Marina La Torraca von EXIT EDEN im Interview

Marina La Torraca von EXIT EDEN im Interview

Am Rande des Wacken Open Airs hatte Rea die Gelegenheit, mit Marina La Torraca von EXIT EDEN ein Interview zu führen.

Text und Bilder: Rea Sigg


Ich traf mich mit Marina im Pressezelt und wir suchten uns ein gemütliches Plätzchen für unser Gespräch.

Ihr seid in der Schweiz noch nicht so bekannt. Stell euch doch mal kurz vor. Wer seid ihr und wer steht hinter dem Projekt?

Wir sind Exit Eden. Wir sind vier Sängerinnen und eine Band. *lacht* Wir singen Metal, Symphonic Metal, und unser erstes Album war mainly Pop Cover Songs in Metal.

Und wer gehört denn Alles zur Band?

Wer? Also, ich, Marina La Torraca (Phantom Elite, Anm. d. R.), Clementine Delauney von Visions of Atlantis, Anna Brunner und Amanda Sommerville (Trillium, Anm. d. R.).

Vor einem Jahr war ja euer erstes Album „Rhapsodies in Black“und jetzt seid ihr hier auf Wacken. Die zweite Show überhaupt, die ihr zusammen spielt.

Heute? Jaaaaaa

Glückwunsch, das ist ein Riesenschritt. Wie fühlt sich das an?

Das fühlt sich super an. Wir sind total positiv aufgeregt und auch ein bisschen nervös. Ja klar. Man kann nicht lügen, es ist schon ein grosser Schritt. Wir denken so „Wow!“. Und dann noch ohne Amanda, heute. Aber es wird auch besonders. Wir haben verschiedene, andere Versionen vom Album vorbereitet.

Cool, da freue ich mich drauf.

Jaaa! *lacht*

Allgemein heisst es, Frauen hätten es in der Branche, gerade im Metalbereich, schwerer als Männer. Ihr seid ja alles Frontfrauen, was ist eure bzw. deine Meinung und Erfahrung zu dem Thema?

Also meine Meinung ist, ja, Frauen haben es eigentlich schwieriger…in der Welt. Überall. Ist einfach so. Und es gibt immer mehr Frauen, die eine Metalposition haben, aber noch nicht genug. Und ich finde es Wichtig, dass das mehr Frauen machen. Und nicht nur Singen! Das ist auch irgendwie das Problem von diesem „Female Fronted“. Also ich finde es persönlich nicht schlimm, dass es so eine Gesellschaft für Frauen im Metal gibt. Das ist irgendwie Unterstützung, das ist gut. Aber das Problem ist, wie ich finde, dieses „Fronted“.

Schon wieder eine Schublade…

Genau! Frauen sollen einfach Metal spielen, wie Männer und auch alle Instrumente die sie wollen.

Ich persönlich hoffe ja bald auf ein neues Album von euch. Ist da Etwas in Planung? Worauf kann man sich freuen und was darfst du schon verraten?

Jaaaa. Man darf sich freuen… Ich soll noch nichts verraten, also noch nichts Konkretes. Aber wir haben schon angefangen, daran zu arbeiten. Und wahrscheinlich, sehr wahrscheinlich kommt noch ein Album. Bald!

Kannst du schon sagen, geht es wieder in Richtung Coversongs oder gibt es eigene Stücke?

Ich darf es noch nicht sagen, aaaber, vielleicht alles.

Dann kann ich mich darauf freuen.

Wie schaut es denn mit einer Tour aus, ist da etwas geplant?

Nach einem zweiten Album ist es sehr wahrscheinlich, dass wir eine Tour machen werden. Nach dem ersten Album war es natürlich schwierig, weil Amanda schwanger war. Jetzt hat sie die Zwillinge bekommen, deswegen spielt sie auch nicht heute. Das ist alles ein bisschen schwierig. Aber sie wird bald wieder fit sein. Also sie ist ja fit, aber noch fitter. Es ist halt alles ein bisschen schwierig mit den Zwillingen und noch ein Kind zu Hause.

Dann kommt ihr auch in die Schweiz, hoffe ich.

Hoffentlich! Ja klar.

Coversongs sind nicht jedermanns Sache und ihr habt euch ja keine unbekannten Stücke ausgesucht. Wie seid ihr an das Projekt rangegangen?

