Billy Talent – Ganz grosses Hockey in Zürich.
Canada is better at Hockey than Switzerland! Benjamin Kowalewicz (Sänger BILLY TALENT), kurz davor ausgebuht zu werden.
Fotos Alexandra Rothlin, Text Silvan Bellante
Da wir BILLY TALENT schon lange kennen, entscheiden wir uns essenstechnisch für ein neues Restaurant. Lexi trinkt Rivella aus einem Sake Glas, das Essen ist gut. Nun müssen die Bands nachlegen.
PABST

Durch langes anstehen vor der Halle verpassen wir die ersten Stücke von PABST. Ist man jedoch drin und will seine Jacke abgeben, kann man sich direkt an die endlos lange Schlange zur Garderobe anstellen. Wir gehen in die Halle und bekommen direkt mit, dass die Band sich via E-Mail bei BILLY TALENT gemeldet hat, um ihre Dienste als Support Act anzubieten. Stabiler Move – muss ich mir merken. Sie sind jetzt nicht die beste Vorband, die ich je gesehen habe, aber Meilen besser als der letzte Support Act, über den ich in der Halle schreiben durfte. Ausserdem ist Premiere angesagt, denn wir sehen zum ersten Mal einen Circle-Pit im Uhrzeigersinn. Sieht schon gewöhnungsbedürftig aus.
FRANK TURNER & THE SLEEPING SOULS




Frank Turner, der gut gelaunte Frontmann der Band kommt auf die Bühne und verkündet nach dem ersten Stück, dass er heute nur Deutsch sprechen will. Das klingt mit seinem englischen Akzent zwar ein wenig lustig, aber das Publikum scheint mit ihm mitzugehen. Nach zwei weiteren Liedern und tosendem Applaus verkündet Frank, dass dies die Show Nummer 2715 ist und er sich als kleiner Dreibierkisten Hoch nichts sehnlicher gewünscht hätte, als Show 2715 hier in Zürich zu spielen. Nun ja, wie viel Wahrheit darin steckt kann sich wohl jeder selbst ausrechnen. Gegen Ende des Sets merkt man, dass der werte Herr früher in einer Hardcore Band als Sänger fungierte, denn die anfangs noch eher Singer-Songwriter lastigen Songs werden zu waschechten Punk/Hardcore Schmeissern. Als letztes Lied wird „I Want To Dance“ gespielt, und die komplette Halle tanzt mit. Jetzt ein Bier holen, wird zur Krisenmission.
BILLY TALENT




Und dann wirds dunkel, „Devil In A Midnight Mass“ erklingt und sie sind zurück! Sie sind endlich wieder da, die Quelle, der Ursprung BILLY TALENTs Power. Die Haare sind zurück! Ian D’sa steht mit seiner ikonischen Frisur vor uns und drückt uns die Riffs ins Gesicht. Auch wenn es noch junge Schnaufer im Publikum hat, ist das Durchschnittsalter mittlerweile um die 30. Das hält aber irgendwie niemanden davon ab sich zu benehmen, wie man das auf ’nem Rockkonzert so macht. BILLY TALENTs Set besteht aus 21 Hits und das Publikum ist fast textsicherer als die Band selbst. Unmut kommt nur hoch, als die Behauptung in den Raum geworfen wird, dass die Schweiz zwar besser als Kanada im Fussball sei, Kanada jedoch wesentlich besser im Eishockey. Weltpremiere für BILLY TALENT, die Band wird wahrscheinlich zum ersten Mal, wenn auch nicht ganz ernst gemeint, ausgebuht. Es folgt „Rusted From The Rain“ und plötzlich sind sehr viele Handys oben. Dem sei verziehen, denn der Refrain wird so laut mitgesungen, dass man die Band fast nicht mehr hört. BILLY TALENT ist auch nach knapp 30 Jahren Bandgeschichte immer noch jung, wild und sexy. Ich habe selten eine Band erlebt, die so treibende Live Performances hinlegt. Es geht solide weiter. Ich überlege mir eine weisse Fender Stratocaster zu kaufen, denn der Gitarrensound ist einfach absolut geil. Während den letzten beiden Songs „Fallen Leaves“ und „Red Flag“ gibt die Band und Publikum noch einmal alles. Es wird gerudert, gemosht, crowdgesurft und mitgesungen. Keiner steht mehr still. Alle bewegen sich, ob sie wollen oder nicht. Zum Glück mussten Lexi und ich unsere Rucksäcke draussen bei einem Nebeneingang abgeben, so können wir die gefühlt 4875 Personen, die für die Garderobe anstehen umgehen. BILLY TALENT, auch nach 12 Jahren für mich immer noch eine der besten live-Acts.
