Nordlicht in Pratteln

Nordlicht in Pratteln

Nicht das Himmelsspektakel sondern das neueste Werk der Folkband VERSENGOLD stand Ende Oktober im Metaltempel Z7 im Mittelpunkt.

Text und Bilder: Claudia Chiodi

Nach Funkenflug sind die Norddeutschen nun mit Nordlicht zum zweiten Mal als Headliner in Pratteln zu Gast. Auch wenn man mich meist bei Metalbands antrifft, könnte man Folk Musik als meine zweite Liebe bezeichnen. Dass ich mich ab und an sehr ausführlich mit Songtexten beschäftige, ist genau dieser Musikrichtung geschuldet. Man findet hier Texte welche sich mit dem üblichen beschäftigt, wie Liebe, Schönheit, Verlust und Schmerz. Aber auch aktuelle Geschehen, Politisches und Schmutziges sind Inspiration, die ganze Bandbreite des Lebens ist Thema. Und das gepaart mit mitreisenden oder herzzerreissenden Melodien, welche man auch in verschiedenen Stadien der Nüchtern- und Trunkenheit mitgrölen kann.

Beide Bands haben in meiner eigenen Geschichte ihren besonderen Platz, ist VERSENGOLD eine der ersten Bands, genau gesagt die zweite, welche ich überhaupt fotografiert habe, ist MR. IRISH BASTARD mit ein Teil jener Reise/Geschichte, welche mich zum Blog schreiben inspirierte und damit zur Fotografie zurück geführt hat. Ein Abend zum Geniessen und in Erinnerungen schwelgen  war der Plan und dieser ging trotz einiger Hürden absolut auf.

MR. IRISH BASTARD

Nachdem mich der Weg an diesem Abend beinahe verzweifeln liess (Feierabend, Baustellen und Unfälle resultierten in 2 Stunden lang beinahe Schritttempo), kam der Auftakt mit MR. IRISH BASTARD gerade recht. Bei etwas angestauten Frust und  Stress trifft die Truppe mit dem aktuellen Album „The Desire for Revenge“ genau ins Schwarze. Und den Songs wie „I Only Like You When I’m Drunk“ singt man sowieso schon gerne mit, aber in dieser Stimmung ist das fast schon Therapie. Und bei „I Hope They Sell Beer In Hell“ kommt dann auch beinahe sowas wie Nostalgie auf, ich glaube irgendwo in den Tiefen meines Schrankes liegt noch ein Shirt mit diesem Aufdruck. Wenn man dann bei diesem Tempo überhaupt nostalgisch sein kann. Ich und vermutlich ebenso die anderen Anwesenden wären dann definitiv auf Betriebstemperatur, auch die Crowdsurfer haben sich auf Anraten von Mr. Irish Bastard himself schon mal warm gemacht und die Wellen getestet.

Online:

https://www.mririshbastard.com

Müsste ich nicht noch fahren, wäre jetzt ein gezapftes Guiness genau richtig, so aber begnüge ich mich mit der Standart Cola, passt ja immerhin farblich.

VERSENGOLD

In Feierlaune und mit ordentlich abgebauten Frust bin ich auch bereit für die Hauptakteure des Abends. Eines der herausstechendsten Merkmale von VERSENGOLD waren für mich immer die intelligent geschriebenen Texte, welche Emotionen und Stimmungen gekonnt ausdrücken und einiges an modernen Lebensweisheiten übermitteln. Gepaart mit Musik und Begeisterung auf der Bühne, welcher man sich kaum entziehen kann. 

Mit „Durch den Sturm“ und „Niemals Sang- und Klanglos“ eröffnen sie das Konzert mit zwei Songs, welche für mich persönlich einiges an Lebenseinstellung und Kampfansage in positiver Hinsicht enthalten. Sie lassen es sich nicht nehmen auch etwas Seemansgarn einzuflechten, die Entstehungsgeschichte vom nächsten Song gibt es erst einmal als ausführliche Version mit Bücher wälzen und ausführlicher Recherche. Sänger Malte gesteht dann aber auch, dass die Geschichte von „De rode Gerd“ auf der Rückseite einer Flasche des gleichnamigen Likörs zu finden war. 

Weiter geht es mit einer Setliste bestehend zum Grossteil aus Songs des aktuellen Albums Nordlich, aber auch der Vorgänger Funkenflug ist stark vertreten. Eine ausgewogene Mischung aus Geschichten aus ihrer Heimat und sehr persönlichen Songs, am eindrücklichsten für mich wie so oft die Auseinandersetzung mit dem eigenen Ableben in „Haut mir kein’ Stein“. Aber auch politische Themen bleiben nicht aussen vor, ganz klar beziehen die Künstler Stellung gegen Rechtsextremismus und für die Rettung der Bootsflüchtlinge, sowohl verbal als auch mit Songs.

Neben den ernsten Themen, darf natürlich auch der Spass nicht zu kurz kommen, so muss sich Geiger Flo sein Bier mit einer Runde Crowdsurfen erst verdienen und bei den Kollegen von MR. IRISH BASTARD beim Mischpult abholen und spielt von da auch gleich weiter. Mit einer mehr oder weniger trinkfesten Zugabe geht ein Konzertabend mit viel Spass, Tempo aber auch nachdenklich stimmenden Momenten zu Ende.

Online:

https://www.versengold.com