PHIL CAMPBELL im Interview

PHIL CAMPBELL im Interview

RN: Hi Phil
Danke, dass du dir die Zeit für dieses Interview nimmst. Es ist aktuell gerade keine tolle Zeit für Musiker und Musikfans. Wie gehst du persönlich mit dieser auftrittslosen Zeit um?

PC: Es ist natürlich eine Riesenschande, dass wir dieses Jahr nicht live auftreten konnten, aber alle sind in der gleichen Situation. Zum Glück haben wir das neue Album, auf das wir uns konzentrieren können, und die Fans haben et-was, worauf sie sich freuen können.

RN: Könnt ihr als Band der Krise auch gute Seiten abgewinnen?

PC: Nun, zum Glück haben wir Zugang zu unserem eigenen Tonstudio, das Todd leitet. Wir haben das Album aufgenommen, als das Vereinigte Königreich abgeriegelt war, wenn wir also keinen Zugang zum Studio gehabt hätten, wären wir bei der Aufnahme des neuen Albums in Schwierigkeiten geraten. Wir haben alle unsere Parts getrennt aufgenommen, um alles sozial auf Dis-tanz zu halten, also kann man wohl sagen, dass das eine gute Sache ist, die aus der Krise entstanden ist.

RN: Die Band besteht – wie der Name schon sagt – zu einem grossen Teil aus deiner Familie. Allerdings muss die sehr gross sein, da alle deine Söhne Bastarde sind – also jeweils von einer anderen Mutter?

PC: Haha nein, das ist der Witz, sie haben alle die gleiche Mutter, meine liebe Frau Gaynor. Obwohl sie den Namen hasste, als wir uns den neuen Band-namen ausdachten! Sie sagte uns, wir könnten ihn nicht ändern, aber wir haben bereits 500 Pfund für eine neue Kulisse bezahlt, also sagten wir ihr, wir könnten ihn jetzt nicht mehr ändern. Ich glaube, mit der Zeit hat sie sich jetzt daran gewöhnt.

RN: Ist Neil Starr auch ein Bastard?

PC: Neil ist der einzige, der nicht mit dem Campbell-Clan verwandt ist, aber ich schätze, man könnte sagen, dass er ein ehrenhafter Bastard ist!

RN: Lass uns in der Zeit etwas zurückgehen. Ende dieses Jahres jährt sich Lemmys Todestag bereits zum fünften Mal. Hat die Zeit die Wunden geheilt?

PC: Am Anfang war es offensichtlich sehr schwer. Die ersten 6 Monate nach seinem Tod waren hart, und ich wusste nicht wirklich, was ich mit mir anfangen sollte. Aber zum Glück hat diese Band irgendwie als Therapie gewirkt, und mit der Zeit könnte man sagen, dass die Wunden geheilt sind.

RN: Mit dem Tod von Lemmy ist nicht nur einer der bedeutendsten Rock- und Metalmusiker gestorben, für viele Fans ist eine Ära zuende gegangen. Mickey Dee hat kurz nach Lemmys Tod ein Weiterbestehen von MOTÖR-HEAD kategorisch abgelehnt. War für euch immer klar, dass es keine Band mit einem neuen Sänger geben würde?

fotocredit metalheadzone

PC: Oh natürlich, keine Frage, ich glaube nicht einmal, dass Mikkey und ich das diskutiert haben. Ohne Lemmy gibt es keine MOTÖRHEAD und ich denke, jeder wusste das, er war zu ikonisch, um ihn zu ersetzen und es war seine Band.

RN: GOTTHARD haben es geschafft, AC/DC ebenso – welche Chancen hat eine Band, weiter zu bestehen, wenn der Sänger und Frontmann stirbt?

PC: Ich nehme an, jede Band hat andere Umstände, und diese Bands haben sich gut geschlagen, aber Lemmy in MOTÖRHEAD zu ersetzen war nie eine Option. Es hängt alles davon ab, was die Bandmitglieder tun wollen. Einige Bands möchten vielleicht weitermachen, aber andere Bands werden es nicht tun. Jede Band ist anders.

RN: PHIL CAMPBELL AND THE BASTARD SONS sind seit ihrer Gründung sehr fleissig und viel unterwegs gewesen. Haben deine langjährigen Kontakte in der Szene zum Erfolg der Truppe beigetragen?

PC: Das könnte man so sagen, ich bin immer noch bei UTA, die jahrzehntelang MOTÖRHEADs Booking-Agent waren, daher ist es toll, dort das gleiche Team zu haben. Was das Management betrifft, so schaffen es die Jungs in der Band von Tag zu Tag, sie haben alle getrennte Rollen in der Band, was sie beschäftigt hält, so dass ich etwas Zeit habe, mich zu entspannen!

RN: Am 12. November erscheint euer neues Album. Ausser kick ass Rock’n’Roll, was können die Fans erwarten?

PC: Es gibt eine Menge Kick-Ass-Rock’n’Roll, wie Sie sagen, aber es sind auch ein paar Songs dabei, die einige überraschen könnten. Insbesondere kann ich es kaum erwarten, die Reaktionen der Leute auf Songs wie „Born To Ro-am“, „Desert Song“ und das Album closer „Waves“ zu hören. Wir haben bei diesen Liedern definitiv eine etwas andere Richtung eingeschlagen, aber wie wir bei MOTÖRHEAD immer zu sagen pflegten, schreiben wir die Alben für uns selbst, und wenn es den Fans auch gefällt, ist das ein Bonus!

RN: Mit „Son Of A Gun“ und „We’re The Bastards“ habt ihr bereits zwei Videos veröffentlicht. Kurz zusammengefasst, worum geht es in diesen beiden Songs?

PC: Unser Sänger Neil Starr schreibt alle Texte, daher konnte ich Ihnen leider nicht wirklich viel darüber erzählen. Ich weiss, dass es bei „We’re The Bas-tards“ im Grunde darum geht, dass wir dieses Jahr keine Shows spielen können, und dass wir unseren Fans gegenüber zum Ausdruck bringen, dass wir es kaum erwarten können, sie wieder auf der Strasse zu sehen, es ist ei-ne Art Tribut an unsere grossartigen Fans.

RN: Wenn im kommenden Jahr wieder Konzerte und Festivals stattfinden, worauf freust du dich am meisten?

PC: Wir können es kaum erwarten, wieder auf Tournee zu gehen, wir sind eine tourende Band!

RN: Habt ihr als Band ein bestimmtes Ritual vor dem Auftritt?

PC: Wir haben nicht wirklich ein Ritual, einige der Jungs essen vor dem Auftritt eine Banane, um Energie zu tanken, manchmal habe ich auch eine! Aber keine richtigen Rituale, geht einfach raus und amüsiert euch.

RN: Gibt es konkrete Pläne, damit wir euch wieder live sehen können? Sind be-reits Auftritte in der Schweiz geplant?

PC: Wir haben alle unsere Shows, die wir dieses Jahr spielen sollten, auf nächs-tes Jahr verschoben, also drücken wir die Daumen, dass sie stattfinden. Was die Schweiz betrifft, so glaube ich, dass wir im August mit Sabaton auf dem Riverside Aarburg Festival spielen werden, also sollte das ein Spass werden!

RN: Welches war bisher dein schlimmstes Konzert und welches dein bestes?

PC: Ich erinnere mich immer daran, dass ich eine Show in Australien gespielt habe, als ich zum ersten Mal bei MOTÖRHEAD war, und wir spielten vor ein paar tausend Leuten eine grossartige Show. Am Tag danach spielten wir 10 Meilen die Strasse runter, und nur 12 Leute kamen! Vielleicht waren wir in der Nacht davor einfach nur richtig scheisse. Was das Beste betrifft, sind es viel zu viele, aber dass PCATBS damals GUNS’N’ROSES auf der Imola-Rennstrecke in Italien vor 100.000 Menschen unterstützte, wird uns immer in guter Erinnerung bleiben.

RN: Wenn du das Lineup für ein Festival bestimmen dürftest, welche Bands müssten unbedingt dabei sein? Wer müsste eröffnen und wer dürfte Headli-ner sein?

PC: Oh, das ist ein harter Brocken, ich höre viele verschiedene Musikstile. Also um die Dinge interessant zu halten, würde ich RAMMSTEIN und ihre er-staunliche Live-Show eröffnen lassen, um dann von dieser verrückten Show herunterzukommen die EAGLES zum Chillen zu haben, das wäre ein ver-rücktes Lineup!

RN: Dann machen wir jetzt noch einen kurzen Test zu deiner Spontaneität (was man bei einem Mailinterview schwer kontrollieren kann…).
Sag zu folgenden Stichworten einen kurzen Satz, ohne lange nachzudenken:

o Freundschaft „Grosse Freundschaft währt ein Leben lang“
o Familie „Schätze deine Familie immer“
o Erfolg „Jeder hat eine andere Version von Erfolg, konzentriere dich nur auf dich selbst“
o Wohlstand „Hoffentlich können wir nächstes Jahr florieren und wieder auf Tournee gehen“
o Schweiz „Ich liebe es immer, in der Schweiz zu spielen, und drücke die Daumen, dass wir im August nächsten Jahres wieder dort sein werden!

Phil, ich freue mich darauf, wenn wir ein solches Gespräch irgendwann face to face führen können. Bis dahin, viel Erfolg und danke dafür, dass du auf meine mehr oder weniger bescheuerten Fragen geantwortet hast.

english version

Hi Phil

RN: Thank you for taking the time for this interview. It’s not a great time for musicians and music fans right now. How do you personally deal with this time without an appearance?

PC: Obviously it’s a massive shame that we haven’t had the chance to play live this year but everyone is in the same position. Luckily we’ve got the new album to keep our minds focused on and the fans have something to look forward to.

RN: As a band, can you also find good sides to the crisis?

PC: Well luckily we have access to our own recording studio which Todd runs. We recorded the album when the UK was in lockdown so if we didn’t have access to the studio we would have been in a spot of trouble in regards to recording the new album. We all did recorded our parts separately to keep everything socially distanced so I guess you could say that’s one good that’s come from the crisis.

RN: The band consists – as the name says – to a large extent of your family. But it has to be very big, because all your sons are bastards – each from a different mother?

PC: Haha no, that’s the joke, they all have the same mother, my lovely wife Gaynor. Although, she hated the name when we came up with the new band name! She told us we couldn’t change it but we already paid £500 for a new backdrop so we told her we couldn’t change it now. I think over time she has got used to it now.

RN: Is Neil Starr a bastard too?

PC: Neil is the only one not related to the Campbell clan but I guess you could say he’s an honorary bastard! 

Phil Campbell ist der junge Mann in der Mitte 😉

RN: Let’s go back in time a bit. The end of this year marks the fifth anniversary of Lemmy’s death. Has time healed the wounds?

PC: It was obviously extremely hard at first. The first 6 months after his death was tough and I didn’t really know what to do with myself. But luckily this band has kinda acted as therapy and over time you could say the wounds have healed.

RN: With Lemmy’s death not only one of the most important rock and metal musicians has died, for many fans an era has come to an end. Shortly after Lemmy’s death, Mickey Dee categorically rejected the continued existence of MOTÖRHEAD. Was it always clear to you that there would be no band with a new singer?

PC: Oh of course, no question, I don’t even think Mikkey and I discussed it. Without Lemmy there is no MOTÖRHEAD and I think everyone knew that, he was too iconic to replace and it was his band.

RN: GOTTHARD have made it, AC/DC as well – what chances does a band have to survive if the singer and frontman dies?

PC: I suppose every band has different circumstances and those bands have done great but replacing Lemmy in MOTÖRHEAD was never an option. It all depends what the band members want to do, some bands might want to carry on but other bands won’t. Every band is different.

RN: PHIL CAMPBELL AND THE BASTARD SONS have been very busy and on the road a lot since their formation. Have your longstanding contacts in the scene contributed to the success of the band?

PC: You could say that, I’m still with UTA who were MOTÖRHEAD’s booking agent for decades so it’s great to have the same team there. Regarding management the boys in the band manage it day to day, they all have separate roles in the band which keeps them busy so I get a bit of time to relax!

RN: On November 13th your new album will be released. Besides kick ass Rock’n’Roll, what can the fans expect?

PC: There’s a lot of kick ass rock n roll on there as you say but there’s a few songs on there that might surprise a few. I specifically can’t wait to hear people’s reactions to songs like “Born To Roam, “Desert Song” and album closer “Waves”. We have definitely explored a slightly different direction on those songs but like we always used to say in MOTÖRHEAD, we write the albums for ourselves, and if the fans like it too that’s a bonus!

RN: With „Son Of A Gun“ and „We’re The Bastards“ you have already released two videos. In short, what are these two songs about?

PC: Our singer Neil Starr writes all the lyrics so I couldn’t really tell you much about them, sorry. I do know that „We’re The Bastards“ is basically about us not being able to play any shows this year and us expressing to our fans we can’t wait to see them on the road again, it’s kinda a tribute to our amazing fans.

RN: If concerts and festivals take place again next year, what are you most looking forward to? Do you as a band have a certain ritual before the gig?

PC: We can’t wait to get back on the road again, we are a touring band! We don’t really have a ritual, some of the boys eat a banana before the show for energy, sometimes I have one too! But no real rituals, just go out there and have a good time.

RN: Are there any concrete plans so that we can see you live again? Are there already gigs planned in Switzerland?

PC: We’ve rescheduled all of our shows we were suppose to play this year for next year so fingers crossed they happen. Regarding Switzerland I believe we are playing RIVERSIDE FESTIVAL AARBURG with SABATON in August so that should be a fun one!

RN: Which was your worst concert so far and which your best?

PC: I always remember playing one show in Australia when I first joined MOTÖRHEAD and we played a great show to a couple of thousand people. Then the day after we played 10 miles down the road and only 12 people showed up! Maybe we were just really shit the night before haha. Regarding best there’s far too many but when PCATBS supported GUNS’N’ROSES at Imola Race Track in Italy to 100,000 people will always remained a fond memory.

RN: If you were allowed to decide the lineup for a festival, which bands would have to be there? Who would have to open and who would be the headliner?

PC: Oh that’s a tough one, I listen to lots of different styles of music so to keep things interesting I would have RAMMSTEIN and their amazing live show open then to come down from that crazy show have the EAGLES headline to chill out to after RAMMSTEIN, that would be one crazy line up!

RN: Then let’s do a short test of your spontaneity (which is hard to control in a mail interview…). Say a short sentence about the following keywords without thinking for a long time:

o Friendship “Great friendship lasts a lifetime”
o Family “Always treasure your family”
o Success “Everyone’s version of success is different, just concentrate on yourself”
o Prosperity “Hopefully next year we can prosper and go back on tour again”
o Switzerland “Always love playing in Switzerland and fingers crossed we will be back there next August!”

Phil, I look forward to having such a conversation face to face at some point. Until then, good luck and thanks for answering my more or less stupid questions.