Für dieses Album war das, ganz ehrlich, die Idee von den Produzenten. Ich wurde zum Beispiel vom Amanda angerufen und gefragt „Hey, willst du in diesem Projekt singen?“ Alles war schon vorbereitet, Instrumente waren schon alle da. Die Idee war ja, einfach so ein Studioprojekt zu machen. Das hat so gut geklappt. Als wir alles aufgenommen hatten, fanden wie es so geil, die Produzenten auch. Und dann, okee, dann machen wir eine richtige Band. Wollt ihr das auch? Und wir so, natürlich!

Finde ich sehr gut.

Jaaa, wieso nicht. Es macht Spass.

Als ich euch für mich entdeckt habe, habe ich nur gedacht, wie geil. Total Eclipse Of The Heart ist einer meiner Lieblingssongs und ich kann ehrlich nicht sagen, welche Version mir besser gefällt. Da habt ihr wirklich was Cooles draus gemacht.

Danke schön.

Konntet ihr Einfluss darauf nehmen, wie die Songs aufgenommen werden oder war das alles schon mehrheitlich vorgegeben?

Ja, beim Gesang auf jeden Fall. Sie haben schon eine direction gehabt für uns, aaaber… ich persönlich sing normalerweise nicht so „opermässig“ und ich habe versucht, ab und zu weg von „Opern“ zu gehen.

Es macht bestimmt auch mehr Spass, wenn man sich selber einbringen kann.

Ja, auf jeden Fall.

Als ich mich auf das Interview vorbereitet habe, bin ich auf einige sehr gute Kritiken, aber auch auf einige negative gestossen. Ein Satz blieb mir dabei besonders in Erinnerung. Den Satz muss ich ablesen: „Aus dramatischen Pop-Balladen werden nach Einheitsrezept Metal-Retorten geschleift, die jegliche Self-Awareness und alle Nuancen der Originalstücke vermissen lassen.“ Wie geht ihr mit solchen Kritiken um bzw. was antwortet ihr darauf?

Jo, dann hör es nicht. *lacht herzhaft*

Ne, also ich meine… Wir haben eine Version von einigen Songs gemacht und das gefällt nicht jedem. Das ist einfach so. Die Idee war, diese Songs auf Klassisch Symphonic Metal zu machen. Es war nicht unser Ziel, etwas „Originelles“ zu machen. Wir wollten einfach Pop in Symphonic Metal machen und sehen, was passiert. Es soll einfach Spass machen. 

Ihr seid ja alle vier keine unbekannten Namen in der Szene. War das für das Projekt bzw. die Fangewinnung eher hinderlich, weil die Leute euch bereits in eine Schublade gesteckt hatten? Oder hat euch das gar nicht gehindert?

Also ich glaube, Amanda ist eher sehr bekannt. Clementine hat auch viele Followers. Anna und ich eher weniger. Ich glaube, Amandas Fans waren eher begeistert. „Uh ein Projekt mit Amanda“. Klar, das war auf jeden Fall ein Gewinn für uns.

Es kam also niemand daher und meinte, nein, das passt nicht?

Ja, es gibt immer Leute die so denken. Aber ich würde sagen, generell waren die Reaktionen eher positiv.

Das klingt doch gut.

Was ist dein Lieblingssong auf Rhapsodies in Black und warum?

Ich liebe Papparazzi, weil ich den Song sowieso schon liebe. Und ich bin ein grosser Fan von Lady Gaga. Deswegen.
Ich glaube auch, es ist ein gutes Beispiel von unserer Art. Es hat alles. Alle Stimmen, Anna schreit, wir singen mehr Oper, wir singen auch pop-mässig, epic.

Es zeigt eure ganze Bandbreite?

Genau! Genau.

Ich mag eure Kostüme unheimlich gerne. Habt ihr euch die Outfits selber ausgesucht, gibt es eine Kostümverantwortlich oder wie geht ihr da vor?

Ja! Ja, genau, die haben wir selber ausgesucht. Das ist so viel Arbeit. Wir haben eine Designerin aus Spanien gefunden, Vivian Blue glaube ich, heisst sie. Sie designt alle Kleider, diese super, gothic, over the top Kostüme sind von ihr.

Ich finde die wirklich cool.

Für live sind sie leider nicht so geeignet. Sie sind schwer, sehr schwer.

Gaben sie denn wenigstens warm? Ich habe gehört, es war recht kalt beim Videodreh.

