MISSION IN BLACK im Interview
Nach WITCHBOUND konnte ich am vergangenen SUMMERBREEZE mit einer zweiten Band aus dem süddeutschen Raum sprechen – MISSION IN BLACK liessen dieses Jahr mit ihrem Album „Anthems Of A Dying Breed“ aufhorchen.
Text: Danny Frischknecht
Die Band
MISSION IN BLACK sind eine Thrash Metal Truppe, die im Mai ihr letztes Album veröffentlicht hat. Die Band besteht aus Daniel Tschoepe und Fabian Guist an der Gitarre und Andy „Black“ Flache an den Drums. Becky Gaber war die Stimme auf dem Album, sie wurde in der Zwischenzeit von Steffi Stuber abgelöst. Aktuell werden MISSION IN BLACK von Yannick Hartlieb und Michael „Hinki“ Brink (Earacle, Delirious) bei den anstehenden Live Shows unterstützt, bis ein fester Bassist gefunden ist.
Damit hat sich die spannende Situation ergeben, mit Andy „Black“ Flache und Steffi über ein Album zu sprechen, das von einer nicht mehr anwesenden Sängerin eingesungen und jetzt von der neuen Sängerin interpretiert wird.
Aber natürlich haben wir auch über andere Dinge gesprochen.
Let’s Talk…
Klar habe ich Steffi gleich auf diese Situation angesprochen. „Wie wird das für die Leute sein, klingt das bei dir ähnlich wie bei Becky Gaber oder müssen sich die Fans an eine Live-Version gewöhnen, die völlig anders klingt?“
Klar würde das anders klingen, da niemand eine Kopie sein wolle oder könne. Und ja, sie habe hier etwas Fertiges „vorgesetzt“ bekommen – damit spiele sie aber gerne, bringe ihre eigene Note ein, ihren eigenen Stil. „Ich nehme mit hier auch die Freiheit, Melodien etwas abzuwandeln oder an einer Stelle clean zu singen, die auf dem Album gegrowlt wird. Bei mir klingt das Ganze sowieso noch etwas tiefer als bei Becky auf dem Album.
Ich spreche Steffi darauf an, ob es als growlende Frau nicht schwierig ist, nicht permanent mit Alissa White Gluz von ARCH ENEMY verglichen zu werden.
„Bist du eine „Alissa für Arme“? Steffi lacht und antwortet: „Nee, das ist gar kein Problem, ich hab musikalisch auch ganz andere Vorbilder wie SLIPKNOT oder LAMB OF GOD. Das mag für andere Sängerinnen so sein, für mich nicht. Bei den weiblichen Stimmen orientiere ich mich eher an Amy Lee von EVANESCENCE – ohne sie kopieren zu wollen. Ich will schliesslich kein Abbild sein, sondern Steffi.“
Andi schaltet sich ein: „Ja, da gibt es schon Unterschiede, mit Steffi haben wir eine Sängerin, die in sich eigentlich zwei oder drei Stimmen vereinigt – das ist auch ein Alleinstellungsmerkmal von MIB. Bei der Suche nach einer Stimme waren wir auch nicht fixiert auf Mann oder Frau, wir wollten einfach eine geile Stimme. Und das bringt Steffi halt grad mehrfach mit.“
Im Hintergrund beenden AMARANTHE gerade ihren Auftritt und ich finde, dass MIB da eine „günstige“ Lösung gefunden hätten, da Steffi das in Personalunion erledigt.
„MIB ist für mich auch richtig geil, da kann ich richtig guttural growlen, die Sau raus lassen. Und gleichzeitig kann ich auch zeigen, dass ich singen kann, wie etwa bei der Ballade „Oceans Of Blood“. Da kann ich zeigen, was ich alles kann.“
Welcome The Apocalypse – hier noch mit Sängerin Becky Gaber
Ich spreche Andi auf seine spezielle Position an; der Drummer ist eigentlich der Mastermind. Da berichtigt er sofort: „Ich weiss, dass viele Leute das Gefühl haben, ich wäre derjenige, der die Songs schreibt, was allerdings nicht stimmt. Da ich die grösste Klappe habe – allerdings nimmt mir Steffi zunehmend mehr die Butter vom Brot – wirkt das so wie der Chef. Ich kümmere mich allerdings schon weitestgehend um die Organisation, die eher mühsamen Jobs. Aber kreativ funktionieren wir total als Team.
Ich geb da vielleicht Ideen oder Texte rein, aber das war dann bisher schon eher der Part von Daniel oder Becky. Mit unserem neuen Gitarristen Fabian und Steffi übernehmen hier andere das Ruder.“
MIB werden in nächster Zeit auch Gigs absolvieren, nach dem Plattenrelease sind im Herbst verschiedene Termine geplant, so etwa am 29.11.18 in Stuttgart oder am 22.11.18 in Balingen. Es geht ihnen wie vielen „unbekannteren“ Bands – Gigs zu bekommen, ist nicht einfach. Immerhin haben sie jetzt einen Booker, der sich richtig reinhängt.
