Tour from Hel im Z7

Tour from Hel im Z7

Nein, das ist kein Schreibfehler, wie der wohl informierte Metalfan vielleicht weiss, sondern angelehnt an den Titel der neuen Scheibe des Headliners TYR. Wobei die Assoziation mit Hölle nicht gänzlich falsch ist, da Hel in der nordischen Mythologie ja auch die Unterwelt bezeichnet.

Text und Bilder: Claudia Chiodi

Ein Pagan und Folk Metal Abend erwartete uns an diesem Sonntag Abend in Pratteln, mit Bands aus Ungarn, den Niederlande und von den Färöer-Inseln. Zwei davon durfte ich bereits auf dem letztjährigen Sabaton Open Air erleben, TYR und DALRIADA. HEIDEVOLK hingegen war eine live Premiere für mich, immer wieder ein interessantes Erlebnis.

DALRIADA

Den Auftakt machte die Band aus Ungarn, welche ihre heimische Volksmusik mit Metal vermischen. Auch bei diesem zweiten Anlauf können sie mich leider nicht vollends von sich überzeugen, dies mag verschiedene Ursachen haben. Einerseits liegt mir Osteuropäische Volksmusik einfach nicht, und das in all ihrer Vielfalt, was natürlich schon eine ziemliche Hypothek darstellt. Andererseits haben zwar einige der Bandmitglieder deutlich Spass, an vorderster Front, sprich vor allem bei Sängerin Laura Binder ist aber fast nur ein sehr ernstes, teilweise fast schon distanziertes Gesicht auszumachen. Hier springt der Funke bei mir leider einfach nicht über, auch wenn die Band ein handwerklich gutes Set abliefert. Musik ist halt immer auch eine Frage des Geschmackes und man kann und soll es nicht immer jedem Recht machen. Denn auch wenn ich nicht ganz so begeistert war, gab es im Publikum durchaus laute andere Meinungen und in diesem Fall zählen diese natürlich umso mehr. Also wer Osteuropäische Weisen mag, sollte sich diese Band zumindest mal auf den einschlägigen Portalen anhören.

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https://www.facebook.com/Dalriadahu/

HEIDEVOLK

Als nächstes standen die Herren aus den Niederlande auf der Bühne. Aus terminlichen Gründen hatte ich mich zwar ein wenig durch die Diskografie gehört, den Autofahrten sei Dank, mich aber nicht mit den genauen Hintergründen und der Zusammensetzung der Band auseinander gesetzt. Und da ist mir doch glatt ein ganz wichtiger Punkt entgangen, da stehen zwei Herren am Mikrofon. Nicht wie oft gefunden im Pagan oder Folk Metal mit rein gutturalem Gesang, sondern mit tollen Clean Voices (die Art des Gesangs ist mir trotz Autofahren natürlich nicht entgangen).

Auch hier verstehe ich kaum was von den Texten, auch wenn mein Holländisch etwas besser als mein Ungarisch ist, musikalisch bin ich aber hier deutlich mehr zu Hause. Mit harten Riffs und mittreissenden Hooklines lassen sie das Publikum abfeiern, aber auch persönlich springt hier der Funke von Anfang an über. Ein wenig wird auch aus dem Nähkästchen geplaudert und erklärt warum sie das Z7 eigentlich als Zuhause ansehen. Wer so einschneidende Erlebnisse wie Knochen brechen und Hypothek im Backstage unterschreiben mit einer Location verbindet, und trotzdem mit Freude wieder kommt… 

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https://www.facebook.com/heidevolkofficial/

TYR

Die Färinger sind mir vom letzten Sommer noch immer in guter Erinnerung, und auch diesmal überzeugen sie mich. Sie schaffen es wieder, die Balance zwischen Metal und nordischem Folk zu halten, mal hart, mal atmosphärisch. Und auch wenn der Grundton oft eher etwas ernsthafter ist, kommen auch Spass und etwas Schabernack nicht zu kurz. Breites Grinsen gerade bei den Saitenhexern Attila und Gunnar gehört immer wieder zum Bühnenoutfit, aber auch der etwas ernster wirkende Heri an Mikro und Gitarre lässt sich immer mal wieder zu einem Spässchen hinreissen. Da die Musik oft etwas getragener und epischer ist, ein passender Auftritt dieser Herren mit der nötigen Auflockerung, man spielt ja schliesslich live, da darf der Spass einfach nicht zu kurz kommen. Und auch wenn ich eigentlich etwas früher die Strasse unter die Räder hätte nehmen sollen, von dieser Performance hätte ich mich kaum früher losreissen können. Was ist schon das bisschen Nachtruhe, wenn es soviel zu geniessen gibt?

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https://www.facebook.com/tyrband/

Fazit

So kann man das Wochenende ausklingen lassen! Nur Schade, dass wohl einige Fans die letzten ÖV Verbindungen nutzen mussten, um nach Hause zu kommen. So leerte sich schon während der Performance die Halle etwas, dem Auftritt von TYR wurde dies keinesfalls gerecht. Vielleicht sollte man überlegen, an einem Sonntag noch etwas früher zu beginnen. Ob dies dann allerdings organisatorisch auch durchführbar ist, steht auf einem anderen Blatt, und wurde vom Veranstalter bestimmt auch schon mal in Betracht gezogen.