Es war richtig kalt. Es war ultraübelstkalt! *lacht* Aber wir hatten so eine Gasheizung, die hat uns das Leben gerettet. Und heisser Kaffee, ja klar. Wir hatten die ganze Zeit Jacken an. So, ok, jetzt Videodreh, jetzt wieder Jacke an. *lacht*

Hoffentlich ist niemand krank geworden?

Neee! Zum Glück nicht.

USA, Niederlande, Deutschland, Frankreich, Brasilien, ihr seid eine bunte Mischung mit verschiedenen kulturellen Hintergründen. Wie bringt ihr diese unterschiedlichen Backgrounds unter einen Hut?

Es gibt überhaupt keinen Knatsch, das ist so komisch. Wir verstehen uns supergut. Ich finde von der Kultur her sind wir alle sehr ähnlich. Wir sind alles Frauen, die verstehen sich. *lacht*

Bis auf den Zickenkrieg…

Das gibt es noch nicht.

Ich hoffe nie!

Ja, das wird es nie geben.

Was hast du jetzt noch vor bis zum Auftritt? Hast du noch Interviews oder Zeit zum Relaxen?

Ja, es sind noch ein paar Interviews. Dann haben wir noch ein paar Stunden, um uns bereit zu machen, MakeUp, Kostüme und so weiter.

Habt ihr auch ein gemeinsames Ritual, so vor einem Auftritt?

Noch nicht, ne. Ist ja auch erst unser zweiter Auftritt. Es hat sich noch nicht entwickelt.

Hast du das Gefühl, ihr werdet das einmal haben oder sagt ihr, das funktioniert einfach so?

Ich hoffe es! Ich will auf jeden Fall auch mehr Auftritte haben mit Exit Eden.

Das würde mich freuen!

Seid ihr nur heute da oder morgen auch noch?

Wir sind eigentlich bis Samstag hier. Aber als Fans, wir sind dann im Publikum. Heute machen wir natürlich noch ein bisschen Promo.

Klar, das macht ja auch Sinn.

Hast du dir schon Bands überlegt, die du dir anschauen willst? Oder entscheidest du das ganz spontan?

Ja! Ich will heute nach unserer Show Judas Priest gucken. Gojira will ich auf jeden Fall gucken. Die spielen am Samstag. Die Sängerin von Leaves Eyes kenne ich auch, die will ich auch sehen. Amaranthe finde ich auch supergut, die will ich auch gucken.

Die spielen ja morgen früh um 11 Uhr.

Zu früh! *lacht* Dann werde ich wahrscheinlich noch schlafen.

Nach der Aftershow Party heute, falls ihr dann dafür noch fit genug seid.

Auf jeden Fall! Auf jeden Fall! Wir haben das verdient. Wir haben so gearbeitet für diese Show. Das war richtig stressig. Nach der Show werden wir ein bisschen feiern.

Das soll ja auch so sein.

Hoffentlich läuft alles gut.

Bestimmt. Du sagst ja, ihr habt euch vorbereitet.

Ja. So viel Zeit haben wir nicht gehabt, zusammen. Aber das gehört dazu.

Probt ihr jeweils zusammen?

Wir hatten einen Tag. Gestern.

Dafür aber mehrere Stunden?

Ja, das stimmt.

Läuft das dann sonst über Skype oder so?

Alleine zu Hause. Die Band probt auch zusammen. Die sind, glaube ich aus Mannheim. Sie kamen auch schon vorbereitet und wir auch. Und dann setzen wir einfach alles zusammen.

Vielen Dank und euch viel Spass heute Abend. Rockt die Show.

Ich werde da sein und hoffentlich ein paar gute Bilder machen.

Ja, wenigstens ein gutes Bild. Ich sehe immer schrecklich aus auf der Bühne, ich mache so… *schneidet Grimassen*.

Das sagen irgendwie alle Musiker von sich selber.

Ja! Oder?

Nochmals vielen Dank für das Gespräch. Geniess euren Auftritt.

Danke dir und dann sehen wir uns später.

Da es mein erstes Interview war, war ich vorgängig etwas nervös. Doch dank Marinas freundlicher und aufgestellter Art ist diese Nervosität schnell verflogen, es war ein Vergnügen eine so angenehme Gesprächspartnerin zu haben.

Den bebilderten Bericht zum Auftritt findet ihr in unserem „Fortsetzungsroman“ über Wacken.