„Es ist schön, dass unser Album in der Presse gut ankommt, dass man auf uns aufmerksam wird. So kommen doch die einen oder anderen Veranstalter und wir kriegen Gigs – obwohl gefühlt acht Millionen andere Bands ebenfalls auf die Bühne wollen.“
Ich frage nach, was Andys Meinung nach notwendig ist, als eine von 130 Bands auf dem SUMMERBREEZE zu spielen – was ja sowas wie das WACKEN von Süddeutschland ist. „Wahrscheinlich sehr gute Beziehungen und eine grosse Portion Glück. Es ist halt schon so, dass hier auch auf den kleineren Bühnen saugeile Bands spielen. Die Zeiten, wo an solchen Festivals irgendwelche Hinterhofbands spielen, sind definitiv vorbei.“
Kleine Anmerkung meinerseits; Hammertruppen wie JINJER oder ORPHANED LAND spielten etwa auf der Zeltbühne – die war dann jedoch proppevoll. Hinweis an die Booker vom SUMMERBREEZE – Andy würde nicht ablehnen, wenn ein Anruf käme und sie würden auch morgens um acht spielen.
Als ich die Beiden nach der Band frage, die sie am Liebsten supporten würden, sind die Antworten überraschend und auch wieder nicht. Steffi würde selbstverständlich am Liebsten für SLIPKNOT die Bühne vorbereiten – Andy hingegen träumt dann eher von ARCH ENEMY, würde momentan aber auch einmal eine Band wie PARKWAY DRIVE oder die IN FLAMES supporten, einerseits, weil sie einfach geil sind und andererseits, weil da die Bühnen schön gross und die Hallen voll sind.
Ebenso spannend ist die Frage, wen die Band gerne als letzten Support haben würde, wen sie als „SUMMERBREEZE – Headliner“ gerne vor sich hätten, bleibt Andy brutal trivial; „Von sowas träume ich gar nicht. Ich finde es schon geil, dass wir noch da sind, eine geile Sängerin gefunden haben, nachdem wir vor zwei Jahren vor dem Aus standen. Ich empfinde es als Ehre, dass wir BRAINSTORM supporten dürfen, weil die zehntausend andere Bands finden würden. Ich geniesse das einfach, so wie es momentan ist.“
Auch wenn Andy nicht der Mastermind sein will, sein kreativer Einfluss auf die Band ist da. So liefert er nicht nur Texte und Themen, sondern seine ökologische Grundhaltung und sein Engagement haben auch zum Titel des Albums geführt „Anthems Of A Dying Breed“ ist in verschiedener Hinsicht ein Ausdruck davon, dass die Menschheit an einem Scheideweg steht. Und so bleibt es zu hoffen, dass das Album von MIB nicht zum Programm wird, zu einem „Abgesang auf eine aussterbende Rasse“. Das Album ist zwar relativ schwarz und dunkel, trotzdem aber auch mit diesem „und jetzt erst recht!“ Groove.
Da Steffi neu in der Band ist und mit der Entstehung von Songs und Album nicht zu tun hatte, hoffe ich, von ihr einmal nicht die übliche „ich mag alle gleich gut“-Antwort zu erhalten, wenn ich sie nach dem Lieblingstrack frage.
„Das ist schwierig, weil ich da zwei Dinge betrachte. Einerseits, welche Tracks ich gerne höre und andererseits, welche ich gerne performe. Wichtig ist mir der Song „Godless“, obwohl oder weil der so untypisch für das Album ist. Der geht halt richtig ab, ist straight ahead. Live besonders wichtig ist mir „Oceans Of Blood“, weil wir da zwischendurch runterfahren können, etwas zur Besinnung kommen, das Publikum mit der ruhigen Seite des Metal mitreissen zu können.“
Andy gibt dann doch auch seine Lieblinge preis. „zum Spielen als Drummer sind das natürlich die eher schnelleren Songs, der wichtigste ist „Into The Flames“, schnell, hart und schnörkellos. Ja, kann man so stehen lassen.
Mein Lieblingstrack ist übrigens „Cold Wings Of Vengeance“, der immerhin auch die Gnade der Beiden findet. Andy sieht das auch sehr positiv, dass die Fans immer wieder andere Tracks gut finden als jene, die für sie im Zentrum stehen.
Hier ist dann auch der Zeitpunkt, um das Gespräch zu beenden. Schliesslich ist es wieder über dreissig Grad heiss und das letzte kühle Bier auch schon eine Weile her.
Es hat mich gefreut, mit Andy und Steffi zu quatschen und ich hoffe natürlich, dass die Truppe bald einmal in der Schweiz spielt.
Mehr Infos zur Truppe findet ihr hier:
https://www.facebook.com/pg/missioninblack
Das Album gibt es zum Beispiel hier: