Randale in der 622
Das ist das mit Abstand kleinste Konzert der Tour, aber das mit Abstand grösste Konzert in der Schweiz. – Felix Kummer, Sänger Kraftklub
Text: Silvan Bellante
Wir stehen wider draussen, denn heute wird das mit der Eingangskontrolle sehr ernst genommen. Gut daran ist, dass wir dann an der Garderobe nur knapp 15 Minuten in der Reihe stehen. Ab an die Bar auf und auf zum Support Act. Heute bin ich leider auch wieder als solo Reporter unterwegs, deswegen sind die Fotos nicht ganz so professionell.
DILLA
DILLA kommt energetisch auf die Bühne, unterhält das Publikum und sich selbst von der ersten Sekunde. Eine Mischung aus Berliner Rave Beats, Deutschpunk und Pop. Singen kann die Gute auch. Wir sind überrascht, denn Gesangstechnisch macht ihr heute Abend ziemlich sicher niemand was vor. Mir kommen einige Beats und Melodien sehr bekannt vor. Aber eben, wenn man sich überall bedient, dann ist es kein Diebstahl, sondern Research. DILLA verabschiedet sich nach einer guten halben Stunde und wünscht viel Freude mit dem Headliner.
KRAFTKLUB

„IN MEINEM KOPF“ schallt es nach der ersten Strophe durch die Halle 622. Anscheinend wurde das neue KRAFTKLUB Album des Öfteren gehört. Alle kennen den Text. Soweit ich blicken kann, bewegt sich jeder und das fünfte halb ausgetrunkene Bier fliegt über die Menge. Als die Band plötzlich kurz vor einem Refrain erstarrt und wie Statuen in der Gegend herumstehen, wird dem Sänger von einer vermummten Gestalt eine Konfettikanone in die Hand gedrückt, sodass die Halle 622 Sekunden später in Papierschnipseln untergeht. Kurz nach „Ich will nicht nach Berlin“ wird ein Glücksrad auf die Bühne gestellt. Wir hoffen alle, dass der Zeiger nicht auf „Zigarettenpause“ fällt, denn irgendwie wäre „Scheissindiedisko“ oder „Irgendeine Nummer“ doch geiler. Fortuna meint es gut mit uns und wir springen, hopsen und besingen gemeinsam, diese nur noch irgendeine Nummer in unserem Telefon.

In der zweiten Hälfte des Sets kommt die Band für ein paar ruhige Nummern nach unten und stellt sich ohne Star-Allüren mitten ins Publikum. Es wird fast schon zu sentimental. Darum kommt das Kontrastprogramm direkt im Anschluss mit „500k“. Der Partytrack ballert immer noch wie am ersten Tag und es herrscht wieder Chaos in der Halle. Dieser Zustand hält sich auch hartnäckig bis zum Ende. Wo KRAFTKLUB draufsteht, ist KRAFTKLUB drin. Während dem letzten Chorus zu „Randale“ wird alles, was nicht niet- und Nagelfest ist zum Wurfgeschoss und tränkt das Publikum in einem Regen aus Bier, Abfall und Konfetti. Als krönenden Abschluss wird auch „Songs für Liam“ gespielt und die Band hinterlässt eine fast verwüstete Halle 622.
