DiNA – wir sind sowieso alle gefickt!

DiNA – wir sind sowieso alle gefickt!

Mann, wenn das mal keine geile Headline ist, welche uns die seltsame Hamburger Band DINA ermöglicht! Seltsam? Versuche ich in der Review zu erklären.

Danny Frischknecht
8 out of 10 burning headphones

Alternative Rock der kreativen Art aus Deutschland zuhause bei Circulare Wave Records

Release 31.3.23

english version

Ich gebe es offen zu, manchmal bin ich so ein arroganter Schweizer Arsch, der den deutschen Nachbarn wenig Fremdsprachenkenntnisse zutraut. Also nur manchmal und nur, weil wir Eidgenossen ja während unserer Schulzeit durch mindestens drei Fremdsprachen geprügelt werden – angefangen mit hochdeutsch 😉

DINA SIND (V.L.N.R.): DINA (GITARRE), DINA (SCHLAGZEUG), DINA (GESANG) UND DINA (BASS).

Dass eine deutsche Band jedoch ihr Debutalbum mit dem Opener „Bourgoisie“ bestückt, hat mich etwas überrascht. Der Inhalt des Songs klärt dann alles auf; es geht um das Verhalten ebendieser reichen Bevölkerungsgruppe – die in der Schweiz ja reeelativ gross ist. An dieser Stelle sage ich meist etwas zu den Bands – Mitglieder und so. Zu DiNA allerdings ist das schwierig. Erstens gibt es die Band erst seit 2022, die vier Mitglieder treten permanent mit Masken auf und drittens findet man auf der Website der Hamburger dieses Bandpic mit folgender Beschriftung:

Es scheint, als wollten es die Jungs dem Schreibenden nicht allzu leicht machen – oder nicht von ihrer Musik ablenken.
Dann also zum Sound. Das ist so irgendwie Rock, zwischen Alternativ und Dark, würde ich mal sagen. Genau zehn Tracks haben die Jungs auf ihr Debut geschrieben – allesamt in deutsch – allerdings mit einer Aussprache, die an Udo Lindenberg erinnert – das ist keine präzise Artikulation, möglicherweise aber wieder der Zwang, sich mit dem Inhalt auseinander zu setzen und damit genau hinzuhören. Hab ich getan, was allein schon der Titel des Beitrages beweist. Das ist nämlich ein Zitat aus dem Track „Diener“. Zu den texten kann man zusammengefasst etwa Folgendes sagen; Grenzen der politischen Korrektheit sind da, um ausgelotet oder überschritten zu werden. Womit eines klar ist – ich mag die verfickte Schweinetruppe – oder zumindest ihre Texte. „Dynamit“ zum Beispiel; „Fette Sau, Pfauenfeder in den Hals, kotz alles aus. Jeff Bezos immer noch der King im Puff, ballert noch ein bisschen Schnee auf den Suff.“ Klar, über die Bedeutung kann man sich erstens streiten und sie zweitens unverständlich finden. Ist so bei Taxten, die provozieren und über „schubi du und tralala“ hinausgehen.

Verlieren wir noch ein paar Worte über die Ergebnisse des Songwriting, über die Kompositionen und die Arrangements. Sauber kann ich dazu nur sagen. Handwerklich ist das Stück Mucke schon einmal, die Jungs verstehen ihr Handwerk. Der Grundtenor ist durchgängig – die Drums dominieren mit einem satten, tiefen Wumms. Die Gitarren mäandern sich im Bereich Rock und Metal durch die Gegend, ziemlich fette Riffs und Soli, ohne verspielt zu sein – das Ganze bleibt klar und ungeschminkt.
Dann wäre da noch das, was üblicherweise zentral ist – der Gesang. Der bleibt unspektakulär. Nicht, weil er schlecht wäre, sondern weil er sich der Musik unterordnet. Ich würde die Stimme eher in die Punk Tradition setzen – straight ahead und druckvoll. Es geht allerdings auch verletzlicher, offener; bei „Hirn“ wagt sich Sänger Dina aus der Rockkomfortzone, die Ballade öffnet die Seele des Albums, zeigt das andere Ende des Spektrums auf – von verfickt zu verletzlich. Kalt läuft es jedoch den Rücken hinunter, wenn man sich in den Text vertieft. Da geht es nämlich um nicht weniger als den grausamen Tod eines Menschen – Freund oder Freundin, Mann oder Frau, Partner oder Partnerin – dahin geschlachtet mit dem (falschen?) Glauben daran, dass das ein Zeichen der Liebe ist, wie abgesprochen wirkt. Harte Zeilen, etwa beim Refrain:

„Dein Herz hängt an mir, dein Hirn an den Fliesen.
Bin nur ein Mann, hab meine Liebe bewiesen.
Für immer bei mir, alles vollkommen.
Ich liebe dich so sehr, dein Herz schlägt nicht mehr.“

Fazit

Das Album ist ganz schön mutig und lebt klar von den Texten, den Geschichten. Musikalisch ist es nicht weltbewegend – gut gespielt, gut komponiert und arrangiert, keine Frage – aber eben nicht der Oberknaller, eher guter Durchschnitt. Die Botschaften jedoch, die fahren ein, knallen in die Magengrube und explodieren im Hirn. Oft vergisst du zu schlucken, irgendetwas bleibt dir im Hals stecken. Soclherlei Poesie, auch wenn sie weh tut und derb erscheinen mag, solche Poesie braucht Unterstützung. Das Album muss man sich unbedingt kaufen, selbst wenn man nachher nur das Booklet liest!

Tracklist und Artwork

01. Bourgeoisie
02. Diener
03. Porzellan
04. Monolith
05. Sorgenparasit
06. Nagel
07. Papier
08. Dynamit
09. Papa
10. Hirn

english version

I admit it openly, sometimes I’m such an arrogant Swiss ass, who doesn’t trust the German neighbors with foreign language skills. Well, only sometimes and only because we Swiss are beaten through at least three foreign languages during our school years – starting with High German 😉

However, the fact that a German band would equip their debut album with the opener „Bourgoisie“ surprised me a bit. The content of the song then clears everything up; it is about the behavior of this very rich population group – which is reeelatively large in Switzerland. At this point I usually say something about the bands – members and all. About DiNA, however, it’s difficult. First of all, the band exists only since 2022, the four members perform permanently with masks and thirdly, you can find this bandpic (above) on the website of the Hamburg band with the following caption (see above).

It seems that the guys don’t want to make it too easy for the writer – or don’t want to distract from their music.
So then to the sound. It’s kind of rock, between alternative and dark, I would say. Exactly ten tracks the guys have written on their debut – all in German – but with a pronunciation reminiscent of Udo Lindenberg – this is not a precise articulation, but possibly again the compulsion to deal with the content and thus listen carefully. I did, as evidenced by the title of the post alone. That is namely a quotation from the track „Diener“. To the lyrics can be summarized about the following; boundaries of political correctness are there to be explored or exceeded. Which makes one thing clear – I like the fucking pig squad – or at least their lyrics. „Dynamite“ for example; „Fat pig, peacock feather down your throat, puke it all out. Jeff Bezos still the king of the whorehouse, bang some more snow on the booze.“ Sure, you can argue about the meaning first and find it incomprehensible second. That’s the way it is with taxts that provoke and go beyond „schubi du und tralala“.

Let’s say a few words about the results of the songwriting, about the compositions and the arrangements. Clean is all I can say about it. Craftsmanship is the piece Mucke already once, the guys understand their craft. The basic tenor is consistent – the drums dominate with a rich, deep thump. The guitars meander through the area of rock and metal, pretty fat riffs and solos without being playful – the whole thing remains clear and unadorned.

Then there is what is usually central – the vocals. It remains unspectacular. Not because he would be bad, but because he subordinates himself to the music. I would rather put the voice in the punk tradition – straight ahead and powerful. However, it also goes more vulnerable, more open; in „Hirn“ singer Dina ventures out of the rock comfort zone, the ballad opens the soul of the album, shows the other end of the spectrum – from fucking to vulnerable. However, it runs cold down the spine when you delve into the lyrics. It’s about nothing less than the cruel death of a human being – boyfriend or girlfriend, husband or wife, partner – slaughtered with the (false?) belief that this is a sign of love, as if agreed upon. Harsh lines, such as in the refrain:

„Your heart hangs on me, your brain on the tiles.
Am just a man, proved my love.
Forever with me, everything perfect.
I love you so much, your heart no longer beats.“

Conclusion

The album is quite brave and clearly lives from the lyrics, the stories. Musically, it is not earth-shattering – well played, well composed and arranged, no question – but just not the Oberknaller, rather good average. The messages, however, drive in, slam into the pit of your stomach and explode in your brain. Often you forget to swallow, something gets stuck in your throat. Soclherlei poetry, even if it hurts and may seem crude, such poetry needs support. The album is a must buy, even if you only read the booklet afterwards!

Online

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