MISS ALLIE? MISS ALLIE! Rocks!

MISS ALLIE? MISS ALLIE! Rocks!

Ich riskiere hier gerade mein Image, aufgebaut während 13 Jahren an Konzerten, Festivals, Interviews und Hunderten Konzertreviews – zu Rock und Metal…

Danny Frischknecht

…aber leider habe ich mich in MISS ALLIE verliebt, die kleine Singer Songwriterin mit Herz. Ich lass dafür mal gleich die übliche Struktur mit Punktebewertung und englischer Version weg. Ich erlaube mir, ein wunderschönes Album zu besprechen. Und ja, das Album rockt auf seine Weise, obwohl wohl nur ein Song drauf ist, den man als Rock bezeichnen könnte – aber darüber unten mehr…

„Immer wieder fallen“ heisst die Scheibe von Elisa Hantsch. Elisa Hantsch ist 31 Jahre alt und 1.50 Meter klein. Was das mit dem Album zu tun hat? Nichts direkt, aber es erklärt einige Eckdaten einer Singer Songwriterin, die seit Jahren als MISS ALLIE auf kleineren und grösseren Bühnen unterwegs ist – die aktuelle „Immer Wieder Fallen“ Tour führt sie quer durch Deutschland, aber auch nach Österreich und in die Schweiz. Die Tourdaten finden sich hier…

MISS ALLIE ist eine Singer Songwriterin – früher hätte man das auch Liedermacherin genannt. Das ist das Genre, zu dem im deutschsprachigen Raum Namen wie Reinhard Mey, Hannes Wader, Ludwig Hirsch, Mani Matter, Sarah Lesch, Georg Danzer oder Bettina Wegner gehören. Und eben MISS ALLIE. Gleich mal vorneweg; das Album ist zuckersüss und schrammt permanent an der Grenze zum Kitsch. Das rührt ein Stück weit auch daher, dass MISS ALLIE ein Youtube- und Bühnenphänomen ist – das Auge isst quasi mit. Die Arrangements sind technisch unbestritten sehr gut, es tummeln sich Musiker darauf, die ihr Handwerk verstehen. Das Album ist auch abwechslungsreich – eben von ganz sanft, zuckersüss über Americana („Die da oben“, „Alles nur geträumt“) bis hin zu leichtem Rock. Mit „Dazwischen“ gibt es auch ein Lied, das nichts anderes ist, als ein Summen, erst einstimmig, dann choral – ziemlich schön! „Ukulele“ hat sogar einen leichten Touch Mittelalter-Folk – mit Geige!

Das Alles macht aber das Album nciht aus. Zentral sind das, was man von Liedermachern erwartet; Texte! Ja, richtig gehört, das spielt eine Rolle. Es gibt mehr als „180 Mails checken, die Welt retten“ oder so. MISS ALLIE kennt keine Hemmungen – „Ukulele“ geht dabei hart an die Grenze zur Pornographie – naja, es geht immerhin um das Bedürfnis nach Sex anstelle der hehren Kunst – Gitarre weg und endlich bummsen ist das Motto. Herrlich auch „Alles nur geträumt“ – im Countryoutfit wird dabei resumiert, wie es wäre, eine Partei – hier die CDU – zu beissen. Oder der Papst, der mit Leggins durch die Welt joggt und dabei eine braune Tüte mit Kacke erhält – zumindest erfrischend ist das schon. Wohl ungeplant aktuell ist „Weltsicherheitsrat“ – das kann passieren, wenn Mitarbeitende sich rausnehmen, auch mal einen Tag frei zu nehmen – Atomkrieg und Weltuntergang. Deshalb; „Jetzt wird wieder in die Hände gespuckt, wir steigern das Bruttosozialprodukt!“

Also, MISS ALLIE rockt definitiv, aber nicht so, wie wir es im ersten Moment erwarten, keine Doublebeats, keine verzerrten Gitarrenriffs – sondern mit Worten, mit intelligentem Sprachwitz. Darauf darf man sich also getrost mal einlassen.