OWEN KANE lassen Grabenhalle erzittern
Nachdem ich erst gerade beim ROCK IN TOWN zu Gast gewesen bin, führt mich mein Weg bereits wieder in die St. Galler Grabenhalle – meine Heimatstadt ruft zu einem Konzert der SUperlative.
Bilder und Text Danny Frischknecht
Es war wohl die Berichterstattung zum ROCK IN TOWN, welches Urs „Bon“ Schiess dazu veranlasste, mich zu ihrer Releaseparty einzuladen. Aus der Releaseparty wurde dann nichts, die Fahrt in die Gallusstadt lohnte sich dann trotzdem – mehr als…
Die Grabenhalle ist schlicht DIE Eventhalle in St.Gallen, wenn es um härtere Musik geht. Und üblicherweise ist es schwierig, für härtere Musik genügend Publikum zu finden – da lockt dann halt eher Zürich mit einem deutlich grösseren Angebot und einer deutlich grösseren Szene – was wiederum auch nicht für volle Hallen garantiert.
A propos volle Halle. Dass das der Fall sein würde, zeichnete sich bereits ab, als ich die Halle betrat – eine Schlange am Ticketschalter, Gedränge im Foyer, draussen eine ansehnliche Zahl an RaucherInnen und in der Halle selbst bereits um 20:30 Uhr viel Publikum. Konzertbeginn sollte erst eine Stunde später sein.
Und wieder einmal muss ich gestehen – ich habe OWEN KANE nicht gekannt, obwohl die Band seit über dreissig Jahren auf der Bühne steht. Allerdings – lange ohne Erfolg, ohne wirklich wahrgenommen zu werden. Das ist eigentlich eine Schande. Mit Urs „Bon“ Schiess gibt es da diesen charismatischen Sänger, diese Rampensau im Jeansgewand. Der Frontmann hat bereits seine Jährchen auf dem Buckel – davon merkt man aber wenig. Entweder hat er noch keine Beschwerden im Gebälk, oder er hat sie irgendwie weggedrückt. „Bon“ nennt man ihn übrigens, weil seine Stimme jener des ersten und unvergessenen AC/DC – Fronters. Und das ist nicht nur so eine Coverband-Ähnlichkeit. Urs Schiess‘ Stimme klingt nicht nur ähnlich, sie hat auch dieselbe Power, dieselbe Eindringlichkeit. Klar, dass die Band ihrem grossen Vorbild auch mit Covern huldigt – neben einem Cover von ROD STEWART besteht aber der grosse Teil des Abends aus eigenen Rocktracks, die sich gewaschen haben.
Das Konzert listet hier die beiden Klassiker „Whola Lotta Rosie“ auf oder den letzten Song des Sets, „Let There Be Rock“. Beide Tracks kennt man von vielen Coverbands – OWEN KANE hauchen den Songs neues, unverfälschtes Leben ein. Das ist Rock, fucking kick ass Rock. Das selbe gilt für ihre eigenen Tracks, „Waste Of Time“ etwa, „War“ oder „Scotch’n’Beer“. Bei „Waste Of Time“ tritt übrigens eine weitere Ählichkeit zu Tage – wenn das nicht nach dem Prince of Darkness klingt – OZZY lässt grüssen!
Neben dem Frontmann liefern aber auch Leadgitarrist Sacha „Sash“ Leuenberger ab, der die Saiten auch schon mal für THE BOSS HOSS malträtiert hat oder Drummer Chrigel Bosshard, seines Zeichens Mitarbeiter von STEFFE LA CHEFFE und ehemals auch bei BONAPARTE dabei. Den Bass bedient Marco Blöchlinger, der auch bei COWBOYS FROM HELL mitmischt und dann der Metalhead der Truppe, Siro Giger, der seine Saiten auch TERONATION zur Verfügung stellt und dort auch singt. Das ist ziemlich fetter Metal, den man allenfalls auch einmal in der Grabenhalle hören wird. „Bloody Mess“ gibt es weiter unten zu hören und zu sehen.
Etwas mehr als eine Stunde rocken OWEN KANE die Grabenhalle – eine schweisstreibende Stunde, bei der nicht nur mir heiss wird, auf den meisten Gesichtern in der Halle zeigt sich Feuchtigkeit – nicht zuletzt der durchgehenden Bewegung geschuldet – bei dieser SHow ist nichts mit Fusspitzenwippen. Den Typen mit Sonnerbrille, in weisser Hose und weissem Pullover oder den jungen Menschen mit Regenjacke und Kapuze kann ich umso weniger verstehen – es war verflucht noch einmal heiss in der Halle, richtig heiss.
Klar, dass das Publikum mit einer guten Stunde besten Rocks nicht zufrieden ist, die Männer lassen sich auch nicht bieten und legen drei weitere Songs drauf. Also eigentlich sind es mehr als drei Tracks, denn den Beginn macht ein Medley von AC/DC – unter anderem mit „Hells Bells“ und „Thunderstruck“, den Abschluss machen nochmals zwei eigene Nummern, „You Deserve This“ und „Waiting“.
Wie bereits angetönt; das Konzert war etwas vom Besten, das ich in der letzten Zeit zu hören bekam. Das war perfektes Handwerk gepaart mit einem absolut genialen Feeling für Liveperformance. Keine Ahnung, warum die Band nicht längst bekannter ist, über die Ostschweiz hinaus wirkt und grössere Events spielt. Das ist fucking kick ass Rock’n’Roll – OWEN fucking KANE!
Nun ja, die Grabenhalle wird nicht so bald Ruhe vor mir haben, denn das nächste Event steht am 30.09.23 an,. An diesem Abend wird SERAINA TELLI hier aufschlagen, und die Wahrscheinlichkeit, dass die Halle dann ebenfalls voll ist, dürfte gross sein. Schliesslich rockt nicht alle Tage eine Schweizer Rockröhre hier ab, deren aktuelles Album gerade auf Platz eins der Schweizer Albumcharts gelandet ist.