musikalisch farbiges Programm und immer noch kein Lüften der Masken – that’s it.

In leichter Eile dann zurück zur Jungfraustage, wo eben die Mongolen einfielen. Die Gutturalmetaller aus der Mongolei boten, wofür sie bekannt sind; den archaischen Sound ihrer traditionellen Instrumente gepaart mit modernen Metalleinflüssen der Stromruder. Ihr Bühnenauftritt war eher etwas statisch, die Musik auch nicht jedermanns Geschmack – das Infield war zwar schon gut gefüllt, es hätte aber durchaus noch Platz gehabt.

Dieser wiederum füllte sich dann schnell und heftig. Das Volk pflügte sich nach vorne, um meinem persönlichen Headliner zu huldigen; PAPA ROACH. Auch hier – what you get is what you wanted! Die Kalifornier um den genialen, charismatischen Fronter Jacoby Shaddix liessen nichts anbrennen – ausser der ersten richtigen Pyroshow dieses Abends. PAPA ROACH sind aktuell einer der geilsten Liveacts und es läuft einem schon etwas kalt den Rücken herunter, wenn das Publikum die meisten Songs mitsingen kann – und nicht nur „Last Resort“.

Eigentlich rechnete ich nicht damit, dass wir für DIE ÄRZTE akkreditiert würden – so richtig traurig wäre ich auch nicht gewesen. Einzig vielleicht, weil sie in meinem Portfolio noch fehlten. Akkri kam dann doch und somit die ersten zweieinhalb Songs im Pit. Und es kam, wie es kommen musste – ich hatte einen durchschnittlichen Auftritt einer etwas in die Jahre gekommenen Punkband erwartet, und es gab einen durchschnittlichen Auftritt einer in die Jahre gekommenen Punkband. Und wie fragt die Band doch selber; „Ist das noch Punk?“ Klar, die alten Sachen schon, wenn auch in früheren Jahren energetischer dargeboten. Die neueren Songs der Berliner Doktoren finde ich gelinde gesagt maximal mittelmässig. Und da wäre dann ja noch die alte, musikalische „Migros-Coop-Kind“-Sache. ROLLING STONES oder BEATLES, DIE TOTEN HOSEN oder DIE ÄRZTE. Bei den Urvätern des Pop-Rock ist die Antwort klar, beide! Bei den Urvätern des Deutschpunk ist die Antwort auch klar; DIE TOTEN HOSEN. Immerhin, den Fans gefiel es, sie bekamen geboten, was sie erwartet hatten, feierten vor der Bühne und hatten ihren Spass.